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Thiersch, Hermann
"Tyrrhenische" Amphoren: eine Studie zur Geschichte der altattischen Vasenmalerei — Beiträge zur Kunstgeschichte, N.F., 27: Leipzig, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.21981#0157
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— 1.43 —

geschnitten und diese Schnittfläche immer thongrundig gelassen.
Der Hals weit und niedrig. Rot bemalter Halsreif und Stabornament
wie im Tyrrhenischen.

Auf dem Hals stehen, ebenfalls abweichend vom Tyrrhenischen,
meistens Tiere; hohes Schulterbild; darunter, durch zwei Firnislinien
getrennt, nur ein Tierfries. Dann breiterer Firnisstreif von zwei roten
Bändern eingefasst. Darauf sehr dicht gestellte feine Fussstrahlen; auf
Mündungs- und Fusswulst zwei rote horizontale Linien.

Der Thon ist von leuchtender, tief gelbroter Farbe. Der Firnis
metallisch glänzend wie im Chalkidischen. Die Zeichnung sehr voll-
ständig und sorgfältig. Viel Gravierung und viel aufgesetztes Rot.

Einzelheiten: Die Blattrosetten sind immer sehr sorgfältig mit
doppelt umzogenem Kern gezeichnet; auch Punktrosetten kommen
vor, aber ohne nachweisbare Beziehung zu den im Protokorinthischen
und Protoattischen üblichen. Unter den Tieren besonders beliebt
Sphingen und Löwen, beide sitzend, mit um gewandtem Kopf;
besonders häufig ist die Gruppe L—Sph—Sph—L. Beine und
Schweife von grösster Zierlichkeit. Der Flügeltypus ist der rein
korinthische: (schwarz-rot-schwarz), niemals der attisch - tyrrhe-
nische. Korinthisch sind auch die grossen roten Tupfen auf Hals
und Schulterblatt der Vierfüssler — wie auch auf den Gewän-
dern. Das Haar der Sirenen und Sphingen fällt — wenn der
Kopf nicht umgewendet ist — in einem spitz zulaufenden Keil vorne
über den Flügel herunter (vgl. oben p. 98). Die Löwenmähne entweder
schwarz mit viel feiner Gravierung, oder rot mit flammenartiger
Auszackung unten. Gesicht der Löwen und Sirenen zuweilen rot.
Ganz wie auf der Frangoisvase sieht die ährenartige Gravierung auf
den Schenkeln der Löwen und Sphingen aus. Wo roter Schenkel-
streif, da nach vorne gerichtet. ■— Ungewöhnlich sonst ist die
fliegende Sirene und das Eulchen als Füllung- im Figfurenbild. Der
Hirsch hat viele Geweihenden wie im Korinthischen.

Auch in der Tracht manche Anlehnung an Korinthisches; so im
Schnitt der Frauenmäntel (siehe oben p. I l6u. 117 [16]). Die Saummuster
sind: Zickzack mit Dreiecksfüllung, Spiraleinrollungen; die Flächen-
muster: grosse rote runde Tupfen oder gravierte Schuppen. Sehr
beliebt bei den Männern, ganz wie auf der Frangoisvase, ist der sym-
metrisch umgelegte Mantel. Die Stofffalten des weissen Linnen-
 
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