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Gemälde, Zeichnungen und Entwürfe religiösen Inhaltes
Kind in jener Gruppe. Die Mutter, etwas nach links gewandt,
nach rechts oben blickend, sitzt auf einem Stuhl, über dem
rechts flüchtig der Kopf des kleinen Johannes und höher der
auf Christus herabschauende Kopf des sich vorbeugenden
Joseph angedeutet ist. Wir dürfen die Studie zeitlich noch
in die Nähe der Sixtinischen Malereien setzen.
An diese Zeichnung: die säugende Maria, Joseph im Hintergründe,
erinnert, aber nur ganz allgemein in der Idee, ein grösseres Bild
von einem Nachahmer Michelangelos in der Corsinigalerie zu Rom.
Hinzugefügt der hl. Familie ist auch hier der kleine Johannes, der
links auf einer Erhöhung anbetend sitzt.
Die Röthelskizze einer Familie in Oxford, Christchurch College
(Rob. 2. Thode 458. Ber. 2493. Phot. Grosv. Gall. Oxford 27.
Abb. Sidney Colvin, Selected drawings s. oben II, S. 409, Nr. XIV),
halte ich, Berenson beistimmend, nicht für Michelangelo. Links
eine Frau mit Spindel kauernd, der Knabe steht über ihrem rechten
Knie und legt die Hand an den Mund. Von rechts, wo der Mann
auf ein Postament gestützt sitzt, nähert sich dem Kinde ein anderes
(Johannes ?). Vorne liegt in einer Wiege ein schlafendes Kind,
dem sich eine Katze naht.
Auch die Heseltine'sche Zeichnung (Thode 374. Ber. 2489,
s. oben II, S. 408, Nr. XI), lässt sich mit Bestimmtheit schwerlich
Michelangelo zuweisen. Geplant war wohl eine hl. Familie, ob-
gleich der links unten neben Maria flüchtig angedeutete Kopf eben-
so gut der des Johannes wie der des Joseph sein kann.
Eine bestimmte, abgeschlossene Form haben die Studien zur
hl. Familie in zwei Entwürfen, deren einer der allerletzten Zeit des
Meisters angehört, gewonnen: in dem aus vielen Nachbildungen
bekannten sogenannten „Silenzio" und in dem grossen Karton der
Malcolm'schen Sammlung.
Über den Geist der Michelangelo'schen Mariendarstellungen
und die in ihnen zu findenden Beziehungen zu Savonarola hat sich
Steinmann in der Zeitschr. f. b. K. N. F. VII S. 169fr. S. 20i ff.
ausgesprochen.
V
Die hl. Familie, gen. „II Silenzio"
Unter dem Namen „das Schweigen" bekannt ist eine in zahl-
reichen Reproduktionen erhaltene Komposition des Meisters, welche
die hl. Familie mit dem kleinen Johannes, den, wie wir sahen, der
Meister gerne der Familie gesellt, darstellt. Maria, das rechte Bein
über das linke geschlagen (wie in der Madonna Medici und in der
Gemälde, Zeichnungen und Entwürfe religiösen Inhaltes
Kind in jener Gruppe. Die Mutter, etwas nach links gewandt,
nach rechts oben blickend, sitzt auf einem Stuhl, über dem
rechts flüchtig der Kopf des kleinen Johannes und höher der
auf Christus herabschauende Kopf des sich vorbeugenden
Joseph angedeutet ist. Wir dürfen die Studie zeitlich noch
in die Nähe der Sixtinischen Malereien setzen.
An diese Zeichnung: die säugende Maria, Joseph im Hintergründe,
erinnert, aber nur ganz allgemein in der Idee, ein grösseres Bild
von einem Nachahmer Michelangelos in der Corsinigalerie zu Rom.
Hinzugefügt der hl. Familie ist auch hier der kleine Johannes, der
links auf einer Erhöhung anbetend sitzt.
Die Röthelskizze einer Familie in Oxford, Christchurch College
(Rob. 2. Thode 458. Ber. 2493. Phot. Grosv. Gall. Oxford 27.
Abb. Sidney Colvin, Selected drawings s. oben II, S. 409, Nr. XIV),
halte ich, Berenson beistimmend, nicht für Michelangelo. Links
eine Frau mit Spindel kauernd, der Knabe steht über ihrem rechten
Knie und legt die Hand an den Mund. Von rechts, wo der Mann
auf ein Postament gestützt sitzt, nähert sich dem Kinde ein anderes
(Johannes ?). Vorne liegt in einer Wiege ein schlafendes Kind,
dem sich eine Katze naht.
Auch die Heseltine'sche Zeichnung (Thode 374. Ber. 2489,
s. oben II, S. 408, Nr. XI), lässt sich mit Bestimmtheit schwerlich
Michelangelo zuweisen. Geplant war wohl eine hl. Familie, ob-
gleich der links unten neben Maria flüchtig angedeutete Kopf eben-
so gut der des Johannes wie der des Joseph sein kann.
Eine bestimmte, abgeschlossene Form haben die Studien zur
hl. Familie in zwei Entwürfen, deren einer der allerletzten Zeit des
Meisters angehört, gewonnen: in dem aus vielen Nachbildungen
bekannten sogenannten „Silenzio" und in dem grossen Karton der
Malcolm'schen Sammlung.
Über den Geist der Michelangelo'schen Mariendarstellungen
und die in ihnen zu findenden Beziehungen zu Savonarola hat sich
Steinmann in der Zeitschr. f. b. K. N. F. VII S. 169fr. S. 20i ff.
ausgesprochen.
V
Die hl. Familie, gen. „II Silenzio"
Unter dem Namen „das Schweigen" bekannt ist eine in zahl-
reichen Reproduktionen erhaltene Komposition des Meisters, welche
die hl. Familie mit dem kleinen Johannes, den, wie wir sahen, der
Meister gerne der Familie gesellt, darstellt. Maria, das rechte Bein
über das linke geschlagen (wie in der Madonna Medici und in der