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Thode, Henry; Michelangelo; Michelangelo [Contr.]
Michelangelo: kritische Untersuchungen über seine Werke; als Anhang zu dem Werke Michelangelo und das Ende der Renaissance (Band 2) — Berlin: Grote, 1908

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Die Bauten in Florenz

IV. Modell, das er selbst von August bis Dezember 1517 aus-
geführt und durch Urbino nach Rom sendet. Daraufhin wird
der Vertrag gemacht: unten sechs Statuen, Säulen; im zweiten
Stockwerk sechs Bronzestatuen, Pilaster; im dritten: sechs
Marmorstatuen in Tabernakeln. Ganz oben sieben Marmor-
reliefs.
Es frägt sich nun, wie viele Entwürfe anzunehmen sind. Vier
oder, falls die unter III genannten Modelle verschiedenartig waren,
fünf? Oder bloss zwei, falls nämlich die Modelle III und IV den
gleichen Entwurf behandelten, nur III in kleinen, und IV in grossen
Verhältnissen. Die Antwort hierauf ist nur aus den Zeichnungen
zu gewinnen, und es liegen hier Heinrich von Geymüllers sorgfältige
Untersuchungen vor, die überraschend reiche Aufschlüsse über die
bis dahin fast vollständig dunkle Geschichte der Entwicklung und
Gestaltung des Planes gebracht haben. Auf seinen Darlegungen
fussend, aber von Neuem eine gründliche Prüfung vornehmend, bin
ich dazu gelangt, die Hauptergebnisse seiner Forschungen zu be-
stätigen, aber bezüglich der Datirung und Reihenfolge der Entwürfe
und Modelle theilweise andere und, wie ich glaube, bestimmtere
Resultate zu gewinnen.

Zeichnungen und Modelle
Das gesamte Material von Zeichnungen, die in Betracht kommen,
Originalstudien und Kopien, ist, nachdem schon Gotti die Skizzen
in der Casa Buonarroti gekennzeichnet, in dem Werke Heinrich
v. Geymüllers zur Verwerthung und grösstentheils auch zur Ver-
öffentlichung gelangt. Er unterscheidet zwei Perioden: die Periode
des ersten Entwurfes (I. Modell) und die des zweiten mit seinen
Varianten (Phase der Modelle II und III, Phase der Modelle IV
und V). Der Übersichtlichkeit wegen ziehe ich eine Eintheilung
in drei Gruppen vor, deren erste beide in Geymüllers Periode des
ersten Entwurfes zusammengefasst sind.

a. Fassade mit einfacher Säulenordnung ohne Attika.
Ein oberes Geschoss mit Giebel nur am Mittelschiff (Primo disegno)
Durch inschriftliche Notiz auf zwei Zeichnungen (II und III) wird
dieser Entwurf (von Geymüller als A ausgeführt) als primo di-
segno Michelangelos für die Fassade bezeichnet. Es ist nun aber
wohl zu beachten, dass zwei Varianten hier vorliegen: die erste
ist durch die zuerst zu nennenden zwei Zeichnungen, die andere
durch die dritte vertreten.
 
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