Der Palazzo Farnese
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ausströme, welcher Gedanke Zustimmung fand. Und so haben es
jene Herren Farnese sorgfältig für diese Bestimmung seither restau-
riren lassen. Michelangelo aber ordnete an, dass man in der Axe
des Palastes eine Brücke über den Tiber bauen solle, um vom
Palaste aus nach Trastevere zu einem andern Palast und Garten
der Farnese gehen zu können und in gerader Linie vom Haupt-
portal am Campo di fiore mit einem Blicke den Hof, den Brunnen,
die strada Julia, die Brücke, die Schönheit des anderen Gartens
bis hin zum anderen Thore, welches auf die Strasse von Trastevere
mündet, zu gewahren. Eine Anlage seltener Art, würdig jenes
Papstes und würdig des Talentes, Urtheiles und der Kunst Michel-
angelos." Dem Fra Guglielmo della Porta verschaffte er den Auf-
trag der Wiederherstellung jener antiken Gruppe; derselbe Künstler
restaurirte auch den Herkules Farnese, und zwar nach Michelangelos
Urtheil so glücklich, dass, als 1560 die antiken Beine der Statue
aufgefunden wurden, man die von Guglielmo ergänzten neuen an
der Figur liess.
An anderer Stelle (I, 123) bemerkt Vasari, dass Michelangelo
die dekorativen Elemente im Cortile: Fenster, Masken, Konsolen
und die sonstigen „Bizarrerieen" aus Travertin habe anfertigen lassen,
der wie Marmor bearbeitet worden sei. Das Staunenswertheste
aber sei das grosse Kranzgesims der vorderen Fassade des Palastes,
dem an Schönheit und Vornehmheit Nichts an die Seite zu
stellen sei.
Nach Michelangelos Tode hat Vignola, der von dem Meister
schon am Bau beschäftigt worden war, die Arbeiten fortgeführt
und Giacomo della Porta den Mitteltheil der hinteren Fassade mit
den Loggien, welche das System des Hofes wiederholen, ausgeführt.
1 589 war das Ganze vollendet, wie die Inschrift bezeugt: Alex.
Card. Farnesius Vice Can. Episcopus Ostiensis aedes a Paulo III.
Pont. max. ante Pontificatum inchoatas perfecit an. MDXXCIX.
Das Kranzgesims.
Wie San Gallos Kranzgesims gebildet gewesen, wissen wir
nicht. Eine Zeichnung des Künstlers, die zuerst Letarouilly
(Text S. 289) publizirte, zeigt uns zwar eine Ansicht der beiden
oberen Stockwerke mit dem Gesims, aber sie stellt einen ersten
Entwurf der Fassade mit einem korinthischen Eckpilaster, der durch
beide Stockwerke geht, dar, und die Form des Gesimses erscheint
durch diesen Pilaster bedingt. Der spätere definitive Entwurf muss
ein anderes Kranzgesims gehabt haben — auch passen Michelangelos
kritische Bemerkungen nicht auf jenes in der Zeichnung, das, wenn
auch nicht gerade besonders glücklich, doch gute antikische Formen
etwa in der Art derer in den Thermen des Agrippa zeigt. Wir
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ausströme, welcher Gedanke Zustimmung fand. Und so haben es
jene Herren Farnese sorgfältig für diese Bestimmung seither restau-
riren lassen. Michelangelo aber ordnete an, dass man in der Axe
des Palastes eine Brücke über den Tiber bauen solle, um vom
Palaste aus nach Trastevere zu einem andern Palast und Garten
der Farnese gehen zu können und in gerader Linie vom Haupt-
portal am Campo di fiore mit einem Blicke den Hof, den Brunnen,
die strada Julia, die Brücke, die Schönheit des anderen Gartens
bis hin zum anderen Thore, welches auf die Strasse von Trastevere
mündet, zu gewahren. Eine Anlage seltener Art, würdig jenes
Papstes und würdig des Talentes, Urtheiles und der Kunst Michel-
angelos." Dem Fra Guglielmo della Porta verschaffte er den Auf-
trag der Wiederherstellung jener antiken Gruppe; derselbe Künstler
restaurirte auch den Herkules Farnese, und zwar nach Michelangelos
Urtheil so glücklich, dass, als 1560 die antiken Beine der Statue
aufgefunden wurden, man die von Guglielmo ergänzten neuen an
der Figur liess.
An anderer Stelle (I, 123) bemerkt Vasari, dass Michelangelo
die dekorativen Elemente im Cortile: Fenster, Masken, Konsolen
und die sonstigen „Bizarrerieen" aus Travertin habe anfertigen lassen,
der wie Marmor bearbeitet worden sei. Das Staunenswertheste
aber sei das grosse Kranzgesims der vorderen Fassade des Palastes,
dem an Schönheit und Vornehmheit Nichts an die Seite zu
stellen sei.
Nach Michelangelos Tode hat Vignola, der von dem Meister
schon am Bau beschäftigt worden war, die Arbeiten fortgeführt
und Giacomo della Porta den Mitteltheil der hinteren Fassade mit
den Loggien, welche das System des Hofes wiederholen, ausgeführt.
1 589 war das Ganze vollendet, wie die Inschrift bezeugt: Alex.
Card. Farnesius Vice Can. Episcopus Ostiensis aedes a Paulo III.
Pont. max. ante Pontificatum inchoatas perfecit an. MDXXCIX.
Das Kranzgesims.
Wie San Gallos Kranzgesims gebildet gewesen, wissen wir
nicht. Eine Zeichnung des Künstlers, die zuerst Letarouilly
(Text S. 289) publizirte, zeigt uns zwar eine Ansicht der beiden
oberen Stockwerke mit dem Gesims, aber sie stellt einen ersten
Entwurf der Fassade mit einem korinthischen Eckpilaster, der durch
beide Stockwerke geht, dar, und die Form des Gesimses erscheint
durch diesen Pilaster bedingt. Der spätere definitive Entwurf muss
ein anderes Kranzgesims gehabt haben — auch passen Michelangelos
kritische Bemerkungen nicht auf jenes in der Zeichnung, das, wenn
auch nicht gerade besonders glücklich, doch gute antikische Formen
etwa in der Art derer in den Thermen des Agrippa zeigt. Wir