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Thode, Henry; Michelangelo; Michelangelo [Mitarb.]
Michelangelo: kritische Untersuchungen über seine Werke; als Anhang zu dem Werke Michelangelo und das Ende der Renaissance (Band 2) — Berlin: Grote, 1908

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Der Atlas mit der Himmelskugel

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weiblichem Kopf versehen ist und sich um das Bein des Herkules
schlingt, geworden! Man vergleiche den Mantegna zugeschriebenen
Stich (B. 15) und einen Stich des Giov. Ant. da Brescia in der
Albertina (non ment.), welche eine um den Arm des Helden sich
windende Schlange zeigen, um sich von der Kühnheit der Konzep-
tion zu überzeugen.
Von einer anderen Herkuleszeichnung, die Michelangelo an-
gefertigt, vernehmen wir durch Armenini: „De° veri precetti della
Pittura" (Ravenna 1587. p. 57). Der Meister habe für einen
jungen ferraresischen Künstler, der ihm beistand, eines seiner Thon-
modelle zu brennen, einen Herkules, und zwar im Verlaufe einer
halben Stunde, gezeichnet. „Il qual disegno per quanto io conosceva
all' hora, mi parve cosi ben delineato, ombrato et finito, che passava
ogni uso di minio, et era un stupor grande a quelli che cio havevano
veduto fare in cosi poco tempo che altri vi havrebbe giudicato dentro
la fatica di un mese."
XIV
Der Atlas mit der Himmelskugel
In seiner Selbstbiographie (lib. I, XLI oder I, cap. VIII) er-
zählt Cellini:
„Ein junger Mann von hohem Geiste, Federico Ginori, der
viele Jahre in Neapel gewesen war und dort, da er von schöner
Gestalt und Gegenwart war, sich in eine Fürstin verliebt hatte,
wünschte eine Medaille angefertigt zu erhalten, auf der ein Atlas
mit der Weltkugel auf dem Rücken dargestellt sei, und bat den
grossen Michelangelo, dass er ihm eine Skizze mache. Dieser sagte
zu Federigo: ,geht und sucht einen gewissen jungen Goldschmied
auf, Namens Benvenuto; Der wird Euch sehr gut bedienen und
bedarf sicher meiner Zeichnung nicht; aber damit Ihr nicht glaubt,
ich scheue eine so geringe Mühe, will ich Euch gerne eine Skizze
machen. Inzwischen sprecht mit dem Benvenuto, dass auch er ein
kleines Modell anfertige und lasst dann ausführen, was von beiden
das Bessere ist'. Federigo Ginori suchte mich auf und theilte mir
seinen Wunsch mit, auch, wie sehr der wunderbare Michelangelo
mich gelobt, und dass auch ich ein kleines Wachsmodell anfertigen
solle, indessen jener bewundernswürdige Mann ihm eine Skizze zu
machen versprochen. Die Worte des grossen Künstlers gaben mir
solchen Muth, dass ich sogleich mit grösstem Eifer an besagtes
Modell mich machte, und als ich es vollendet, brachte mir ein
Michelangelo sehr befreundeter Maler, Giuliano Bugiardini, die
Zeichnung des Atlas. Ich zeigte Giuliano mein kleines Wachs-
modell, das sehr verschieden von der Zeichnung Michelangelos war,
 
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