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Zur Geschichte der Minarette

hammedan conquest of Egypt took place shortly after the
Hegira. There is historic evidence that the Pharos existed
for at least six hundred years subsequently, and I have no
doubt whatever, that it served as a model for Mohammedan
architects. The Pharos is the origin of the minaret."

Butler ist dann noch ein-
mal, neuerdings (1902), auf
die Frage zurückgekommen
in seinem gründlichen Buche
„The Arab Conquest of
Egypt", p. 398:

„But if the Pharos has
long vanished, the tradition
of its grace, and even of its
use, has been preserved
in the Egyptian minaret,
to which it gave the name
and to which it served
as model. Though the me-
diaeval minarets of Cairo
vary in combination of de-
sign, in many of them one
may see an exact reproduc-
tion of the design of Sostra-
tos, which was a tower
springing four-square from
the ground, then changing
to a smaller octogonal and
from the octogonal to a
still smaller circular shaft,
and crowned on the top
with a lantern."

Die Zusammenhänge
sind in der Tat gar nicht zu
übersehen. Wer immer an
das Thema herantrat, der
mußte sie finden. So kommt
es, daß alle die genannten
Beobachtungen unabhängig
voneinander gemacht wor-
den sind. Unabhängig von
ihnen war auch ich zur sel-
ben Erkenntnis gekommen,
und erst nachträglich, nach
Abschluß der eigenen Ana-
lyse, hatte ich mich ihrer angenehmen Gemeinschaft zu
erfreuen.

So wenig wie die Moschee selbst, ist das Minaret eine
Schöpfung ausschließlich mohammedanischer Phantasie
unter Nichtbeachtung früherer ähnlicher Werke. Die Selbst-
ständigkeit der islamischen Gestaltungskraft verliert keines-
wegs, sie gewinnt nur, wenn es sich zeigt, wie sie aus
dem vorhandenen Alten Neues zu bilden wußte. Wie innig
beim neuen Kultbau der Zusammenhang mit der alten
Kunst war, beweist schon rein äußerlich der Umstand, daß
ohne reichliche Zuziehung von Bauleuten antiker Tradition
keine einzige jener großen Hauptmoscheen entstanden ist,
welche über ein halbes Jahrhundert nach der Hedschra

Abb. 75. Antiker Grabturm in Palmyra, Phot. ßonfils (nach Borghese, In Asia).

keineswegs mehr zu den primitiven Anfängen der isla-
mischen Kultur gerechnet werden können (Damaskus,
Medina, Fostat-Amr, Cordoba).

Wir haben drei große Gruppen von Minaretten: ihrer
örtlichen Scheidung in ägyptische, syrische (dazu spanisch-

magrebinische) und per-
sisch - osmanische Bauten
entspricht genau eine for-
male Differenzierung in
mehrgeschossige, den Quer-
schnitt wechselnde, in pris-
matisch-viereckige und in
schlanke zylindrische oder
leicht konische Türme.

Das Minarett ist zu-
nächst jüngeren Ursprungs
als die Moschee, es ist nicht
immer ein integrierender Be-
standteil des islamischen
Kulthauses gewesen. Nicht
eine einzige der früheren
großen Hauptmoscheen des
7. Jahrh. hatte in ihrem ur-
sprünglichen Bestand ein
Minaret (vgl. Lane, The mo-
dern Egyptians II, p. 339):
weder Mekka noch Medina,
noch Omars Moschee zu
Jerusalem, noch Amr's Bau
zu Fostat, noch der damals
rein christliche Bau zu Da-
maskus. Man behalf sich
zuerst ganz ohne Turm.
Billal, der erste, der Stamm-
vater der Mueddine, rief in
Medina vom flachen Dache
eines benachbarten Hauses
aus. In Mekka war es zuerst
die flache Dachterrasse der
Kaaba, welche ausschließlich
benützt wurde; ähnlich in
Kairo bei der ältesten Amr-
Moschee: das flache Dach
des Liwan (vgl. Schwally,
ZDMG 1898, S. 143).

Das Rufen selbst, die
Verwendung der menschlichen Stimme von erhöhtem Stand-
orte aus, war so wenig etwas ganz Neues und von Mo-
hammed erst Erfundenes, als die beiden anderen Signali-
sierungsweisen, die dieser gleichfalls in Überlegung zog,
teilweise auch versuchte, aber bald wieder verwarf: die Holz-
schnarre (oder das Schlagbrett, naqüs) der Christen und die
gerade Posaune der Juden. Das Zusammenrufen durch die
menschliche Stimme, ja sogar die Bezeichnung dessen, der
diese Tätigkeit ausübte, mueddin, ist nach Doutte (Revue
africaine 1899, p. 339 ff.) schon bei den frühen Christen
des vorislamischen Arabiens in Gebrauch gewesen.

Ägypten hat den Ruhm, die allerersten Minarette gehabt
zu haben. Die Amr-Moschee bekam 40 Jahre nach ihrer
 
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