Das Kinderbacchanal
363
XI
Das Kinderbacchanal
Auch diese Zeichnung ist nach Vasari von Michelangelo für
Cavalieri angefertigt worden; Frey meint Ende 1534, jedenfalls in
jenen Jahren.
Sie befindet sich, in Röthel ausgeführt, in Windsor (Thode
543. Ber. 1618. Phot. Grosvenor Gallery 33. Abb. Symonds II, 144).
Auf felsigem Boden sehen wir drei Gruppen von nackten Knaben
vor einem hinten ausgespannten Vorhang. Links sind sieben kleine
Burschen, um einen grossen Kessel versammelt, mit Kochvor-
bereitungen beschäftigt: einer, dem ein anderer zuschaut, bläst das
Feuer an, zwei bringen ein Bündel von Holzscheiten herangeschleppt,
zwei andere rühren im heissen Wasser herum, vor dessen Hitze
sich der eine mit der Hand vor dem Kopf schützt, der siebente
scheint im Begriff, ein Ferkel in den Kessel zu werfen. Rechts
weiter hinten die zweite Gruppe, gleichfalls aus sieben Figuren
bestehend, befindet sich mehr im Hintergrund: einer füllt aus einem
Fass, in das zwei hineingucken, Wein in eine Schale, ein vierter
pissend steht daneben, der fünfte — in ähnlich kauernder Stellung,
wie der Satyr bei dem restaurirten Dionysos der Uffizien — hält dem
sechsten eine Schale empor, aus der Dieser trinkt. Ein siebenter
ist dahinter sichtbar. Die dritte Gruppe, weiter vorne in der Mitte,
besteht aus sieben Knaben, die mit grosser Anstrengung einen auf
dem Rücken liegenden Esel dem Kessel links zu schleppen. — Vor
der felsigen Erhöhung sitzt im Vordergründe eine alte Paniske, die
wie eine Schwester des greisen Weibes auf Mantegnas „Kampf der
Tritonen" wirkt, und an deren schlaffer Brust ein Knabe Nahrung
sucht, während ein anderer, links von ihr sitzend, in Schlaf ge-
sunken ist, rechts ein Mann, mit vorgebeugtem Oberkörper, die
Arme auf einen Stein hinter seinem Rücken gestützt; er scheint zu
schlafen oder vom Rausch überwältigt zu sein, und ein neben ihm
sitzender Knabe will wohl das im Rücken ausgebreitete Tuch über
ihn ziehen, indessen zwei andere weiter rechts sich neben einander
niedergelassen haben, der eine mit einer Schale in den Händen.
Eine Kopie nicht aller, aber der grösseren Zahl der Figuren,
eine Federzeichnung, von Berenson dem Raffaello da Montelupo
zugeschrieben, befindet sich in Oxford (Nr. 52. Ber. 1716. Abb.
Fisher I, 24).
Als Kopie nach nur einer Figur des Bacchanals, nämlich nach
dem pissenden Knaben, fasste Berenson eine Federskizze auf einem
Blatt in den Uffizien auf (137, 621. Thode 205. Ber. 1641. Phot.
Br. 194. Brogi 1785). Ich halte die Studie, wie auf gleichem Blatt
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Das Kinderbacchanal
Auch diese Zeichnung ist nach Vasari von Michelangelo für
Cavalieri angefertigt worden; Frey meint Ende 1534, jedenfalls in
jenen Jahren.
Sie befindet sich, in Röthel ausgeführt, in Windsor (Thode
543. Ber. 1618. Phot. Grosvenor Gallery 33. Abb. Symonds II, 144).
Auf felsigem Boden sehen wir drei Gruppen von nackten Knaben
vor einem hinten ausgespannten Vorhang. Links sind sieben kleine
Burschen, um einen grossen Kessel versammelt, mit Kochvor-
bereitungen beschäftigt: einer, dem ein anderer zuschaut, bläst das
Feuer an, zwei bringen ein Bündel von Holzscheiten herangeschleppt,
zwei andere rühren im heissen Wasser herum, vor dessen Hitze
sich der eine mit der Hand vor dem Kopf schützt, der siebente
scheint im Begriff, ein Ferkel in den Kessel zu werfen. Rechts
weiter hinten die zweite Gruppe, gleichfalls aus sieben Figuren
bestehend, befindet sich mehr im Hintergrund: einer füllt aus einem
Fass, in das zwei hineingucken, Wein in eine Schale, ein vierter
pissend steht daneben, der fünfte — in ähnlich kauernder Stellung,
wie der Satyr bei dem restaurirten Dionysos der Uffizien — hält dem
sechsten eine Schale empor, aus der Dieser trinkt. Ein siebenter
ist dahinter sichtbar. Die dritte Gruppe, weiter vorne in der Mitte,
besteht aus sieben Knaben, die mit grosser Anstrengung einen auf
dem Rücken liegenden Esel dem Kessel links zu schleppen. — Vor
der felsigen Erhöhung sitzt im Vordergründe eine alte Paniske, die
wie eine Schwester des greisen Weibes auf Mantegnas „Kampf der
Tritonen" wirkt, und an deren schlaffer Brust ein Knabe Nahrung
sucht, während ein anderer, links von ihr sitzend, in Schlaf ge-
sunken ist, rechts ein Mann, mit vorgebeugtem Oberkörper, die
Arme auf einen Stein hinter seinem Rücken gestützt; er scheint zu
schlafen oder vom Rausch überwältigt zu sein, und ein neben ihm
sitzender Knabe will wohl das im Rücken ausgebreitete Tuch über
ihn ziehen, indessen zwei andere weiter rechts sich neben einander
niedergelassen haben, der eine mit einer Schale in den Händen.
Eine Kopie nicht aller, aber der grösseren Zahl der Figuren,
eine Federzeichnung, von Berenson dem Raffaello da Montelupo
zugeschrieben, befindet sich in Oxford (Nr. 52. Ber. 1716. Abb.
Fisher I, 24).
Als Kopie nach nur einer Figur des Bacchanals, nämlich nach
dem pissenden Knaben, fasste Berenson eine Federskizze auf einem
Blatt in den Uffizien auf (137, 621. Thode 205. Ber. 1641. Phot.
Br. 194. Brogi 1785). Ich halte die Studie, wie auf gleichem Blatt