Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Thode, Henry; Michelangelo; Michelangelo [Contr.]
Michelangelo: kritische Untersuchungen über seine Werke; als Anhang zu dem Werke Michelangelo und das Ende der Renaissance (Band 2) — Berlin: Grote, 1908

Citation link:
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/thode1908bd2/0019

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
A. Das Jüngste Gericht

I
Geschichtliches
Während seines Aufenthaltes in Rom vom Herbst 1533 bis zum
Frühjahr 1534 hat Michelangelo von Clemens VII. den Auf-
trag erhalten, an der Altarwand der Sixtinischen Kapelle das Jüngste
Gericht, an der Eingangswand den Sturz der Engel zu malen. Er
gab an, sich an die Kartons zu machen, beschäftigte sich aber mit
dem Juliusdenkmal. Am 26. September starb der Papst. Sein
Nachfolger, Paul III., nimmt den Gedanken auf. Der Meister muss
sich fügen und erhält den Auftrag, den Plan und Entwurf so, wie
er ihn für Clemens gemacht, auszuführen. Am 16. April 1535 em-
pfängt der Zimmermeister Perino del Capitano 25 Dukaten für den
Bau des Gerüstes und sonstige Auslagen. (Hier, wie in einigen
anderen Fällen, habe ich von mir übersehene oder erst neuerdings
veröffentlichte Angaben für die Annalen des I. Bandes nachzutragen.
Rossi: Giornale di erudizione artistica 1877, VI, 209. Pogatscher bei
Steinmann II, 766, 1.) Die Vorbereitungen der Wand nahmen längere
Zeit in Anspruch. Die Fenster wurden zugemauert, die Gesimse
herabgeschlagen, die älteren Gemälde Peruginos und die zwei von
Michelangelo gemalten Lunetten beseitigt und die Wand, wie Vasari
berichtet, zur Vermeidung des Haftens von Staub in der Weise neu
hergerichtet, dass sie etwas abgeschrägt ward und so oben weiter
vorsprang als unten. Erst zwischen 10. April und 18. Mai 1536
ist Michelangelo an die Arbeit gegangen (Leon Dorez: Comptes
rendus de l'academie des inscriptions et belles-lettres. Mars-Avril
1905 nach Dokumenten im Besitze des M. de Navenne). Demnach
bezieht sich die Angabe in Pauls III. Breve vom 1. September 1535
von dem „begonnenen Werk" nur auf die Thätigkeit an den Kartons.
Die Verzögerung scheint aber auch noch durch einen anderen Um-
stand veranlasst worden zu sein. Sebastiano del Piombo hatte
 
Annotationen