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Thode, Henry; Michelangelo; Michelangelo [Mitarb.]
Michelangelo: kritische Untersuchungen über seine Werke; als Anhang zu dem Werke Michelangelo und das Ende der Renaissance (Band 2) — Berlin: Grote, 1908

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A. Entwürfe für Grabdenkmäler

I
Entwurf für ein Wandnischengrab 1517
Auf der Rückseite eines Blattes in der Casa Buonarroti XLVII, 114
(Thode 164) befinden sich vier Skizzen zu einem einfachen
Wandnischengrab, alle ohne figürlichen Schmuck. 1. In einer von
Pilastern mit geradem Gesims eingerahmten hohen Nische steht auf
hohem Untersatz mit Füssen der Sarkophag, der spitzen Deckel trägt.
Das Schema ist etwa das von Benedetto da Rovezzanos Grabmal des
Altoviti (gest. 1507) in S. Apostoli zu Florenz, aber ohne Ornamentik
(Abb. 167 in Burgers Gesch. des Flor. Grabmales S. 280). — 2. In
einem viereckig gerahmten Wandfeld, dessen untere Hälfte leer
gelassen ist, steht oben in rundbogiger Nische der Sarkophag. Es
ist, nur vereinfacht, der Typus des Grabmales Gianozzo Pandolfinis
von Desiderio da Settignano in der Badia zu Florenz (Abb. 97 auf
S. 188 bei Burger). — 3. In quadratischem Wandfeld eingezeich-
netes Rund, in dem der Sarkophag steht. — 4. In quadratischem
Felde unten ein Rund mit Sarkophag, darüber eine Inschrifttafel.
Vorläufer für die Rundform in 3 und 4, in welcher der Arcosolien-
typus eine seltsamste Umwandlung findet, kenne ich nicht. Neben
den Skizzen befindliche Notizen besagen: „a di secte di giennajo
parti da firenze per pietrasanta e portai sessantuno duchato meco.
Per le pianelle ducati cinque. A meo fondatore ducati sei e a
scrivere." Wir gewinnen hieraus eine ungefähre Datirung, denn
wir wissen, dass Michelangelo im Jahre 1517 am 7. Januar nach
Pietrasanta reiste. Von einem Auftrage auf ein Grabmal in dieser
Zeit wissen wir aber Nichts. Ein Florentiner, der vermuthlich be-
stimmte Wünsche im Sinne einer traditionellen Form des Denk-
males äusserte, dürfte der Besteller gewesen sein. Auf der Vorder-
seite des Blattes ist der Grundriss eines eigenthümlichen Gebäudes
(Haus? Kirche?) mit einem Vorhof (s. oben II, S. 218. Unbestimmte
Entwürfe Nr. 3).

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