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Thode, Henry; Michelangelo; Michelangelo [Mitarb.]
Michelangelo: kritische Untersuchungen über seine Werke; als Anhang zu dem Werke Michelangelo und das Ende der Renaissance (Band 2) — Berlin: Grote, 1908

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Das Modell für die Reiterstatue Henris II.

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körper herumdreht, die Linke gegen den Kopf des Entführers
stemmt und mit der Rechten Dessen linken Oberarm fasst. Nicht
angegeben ist das rechte Bein des Mannes, das rechte Bein und
der Kopf der Frau. Die Skizze ist auf der Rückseite durchge-
zeichnet, doch ist der hier zurückgeworfene Kopf des Weibes, ihr
Bein und das linke ausschreitende des Mannes ausgeführt und Alles
schattirt. Ein grosses Gewandstück ruht im Rücken des Mannes.
Die Beziehung zu den Antäusstudien ist deutlich, aber die
emporgehobene Figur ist unzweifelhaft weiblich. Dachte Michel-
angelo hier, Giovanni da Bologna den Weg bereitend, an den Raub
einer Sabinerin (man vergleiche auch die Bronze vom Meister D. C.,
Berlin, Beschreib, der italienischen Bronzen 302. Taf. XIII) oder,
als Vorgänger Berninis, an den Raub der Proserpina?
XIII
Das Modell für die Reiterstatue Henris II.
Am 14. November 1559 wandte sich Caterina Medici mit folgen-
den Zeilen an den Meister:
„Nach dem herben Schicksalsschlag, der den Allerchristlichsten
und Erlauchtesten König, meinen Herrn und Gemahl, getroffen,
blieb mir — äusser dem Verlangen nach ihm, das vergeblich ist —
kein sehnlicherer Wunsch, als der, seinem Namen und meiner ein-
stigen ehelichen Liebe und meinem ihn nun folgenden Leid Leben
zu verleihen: und neben den anderen Werken, die hierfür bestimmt
sind, habe ich beschlossen, inmitten des Hofes eines meiner Schlösser
meinem Herrn ein Reiterstandbild aus Bronze zu setzen, in der dem
Hofe entsprechenden Grösse. Und da ich, wie alle Welt, weiss,
wie gross Ihr in dieser Kunst seid, mehr ausgezeichnet als irgend
Einer in diesem Jahrhundert und zugleich von Altersher meinem
Hause zugethan, wovon, von dem einen wie dem anderen, die einzig-
artigen Werke Eurer Hand an dem Grabdenkmal der Meinigen in
Florenz leuchtendes Zeugniss ablegen, bitte ich Euch, diese Auf-
gabe zu übernehmen. Und obgleich ich weiss, dass Ihr Euch mit
Euren hohen Jahren bei einer anderen Person entschuldigen könntet,
so glaube ich, dass Ihr Euch mir gegenüber nicht einer solchen
Entschuldigung bedienen wollt, sondern es wenigstens übernehmen
werdet, die Zeichnung zu besagtem Werke anzufertigen und es von
den besten Meistern, die Ihr dort finden könnt, giessen und ziseliren
zu lassen. Und ich versichere Euch, dass weder Ihr noch irgend
Jemand mir einen grösseren Gefallen thun könnte, für den ich
meine Dankbarkeit in freigiebigster Weise zu bezeugen wünsche. Und
da ich zugleich meinem Vetter, Herrn Ruberto, schreibe, sage ich
Euch Nichts mehr hiervon, sondern verweise auf das, was er in
 
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