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Nächste Umgebung des Pharos

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wahrscheinlich, daß diesen auf der Innenseite Vollsäulen entsprochen haben. Auf eine mehrschiffige Halle im Süden
weist ferner die größere Hofausdehnung eben hier nach der Südseite hin, auf Schiffe von ungerader Anzahl die Not-
wendigkeit, jenen Zugang im Südwesten in guter Weise einmünden zu lassen, symmetrisch gefaßt von seitlichen Hallen.
So kommt man als auf die wahrscheinlichste Lösung eben die, im Süden die Halle dreischiffig anzunehmen. An den
anderen Seiten mag sie einschiffig gewesen sein. Eine ähnliche derartige Anlage gab es tatsächlich in Jerusalem, wo
ein auf einer Brücke über das Tyropeiontal geführter Zugang so in die Südwestecke des Tempelplatzes eingelegt war,
daß er gerade in das Mittelschiff der „Halle Salomonis" einmündete, welche dort mit ihren drei Schiffen die ganze
Südseite des Tempelhofes abschloß (vgl. unten). Allerdings war in diesem Falle kein Bruch in der Richtungslinie vor-
handen, die Zugangsstraße lief in der Richtung der Hallenachse selbst.

5. Die unmittelbare Umgebung des Turmes im Süden, Westen und Norden scheint mit niedrigen Gebäuden,
vielleicht Lagerräumen usw., umzogen gewesen zu sein, deren rostartige Fundamente ebenfalls noch teilweise erhalten
wären.1) Über ihre einstige Bestimmung siehe die Vermutungen unten.

Wir erhalten also rings um den antiken Pharos ein festes Hofviereck, ein geräumiges Kastell, tatsächlich etwas
wie ein Castrum, das wohl geeignet war, Cäsar als Stützpunkt bei seiner Verschanzung am Pharos zu dienen. Ein
solches Kastell rings um den Fuß des Pharos hatte auch Adler angenommen (S. 10 — darnach unsere Abb. 61 — und
Tafel 1), aber ohne Berücksichtigung der anscheinend vorhandenen Reste, noch ohne genauer zu überlegen, wie das
Turmviereck innerhalb des Hofvierecks situiert war. Er hat den Turm in die Mitte des nördlichen Hofrandes selbst
gestellt, wodurch der Fuß des Pharos ganz ohne Not dem Wellenschlag zweifellos zu direkt ausgesetzt worden wäre.
Bei unserer Annahme steht er geschützter innerhalb des Hofes.

Eine Anwendung des bekannten Scholions zu Lukian (Icarom. 47, 1) auf dies Hofviereck: eine Seite des Pharos
sei ein Stadion lang gewesen (164 m), ist mit Sicherheit noch nicht möglich. Zunächst ergibt sich für die Schmal-
seite des Hofes rund 100 m. Doch ist es nicht ausgeschlossen, daß Nachgrabungen tatsächlich einen größeren antiken
Hof, von quadratischem Grundriß und 1 Stadion Seitenlänge zutage fördern. Möglicherweise ist das „Stadion" auch
nur eine Übertreibung des Grundplethrons der Turmbasis. So vermutete schon Adler S. 11.

1) Die innerhalb des Hofraumes gelegenen, im Plane (Abb. 60) grau angelegten Häuser (vgl. Abb. 58) wurden seinerzeit von den Franzosen
selbst noch abgetragen (vgl. St. Genies, 1. c. p. 408). Beachtenswert ist die ebenda p. 401 niedergelegte Beobachtung, wonach Anzeichen
vorhanden wären, daß das Steinmaterial für den Pharosbau von dem Plateau des Riffes selbst und des „Diamant" unmittelbar nördlich davon
gebrochen worden wäre.

1. 1,

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Abb. 62. Kastell Kail-bey von Südwest gesehen, nach der Demolierung vom Frühjahr 1904 (Aufnahme von Weber).
 
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