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Zeit.1) Das Geweih zeigt im Korinthischen meist eine reichere
Verästelung als im Tyrrhenischen, wo immer nur der eine Ast mit
seinen Verzweigungen dargestellt wird. Dafür ist hier die Rücken-
linie des Tieres mit einer weissen Punktreihe besetzt, wie auch beim
Reh. Man könnte diese Reihe weisser Punkte als den letzten Rest
einer ursprünglich viel weiter gehenden, sich auf den ganzen Tierkörper
erstreckenden naturalistischen Bemalung durch weisse Punkte an-
sehen, mit welcher die altjonische Kunst das geneckte Fell des Dam-
wildes wiederzugeben pflegte. Vgl. die Vase in Stockholm Jhb.
1897, Tafel 7; die klazomenischen Sarkophage, Ant. Denkm.; die
Scherbe aus Naukratis, JHS. 1887, pl. 79 und besonders die Cäre-
taner Hydrien. Analoges aus korinthischem Kunstkreis kenne ich
nicht. — Die Ohren des Rehes sind im Tyrrhenischen immer in
richtig wiedergegebener Uberschneidung beide dargestellt. —

Bei der Darstellung- des Bockes erlaubt man fast unterscheiden
zu können zwischen zwei verschiedenen Arten: dem eigentlichen
Steinbock und dem gewöhnlichen Ziegenbock. Den Steinbock würde
bezeichnen das mächtige, in grossem Bogen geschwungene Horn, wie
es am schönsten auf den rhodischen Vasen und den klazomenischen
Sarkophagen zu sehen ist. Das ist das Tier der jonischen Kunst,
seine Heimat sind die kleinasiatischen Berge. Davon wäre zu unter-
scheiden der Ziegenbock der europäisch-griechischen Welt: Das
Horn bildet da nicht die volle runde Kurve, sondern nimmt etwas
Gestrecktes, Niedergehaltenes an, und biegt sich oben wieder etwas
nach vorne zurück. Auch wird gewöhnlich nicht vergessen die
Spitze des infolge Uberschneidung verdeckten zweiten Hornes
anzugeben2), welches bei flüchtiger Ausführung und Betrachtung
wie eine geweihartige Abzweigung des ersten Hornes erscheinen
könnte. Der Kinnbart des Tieres aber besagt deutlich, dass hier
nicht ein Wild, sondern ein Ziegenbock gemeint ist. [31] — Der
Steinbocktypus wird allmälig verdrängt. Im Rhodischen herrscht er
noch ausschliesslich, in den Übergängen vom Rhodischen zum Ko-
rinthischen weicht er dem Ziegenbocktypus nach und nach voll-
ständig. Im Tyrrhenischen kommt jener nur noch sehr selten, nur

*) Vgl. oben Seite 52.

2) „Einhörner": 15 I, 30 III, 39 III, 50 III, 51 II und III; also nur
Zeichen von Flüchtigkeit, nicht zeichnerischen Unvermögens.
 
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