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Thode, Henry; Michelangelo; Michelangelo [Mitarb.]
Michelangelo: kritische Untersuchungen über seine Werke; als Anhang zu dem Werke Michelangelo und das Ende der Renaissance (Band 2) — Berlin: Grote, 1908

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416 Gemälde, Zeichnungen und Entwürfe religiösen Inhaltes

Entwurf zur Sixtinischen Decke im British Museum und andrer-
seits die rechte Hand Christi in der späten Florentiner Pietä-
gruppe bezeichnen darf. So auch in den Bildungen der
Füsse und der stark betonten Fussknöchel.
g) In der, an das erste Herausmeisseln aus dem Stein gemahnen-
den Skizzirung flüchtig hingeworfener Köpfe, wie in der bis
zur Wirkung von Marmorpolitur gebrachten Modellirung im
Licht bei sorgfältig ausgeführten Gestalten.
h) In der technischen Behandlung, sowohl in der in feinsten,
unmerklichen Übergängen vertreibenden Zeichnungsweise, als
auch in den kühn suchenden, allgemein andeutenden Strichen
oder auch in den weich hingeworfenen, den Hintergrund be-
lebenden Schraffirungen.
Michelangelo, und nicht Sebastiano!
II
Die Zeichnung für Bugiardinis Martyrium der hl. Katharina
Vasari im Leben Bugiardinis (VI, 204 €, 207 f.) erzählt:
„Messer Palla Rucellai hatte ihm den Auftrag gegeben, eine
Tafel für seinen Altar in Santa Maria novella zu machen, und Giu-
liano begann, darauf das Martyrium der hl. Jungfrau Katharina zu
malen. Aber — wahrlich eine Leistung — zwölf Jahre lang hatte
er sie unter den Händen und wurde in dieser Zeit doch nicht fertig
mit ihr, weil er keine Erfindung hatte und nicht wusste, wie er die
vielen Dinge, die bei jenem Martyrium sich ereignet haben, dar-
stellen solle. Und obgleich er immer herumging und darüber
schwätzte, wie die Räder anzubringen wären und wie er den Blitz-
strahl und das Feuer, das sie verzehrte, machen müsse, so voll-
endete er die Arbeit doch in so langer Zeit nicht, denn, was er
an einem Tage gemacht, veränderte er am anderen. -Inzwischen
entschloss sich Palla Rucellai, der ihn antrieb, fertig zu werden,
eines Tages Michelangelo zu ihm zu führen, um das Bild zu sehen.
Bugiardini, nachdem er ihm erzählt, mit welcher Mühe er den Blitz
der, vom Himmel kommend, die Räder zerbricht und die sie drehen-
den Männer tödtet, und einen Sonnenstrahl, der, aus einer Wolke
dringend, die hl. Katharina vom Tode befreit, gemalt, bat freimüthig
Michelangelo, der beim Vernehmen des Missgeschickes des armen
Bugiardini das Lachen nicht verbeissen konnte, er möchte ihm
doch sagen, wie er acht oder zehn Hauptfiguren von Soldaten im
Vordergründe, die, als Wache in einer Reihe aufgestellt, im Begriff
seien zu fliehen, niedergeschleudert, verwundet und todt, machen
solle; denn er wüsste nicht, wie sie verkürzen, so dass sie doch
 
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