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— 134 -

um den Sohn zu schützen — er wird in gleicher Weise auch den
Mord des unschuldigen Knaben Troilos rächen. Vielleicht war
dies oder ähnliches der Gedankengang auch unseres Vasenmalers.

Die grossen kreisrunden Kränze in den Händen der einem
Kampf zusehenden Frauen (so: z. B. n, 28, 31, 42, 48, 57) und der
festlich erregten Tänzer (2, 10, 13, 15, 34) erinnern auffallend,
auch in den kleinen Zackenansätzen an der Peripherie — vielleicht
eine kunstlose Art die in Wirklichkeit vorhandenen Verdickungen
des Kranzwulstes anzudeuten — an die kleinen bleiernen Votivkränze,
wie sie z. B. massenhaft am Menelaion gefunden wurden (vgl.
Revue arch. 1897, I u- H P- 1 ^-i auch sonst an der Stelle von
Heiligtümern gefunden, z. B. eines aus Kephalonia im Antiquarium
zu München 647, b). Offenbar Nachbildungen von wirklichen wert-
vollen Kränzen, die man dem Sieger, dem Heros und dem Toten
darbrachte, und wie sie auch die Lebenden bei Festen trugen. —

Die Klappstühle zeigen zuerst nach innen gewendete Füsse
(10, 19, 26), später gerade verlaufende Beine (49). Sie sind in Jonien
zu Hause, fehlen im Korinthischen1), sind dagegen überaus häufig auf
attischen Monumenten, auf denen sie sich bis über die Mitte des

5. Jahrhunderts verfolgen lassen. —

Die tyrrhenischen Gefässe sind also der altattischen Keramik
einzureihen. Es erübrigt noch die historische Stellung- zu er-
mittein, welche sie in derselben einnehmen.

Da darf denn als gesichert gelten, dass unsere Vasen ebenso
die Fortsetzung der Menidi-, Vurva- und Marathonvasen etc. bilden,
wie diese Gefässe selbst die Fortsetzung der protoattischen Erzeug-
nisse sind. Zeitlich und stilistisch stehen sich parallel das Proto-
attische und Protokorinthische, die Vurvavasen und das Korinthische.
Die tyrrhenischen Gefässe würden in ihren Anfängen gleichzeitig
den letzten Ausläufern des Korinthischen, also etwa Anfang des

6. Jahrhunderts anzusetzen sein.

Dies ist der Gang, den uns die altattische Keramik im grossen
erkennen lässt. Wie vielerlei verschiedene Strömungen aber in

o

1) Die Preisrichter auf dem Amphiaraoskrater z. B. sitzen auf einer Art Thron-
sessel, nicht nur mit Rücklehnen, auch mit Armstützen (vgl. das Chysapharelief und
ähnliche Werke).
 
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