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Thiersch, Hermann
"Tyrrhenische" Amphoren: eine Studie zur Geschichte der altattischen Vasenmalerei — Beiträge zur Kunstgeschichte, N.F., 27: Leipzig, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.21981#0101
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— 87 -

Dagegen findet sich eine ähnliche, weitgehende Symmetrie wie auf
den tyrrhenischen Amphoren in den Tierfriesen der klazomenischen
Sarkophage, freilich aber mit steter Wiederholung immer wieder
derselben Aufeinanderfolge von Tieren (vgl. Mon. Piot 1897 pl. IV—V;
ein und dieselbe Gruppe: schreitende Sphinx—• Sirene — sitzende
Sphinx—Sirene sechsmal wiederholt). Auch hier also wieder Be-
ziehungen zu Jonien.1)

Im Laufe der bisherigen Untersuchung haben wir bereits öfters
von zwei- und dreigliedrigen Tiergruppen und ihrem zeitlichen Unter-
schied gesprochen. Es lässt sich nämlich feststellen, dass sich
auf den ältesten tyrrhenischen Amphoren die beiden symme-
trischen Tierreihen in ihren ersten Gliedern immer direkt einander
gegenüberstehen. Die Verbindung der beiden Reihen ist erleichtert
durch eine dazwischen gesetzte Blattrosette oder eine menschliche
Figur2) (vgl. z. B. 3, 4, 5, 6, 7, 11). Erst allmälig kommt man dazu,
ein Tier selbst in die Mitte zu setzen. So entsteht die jüngere,
dreigliedrige Tiergruppe im Gegensatz zur älteren, zweigliedrigen.
Das neue, zentrale Tier muss sich nun aber auch als vermittelndes
Glied von den andern Tieren unterscheiden, und so differiert es
thatsächlich von diesen in Gattung, Bewegung und Stilisierung.
Meistens sind Flügelwesen solche zentrale Tiere: Sirenen oder
Sphingen (fast immer sitzende; eine einzige Ausnahme auf 46). An
ihnen lässt sich nun konstant — und das ist eben bezeichnend —
ein Aufgeben der alten stilisierten3) Rundflügel und dafür eine Aus-
stattung mit natürlich entfalteten Flügeln wahrnehmen. Ebenso
regelmässig behalten natürlich die beiden seitlichen Sirenen oder
Sphingen als Glieder der schon vorhandenen Reihen den alten Rund-

1) Einige der jonischen Vasen Dümmlers halten noch ganz an der alten her-
kömmlichen Hintereinanderreihung in einer Richtung fest, so München 123.

2) Hier kleinasiatisch-jonischen Einfluss sehen zu wollen, wie Dümmler R. Mitt.
1888, p. 164, scheint mir unbegründet.

3) Die noch ältere Art, die Flügel mehr der Wirklichkeit entsprechend mit
gerader Kontur verlaufen zu lassen, wie im Geometrischen, im Phaleronstil und
Älterattischen (vgl. die Sirene BCH. 1898, p. 283, Fig. 4) liegt bereits vor den An-
fängen unserer Amphoren. Bezüglich der zeitlichen Ansetzung stimme ich vollkommen
mit Couve überein, der die Einführung des Rundflügeltypus von Jonien her in den
Beginn des sechsten Jhs. setzt. Unsere Amphoren würden demnach etwa zwischen
590 und 580 einsetzen. —
 
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