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Thode, Henry; Michelangelo; Michelangelo [Mitarb.]
Michelangelo: kritische Untersuchungen über seine Werke; als Anhang zu dem Werke Michelangelo und das Ende der Renaissance (Band 2) — Berlin: Grote, 1908

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Statuen und Entwürfe zu solchen

S. 41). Schon Bottari wies darauf hin, dass hier eine Benutzung des
Michelangelo'schen Modelles vorliege. (Eine von Rud. Weigel:
Handzeichnungen berühmter Meister, Leipzig 1854. Taf. XXVI
publizirte Zeichnung, vielleicht von Tintoretto, hat keine direkte
Beziehung zur Gruppe.) Eine grössere Anzahl von Studien nach
der Gruppe in den Uffizien (13 045, 13046, 15002, 15003, 17133,
17134, 1739°- Coll. Santarelli 1069, 1070) machte Ferri bekannt
(Misc. d'Arte I, S. 64), der sie für Arbeiten Daniele da Volterras
hielt. Jacobsen fügte ein weiteres Blatt im Palazzo Corsini in Rom
hinzu und bezeichnete mit Recht als den Verfertiger aller dieser
Zeichnungen Tintoretto (Rep. f. Kunstw. XIX, 28. 325 f.).
Die Bronze ist früher bald Michelangelo, bald Giovanni da
Bologna zugeschrieben worden. Supino (Misc. d'Arte I, 41) hielt,
auf Grund des Bildes in den Uffizien, Daniele da Volterra für den
Schöpfer. Jacobsen wies dies als irrig nach und nahm, wie
Ferri, an, dass die Komposition auf Michelangelo zurückgehe, und
zwar speziell auf Dessen Kakusmodell in der Casa Buonarroti, was
auch im Berliner Katalog irrig behauptet wird.
Mir scheint es unzweifelhaft, dass die Bronze das verloren ge-
gangene Modell Michelangelos zum Simson getreu wiedergiebt. (Im
Pariser Exemplar hält die erhobene Hand deutlich erkennbar den
Eselskinnbacken.) Die Komposition, in welcher er Motive seines
Kakus verwerthet, ist ein Meisterwerk und als solches von Tinto-
retto auf das Gründlichste studirt worden. Eine originelle Schöpfung
des Meisters von grösster Bedeutung steht uns vor Augen. Mit
wunderbarer Kunst ist die Komposition gebildet. Simson, dem der
Kopftypus des Herkules verliehen ist, erhebt, in stark in den
Knieen gebeugter Stellung, die Linke auf den linken Schenkel
stützend, sich seitwärts drehend, die Rechte gegen den einen Philister,
der, zwischen seinen Beinen knieend, den Gegner umklammert. Ein
zweiter Philister liegt todt zwischen den Beinen des Genossen; auf
seinen Kopf tritt Simsons rechter Fuss. Die Darstellung entspricht
der kurzen Beschreibung Vasaris.
XII
Entwurf zur Entführung eines Weibes
Als eine Studie zu einem Herkules und Antäus wurde bisher
eine Skizze angesehen, die im Musee Teyler zu Haarlem auf-
bewahrt wird. (v. Marcuard XXIb und XXIc. Thode 268. Ber.
1472) Vorderseite: flüchtige Kreideskizze in Konturen. Ein herku-
lischer Mann, ausschreitend nach links gewandt, hält in der Luft
schwebend eine Frau um den Leib gefasst, die in leidenschaftlicher
Bewegung, das linke Bein gegen sein linkes gestemmt, den Ober-
 
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