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Thode, Henry; Michelangelo; Michelangelo [Contr.]
Michelangelo: kritische Untersuchungen über seine Werke; als Anhang zu dem Werke Michelangelo und das Ende der Renaissance (Band 2) — Berlin: Grote, 1908

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Entwurf für die Fassade eines Palastes des Kardinals von Santiquattro 205

Haec loca Alexander renovavit sextus et auxit
Atria porticibus designans ampla superbis
(Andr. Fulvius: de Antiquitatibus Urbis Carm.
illust. Poet. Ital. V, 229.)
Unter Pius III. und Julius II., dessen Wappen an der Eingangsseite
im ersten Geschoss zu finden ist, wurde er fortgeführt. Es heisst
nun, dass Leo X den Bau nach einer Zeichnung unseres Meisters
habe erweitern lassen; wir wissen von der Errichtung einer Kapelle
durch diesen Papst, die am 20. September 1514 verfügt wurde
(Pastor: Gesch. d. Päpste, IV. Bd. S. 485), und dass er auch sonst
für die Ausgestaltung des Baues sorgte:
inceptumque opus intermissaque moles,
et loca Gymnasii perfecto fine jubentur
protinus absolvi, divo imperitante Leone.
(Andr. Fulvius 1513.)
Die Loggien des Hofes wurden erst 1575 unter Gregor XIII. durch
Giacomo della Porta begonnen. Der Bau wurde unter Sixtus V.,
unter Clemens VIII. und Paul V., Innocenz X. fortgeführt und unter
Alexander VII. vollendet.
Ob und inwieweit Michelangelo Antheil an ihm gehabt, bleibt
in Dunkel gehüllt.
VII
Entwurf für die Fassade eines Palastes des Kardinals
von Santiquattro
Am 28. Januar 1525 frägt Fattucci an, ob der Meister dem
Kardinal wohl einen Gefallen erweisen wolle und erklärt sich hier-
über näher am 8. Februar: „Was Santiquattro betrifft, so theile
ich Euch mit, dass es in Eurem Belieben steht, ob Ihr ihm dienen
wollt, denn er weiss nicht, dass ich Euch geschrieben hatte. Was
er wünscht, ist Dieses: er möchte die Fassade seines Palastes machen
und beabsichtigt sie bis zum ersten Stockwerk in Rustika auszu-
führen oder wie es am Besten sich macht. Könntet Ihr ihm eine
kleine Zeichnung machen, so meine ich, wäre das eine schöne
Sache und würde ihm sehr lieb sein. Macht ein Portal in der
Mitte der Fassade mit zwei eisenvergitterten Fenstern, und zwei
andere darüber in zwei Stockwerken, mit einem Kranzgesims nach
Eurem Gutdünken. Ich sage Euch dies, weil er in Gedanken hat,
etwas Schönes zu machen."
Ob Michelangelo den Wunsch erfüllt hat, wissen wir nicht.
Vielleicht ist die oben gelegentlich des Palastes für Julius III. er-
wähnte, bisher nicht beachtete Skizze im Musee Wicar zu Lille
(Nr. 90 Rückseite, Thode 273) auf diesen Auftrag zu beziehen.
 
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