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Thiersch, Hermann
"Tyrrhenische" Amphoren: eine Studie zur Geschichte der altattischen Vasenmalerei — Beiträge zur Kunstgeschichte, N.F., 27: Leipzig, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.21981#0017
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und wenig sicher abgegrenzt die beiden Begriffe waren. Denn eigent-
lich bedeutete „egiziano" nichts anderes, als was man auch mit
„tirreno" sagen wollte, nur in etwas höherer Potenz, um die hier
in noch stärkerem Mafse vorhandene Strenge und Steifheit des
Stils hervorzuheben, die „geflissentliche Plumpheit", wie der stehende
Vorwurf lautet.

Der Begriff „tyrrhenisch" war also ein sehr weiter und sehr
wenig fester. Bunsen1), Rochette2) und besonders Kramer3)
erhoben sich dagegen und traten mit immer gesteigerter Ein-
dringlichkeit für den „Atticismus" der in Frage stehenden Gefässe
ein. Und als nun stilistisch wie technisch ganz gleichartige
Gefässe aus Griechenland selbst bekannt wurden, wie das von
Creuzer4), mit gesicherter athenischer Provenienz publizierte, wurde
selbst Gerhard schwankend.5) Die Benennung „ tyrrhenisch"
schwand also immer mehr und blieb schliesslich nur noch da haften,
wo eine andere, treffendere Bezeichnung zu finden am schwierig-
sten war- ja sie zog sich hinüber auf eine andere, eben jene
„ägyptisierende" Gruppe, welche ursprünglich gar nicht unter diesem
Namen verstanden zu werden pflegte. Und so sind unsere Amphoren
die letzten Veteranen der grossen bunten Armee, welche sich einst
auf Gerhards Wort unter jener phantastischen Flagge zusammen-
geschaart fand.

Der nächste, der sich mit den „tyrrheno-ägyptischen" Gefässen
befasste, war Kr am er.6) Er ist der erste, der ihren Charakter
klarer erkannt hat. Er spricht sie als eine vom korinthischen -— dem
„dorischen", wie man damals sagte — • unterschiedene, nicht mit
ihr identische, wohl aber mit ihr verwandte Gruppe an und schlug
so für sie den Namen „ dorisierend" vor.7)

:) Annali 1834, p. 69.

2) Annali 1834, p. 278.

3) Tm ganzen zweiten Teil seines trefflichen, viel zu wenig gewürdigten Buches
„Über den Stil und die Herkunft der bemalten griechischen Thongefässe". Berlin 1837.

*) Deutsche Schriften zur Archäologie. Bd. III. p. 7 ff. Tafel I.
5) Annali 1837, p. 136.
e) 1, c. p. 63 — 72.
') 1. c. p 69.
 
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