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i33 —

Unsere Altäre sind eigentümlich verziert durch gravierte Kar-
rierung mit Kreuzchen, Ringelchen und Tupfenfüllung in den Feldern.1)
Hier ist offenbar Bemalung der Oberfläche angedeutet, die nur
bunter und reicher war als jener einfache stets weisse Stuck-
überzug, wie er uns für die attischen Grabhügel vom Ende
des 6. Jahrhunderts ab bezeugt ist. — Das kann nichts Willkürliches
sein; jedenfalls bedeutet es etwas künstlich Hervorgebrachtes, wie
die ähnliche rot-weisse Karrierung der Erhöhung, von welcher aus
auf 54 die Zuschauer dem Wagenrennen zusehen. Auch für die oben
rundliche Kontur dieser gleichfalls ursprünglich aus Erde aufge-
schütteten Erhöhung ist diese Darstellung als Analogie zu den
(3<d{j,oi heranzuziehen. —

Aber in der Troilosgeschichte haben wir doch kein Grab?
auch kein Heroengrab! Da ist doch der Altar Apolls durch das Epos
gefordert?! — Nun, es kann hier zweierlei vorliegen: entweder eine
verallgemeinernde Übertragung des aus dem Grabhügel entstandenen
Typus des Altars für Heroen- und Ahnenkult auf Altäre der
grossen Götter, oder eine Anlehnung an die Form des Omphalos
in Delphi, das apollinische Wahrzeichen. Ist aber der delphische
Omphalos selbst wieder nichts anderes als ein Tumulus — und es
gab schon unter den Alten solche, die in ihm ein Grab vermuteten —
so sind wir wieder bei dem uns schon bekannten Resultat ange-
langt: Grabhügel und Altar sind in jener alten Zeit in gewissen
Fällen identisch. Den Altar Apolls wollte unser Maler wieder-
geben: ausdrücklich schrieb er noch mit grossen Buchstaben daneben,
was er mit Pinsel und Stift hatte darstellen wollen. Apollo aber ist
der griechische Gott der Sühne, der grosse crwTrjp, der aXsctxaxoQ
der die Sache der Wehrlosen und wehrlos Erschlagenen übernimmt,
der ihr Rächer ist nach ihrem Tode.'2) Er, der schon eine blosse
Beleidigung eines seiner Diener so schwer büssen lässt, wie es
das Schuldbewusstsein der griechischen Nation im Eingang der
Ilias sich ausmalt, der auch den Hingang seines Sehers Amphiaraos
rächen wird, ja persönlich erscheint in der entscheidenden Stunde,

*) Diese nur einmal (auf 3) in schräger Richtung angeordnet, sonst in gerade
horizontal durchgehenden Schichten.

2) Vgl. Preller-Robert, Griech. Mythologie4 p. 287 ff.
 
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