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Thiersch, Hermann
"Tyrrhenische" Amphoren: eine Studie zur Geschichte der altattischen Vasenmalerei — Beiträge zur Kunstgeschichte, N.F., 27: Leipzig, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.21981#0118
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— 104 —

Vorderansicht dieser Tierköpfe liegt, hat hier gewiss mit ein-
gewirkt. Selbst dann, wenn der Panther umblickend1) gedacht ist,
wie aus der starken Rückbiegung des Halses auf späten Exemplaren
zweifellos hervorgeht, erscheint sein Kopf niemals anders als en face.
Bei symmetrischen Gruppierungen nämlich oder, wo eine einer solchen
entnommene isolierte Erscheinung vorliegt, wie 45, I, dreht der
Panther den Hals eigentümlich seitlich zurück und bekommt so jenen
komisch lauernden Ausdruck, der ihm besonders auf den jüngeren
Gefässen eigen ist. Dies ist nichts anderes als die Umbildung des
geradeausblickenden Tieres in ein zurückblickendes mit Beibehal-
tung der Vorderansicht des Kopfes, von welcher man sich selbst
jetzt nicht trennen konnte. Symmetrische Panthergruppen dieser
Art finden sich noch nicht auf den älteren Stücken, desto häufiger
auf den jüngeren. So auf 11 (zweimal), 13, 26, 30, 31, 42, 48, 49,
50, 51, 54. Eine andere ebenfalls erst späte Erscheinung ist die,
dass das Tier aus seinem bisherigen Phlegma herauszutreten und
seine Raubnatur wenigstens darin zu zeigen beginnt, dass es sein
sanfteres Gegenüber — immer Widder oder Reh — mit erhobener
Pfote angreift, was durch die Beibehaltung der Enfacestellung des
Kopfes noch komischer wirkt (38, 42, 46, 54, 56). Ganz vereinzelt ist
das hockende Tier in solcher Aktion auf 38, III. Singulär und
wohl auf jonische Einflüsse zurückzuführen ist das Pantherweibchen
auf 5. Für andere weibliche Bildungen, aus jonischem Kunstkreis, vgl.
das Pantherweibchen bei Petrie, Tanis II, pl. XXVI. I 5 a, zwei solche
auf den Peruginer Bronzereliefs, Ant. Denkm. II, 15, 8 und 2; die
Sphinx auf der kleinasiatisch-jonischen Scherbe, Phot. des ath. Inst.
3 und 5; die Löwin auf der jonisch beeinflussten Amphora, Mus.
Greg. II, 29, 5 (nach Phot. auf der dort nicht abgebildeten Rück-
seite); die Füchsin auf der ebenfalls jonisch beeinflussten Schale aus
Capua, Arch. Zeit. 1881, Taf. V, 1, — und die römische Wölfin.2)

Der Eber scheint mehr der älteren Zeit geläufig gewesen zu
sein; wenigstens ist er im Tyrrhenischen sehr viel seltener (13, 25,
54) als im Korinthischen und Chalkidischen. —

Der Hirsch ist in beiden Gattungen bekannt, im Korinthischen
von jeher, im Tyrrhenischen aber, ebenso wie das Reh, erst in späterer

1) Niemals wenden die Köpfe um: Widder, Hirsch, Eber, Schwan und Adler.
2j Für noch weitere Beispiele siehe Petersen Rom. Mitt. 1894, p. 291 mit Anm. 2.
 
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