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Mythol. und allegor. Gemälde, Zeichnungen, Entwürfe
Questa ü colei ehe e tanto posta in croce
Pur da color ehe le dovrian dar lode
Dandole biasmo e torto a mala voce.
Ma ella s' e' beata e cio' non ode
Con 1' altre prime creature lieta
Volve sua spera e beata si gode.
1847 ^ab Vincenzo Botti eine kleine Schrift: Associazione ad
un' opera inedita di Michelangiolo B. rappresentante la Fortuna
heraus, in welcher er, zur Subskription auffordernd, einen von
Davide Testi anzufertigenden Stich nach dem Bilde ankündigt und
eine kleine Abbildung publizirt. Auf der Florentiner Ausstellung
1875 war das Bild zu sehen (Manz: Gaz. d. b. a. S. 164 nennt es eine
Nachahmung). Später scheint es nach England gekommen zu sein.
Rittlings auf einem Rade sitzend, den Kopf mit nach links
wehenden Haaren etwas zur Seite gewandt, von kräftigen bunten
Flügeln getragen, unbekleideten Oberkörpers, ein im Winde ab-
wehendes rothes Gewand um die Beine geschlungen, eilt Fortuna
durch die Lüfte. Ihrer rechten Hand entfällt ein Lorbeerkranz, ein
Szepter und eine Krone; die linke streut Dornen aus. Glanz und
Helligkeit umgiebt das Haupt, indessen in der Tiefe Dunkel herrscht.
Ist der Entwurf, der diesen Gemälden und der Zeichnung zu
Grunde liegt, von Michelangelo? Mir will es nicht so scheinen;
viel eher könnte man den Charakter der Komposition und die Art
der Bewegung raphaelesk nennen. Oder besser gesagt: es zeigt
sich eine Mischung von Einflüssen Raphaels und Michelangelos, die
auf einen Nachfolger der beiden Meister hinweist.
VIII
Der Raub des Ganymed
Vier mythologische Kompositionen hat nach Vasari Michel-
angelo für Tommaso Cavalieri geschaffen: „den von Zeus' Vogel
zum Himmel entführten Ganymed", Tityos, den Sturz des Phaeton
und das Kinderbacchanal. (So auch Varchi in der „Leichenrede".)
In einem Briefe vom 5. September 1533 spricht Cavalieri von den
in seinem Besitz befindlichen Zeichnungen des Tityos und Ganymed,
und so kann kein Zweifel darüber aufkommen, dass es eben diese
beiden Blätter waren, für welche er am 1. Januar 1533 seinen Dank
abstattet. Sie sind demnach Ende 1532 entstanden (vgl. Frey,
Dicht. S. 513. Reg. 45. S. 522. Reg. 75. Thode, Annalen. Stein-
mann und Pogatscher. Rep. f. Kunstw. XIX S. 497 0 Ohne
Zweifel, wie auch Berenson und Frey bemerkten, spielt Sebastiano
del Piombo auf die Zeichnung des Ganymed an, als er in dem
Mythol. und allegor. Gemälde, Zeichnungen, Entwürfe
Questa ü colei ehe e tanto posta in croce
Pur da color ehe le dovrian dar lode
Dandole biasmo e torto a mala voce.
Ma ella s' e' beata e cio' non ode
Con 1' altre prime creature lieta
Volve sua spera e beata si gode.
1847 ^ab Vincenzo Botti eine kleine Schrift: Associazione ad
un' opera inedita di Michelangiolo B. rappresentante la Fortuna
heraus, in welcher er, zur Subskription auffordernd, einen von
Davide Testi anzufertigenden Stich nach dem Bilde ankündigt und
eine kleine Abbildung publizirt. Auf der Florentiner Ausstellung
1875 war das Bild zu sehen (Manz: Gaz. d. b. a. S. 164 nennt es eine
Nachahmung). Später scheint es nach England gekommen zu sein.
Rittlings auf einem Rade sitzend, den Kopf mit nach links
wehenden Haaren etwas zur Seite gewandt, von kräftigen bunten
Flügeln getragen, unbekleideten Oberkörpers, ein im Winde ab-
wehendes rothes Gewand um die Beine geschlungen, eilt Fortuna
durch die Lüfte. Ihrer rechten Hand entfällt ein Lorbeerkranz, ein
Szepter und eine Krone; die linke streut Dornen aus. Glanz und
Helligkeit umgiebt das Haupt, indessen in der Tiefe Dunkel herrscht.
Ist der Entwurf, der diesen Gemälden und der Zeichnung zu
Grunde liegt, von Michelangelo? Mir will es nicht so scheinen;
viel eher könnte man den Charakter der Komposition und die Art
der Bewegung raphaelesk nennen. Oder besser gesagt: es zeigt
sich eine Mischung von Einflüssen Raphaels und Michelangelos, die
auf einen Nachfolger der beiden Meister hinweist.
VIII
Der Raub des Ganymed
Vier mythologische Kompositionen hat nach Vasari Michel-
angelo für Tommaso Cavalieri geschaffen: „den von Zeus' Vogel
zum Himmel entführten Ganymed", Tityos, den Sturz des Phaeton
und das Kinderbacchanal. (So auch Varchi in der „Leichenrede".)
In einem Briefe vom 5. September 1533 spricht Cavalieri von den
in seinem Besitz befindlichen Zeichnungen des Tityos und Ganymed,
und so kann kein Zweifel darüber aufkommen, dass es eben diese
beiden Blätter waren, für welche er am 1. Januar 1533 seinen Dank
abstattet. Sie sind demnach Ende 1532 entstanden (vgl. Frey,
Dicht. S. 513. Reg. 45. S. 522. Reg. 75. Thode, Annalen. Stein-
mann und Pogatscher. Rep. f. Kunstw. XIX S. 497 0 Ohne
Zweifel, wie auch Berenson und Frey bemerkten, spielt Sebastiano
del Piombo auf die Zeichnung des Ganymed an, als er in dem