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Thode, Henry; Michelangelo; Michelangelo [Contr.]
Michelangelo: kritische Untersuchungen über seine Werke; als Anhang zu dem Werke Michelangelo und das Ende der Renaissance (Band 2) — Berlin: Grote, 1908

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Die Capella Sforza in S. Maria maggiore

185

Bezüglich der Seitenräume, die von Vanvitelli zum Hauptschiff
gemacht wurden, ist Folgendes zu bemerken: die unmittelbar an
das grosse Michelangelo'sche Schiff anstossenden korridorartigen
Räume und die Rotunda, durch welche man heute eintritt, waren
schon in der Michelangelo'schen Anlage, erhielten ihre aufgemauerten
Säulen und die damit zusammenhängende Ausgestaltung aber erst
durch Vanvitelli. Auf die Zeit von Michelangelo (die Pilaster in
den Ecken!) weist die eine Kapelle der hl. Magdalena in der
Rotunda hin, die dann 1574 durch Gonsalvus Alberus, wie eine
Inschrift besagt, ausgeschmückt und mit Grabmälern seiner Familie
ausgestattet ward. In eben diesem Jahre 1574, also unter Gregor XIII.,
sind die vier Kapellen in den Korridorräumen angelegt worden: in
einer derselben befindet sich eine so datirte Inschrift. Die archi-
tektonische Einrahmung: Rundbogen zwischen jonischen Pilastern,
welche Spitzgiebel tragen, dürfte wohl von Giacomo della Porta
herrühren — und ebenso die ihr genau entsprechende Wand-
verkleidung in der Rotunda. 1574 also haben diese Räume ihre
Ausschmückung erhalten. —
Unabhängiger als in dem Kircheninnern tritt uns in der Riesen-
anlage des angränzenden Karthäuserklosterhofes mit seinen hundert
Travertinsäulen Michelangelos Architektur vor Augen, hat der Meister
auch, wie Letarouilly richtig bemerkt, für die Gesamtanlage die
Certosa bei Florenz als Vorbild benutzt. Auch für die Anordnung
der einzelnen Zellen mit ihren Gärten gilt dies. Nur ist jeder
Komplex einer Zelle etwas reicher gestaltet, indem von dem kleinen
Korridor aus eine kleine Loggia nach dem Garten sich öffnet.
Die Säulenordnung des Hofes ist toskanisch, die Gewölbe haben
Stichkappen. Das Attikageschoss zeigt abwechselnd breite vier-
eckige und ovale Fenster, um deren Rahmen die von oben herab-
steigenden Linien der Felderfüllung als äussere Begrenzung mit
Ohren an den vier Ecken sich herumziehen.
Die Thüren und kleinen Fenster der Zellen haben gleichfalls
Umrahmungen mit Ohren, die zwei aneinandergelehnte kleine
Voluten in sicli schliessen. Das Kranzgesims, auf dem das Dach
unmittelbar aufsitzt, wird durch schlichte Pilaster getragen. (Abb.:
Grundriss der gesamten Anlage, Blick in den Hof und einige Zellen
bei Letarouilly III, 316 und 317.)
IV
Die Capella Sforza in S. Maria maggiore
Vasari sagt: fece allogare a Tiberio (Calcagni), con suo ordine,
a Santa Maria maggiore una cappella cominciata per il cardinale
 
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