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Thode, Henry; Michelangelo; Michelangelo [Mitarb.]
Michelangelo: kritische Untersuchungen über seine Werke; als Anhang zu dem Werke Michelangelo und das Ende der Renaissance (Band 2) — Berlin: Grote, 1908

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Die Befestigung von Rom

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man mich nicht wie einen Mitarbeiter, sondern als wäre ich in
allen den Dingen ein Kind, aufgefordert. — Von den Spinegli bis
zum Castro würde ich nur einen Graben machen, denn der Lauf-
gang genügt, wenn er ordentlich hergerichtet wird."
Montemellino, der ein Memorandum und eine Zeichnung dem
Papste einreichte, war, wie Pier Luigi Farnese, der Meinung, man
müsse die Befestigungslinie verengen, nicht erweitern. Mochi,
Kommissar an den Befestigungen, schreibt an Letzteren, der Herzog
von Parma geworden ist, am 7. September 1545: fast alle Arbeit
ist aufgegeben, äusser die an dem sehr schönen und stolzen mili-
tärischen Thor von S. Spirito in dorischem Stil mit dem Mauer-
flügel, der sich zum Flusse zieht. Und am 4. Januar 1546 wieder-
holt er diese Angaben und fügt hinzu: bis Ende April, hoffe er,
werde das Thor bis zur vollen Höhe gediehen sein. „Und es wird
sehr stolz und in dorischem Stile verziert, nämlich mit grossen Ge-
simsen (regoloni) und Pyramiden, mit Kapitälen, Friesen, Archi-
traven, Säulen und Nischen, mit grossen Statuen zu beiden Seiten
der Thüre. Diese Statuen sind sehr gross, über Lebensgrösse; die
obere Endigung von stolzestem Charakter ist in neuer Art mit dem
Wappen des Papstes gebildet. Es wird ein wehrhafter Kriegsbau
mit seinen Geschützen vorne und zu beiden Seiten. Die Zugbrücke
ist, wie sie sagen, sehr gut angelegt mit zwei Ausfallsthüren, die
eine eben am Ende der Courtine nach dem Flusse zu für Reiter
und Fussvolk, die andere unmittelbar unter dem Thore unten im
Graben, wo oben die Zugbrücke ist, gleichfalls für Reiter und Fuss-
volk. Die Stelle, die bis jetzt eine der schwächsten war, wird
eine der stärksten sein; sicher ein Werk, zu ewigem Gedächtniss
des erlauchtesten Hauses Farnese."
Kurze Zeit darauf starb Antonio da San Gallo, und nun wurde
Michelangelo neben dem Meleghini eine entscheidende Stellung
zuerkannt. Wir erfahren hierüber Näheres aus einem Briefe des
Mochi an Pier Luigi vom 2. März 1547: „Was die Fortifikation des
Borgo betrifft, so ist das Thor von S. Spirito abgeschlossen, und
man beschäftigt sich beständig damit, sie auch im oberen Theil zu
beendigen; es ist ein schönes und kräftiges dorisches Thor, das
verdient haben würde, an ehrenvollerem Platz nach S. Peter zu
zu stehen, dort, wo alle Gesandten der Christenheit einziehen.
Doch hoffen wir, dass Seine Heiligkeit auch dieses machen wird.
Bei den Spinelli ist man augenblicklich dabei, die Courtine nach
dem Thurm Nicolaus' V. heiligen Angedenkens aufzuführen. Wir
arbeiten an der Seite; und da Meister Michelangelo die Stellung
San Gallos zugleich mit dem Meleghino erhalten hat, und nunmehr
in Dienst getreten ist und Seine Heiligkeit uns befohlen hat, was
die Zeichnung anbetrifft, Michelangelo und keinem Anderen zu ge-
 
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