Fälschlich zugeschriebene Epitaphien Pius' IV. und des Kard. Serbelloni 241
Zeit. Nur die Form der oben in menschlicher Gestalt endigenden
Voluten scheint mir mehr auf Leone als auf Michelangelo hin-
zuweisen. Hier dürfte Leone eine blosse Andeutung des Meisters
selbständig gestaltet haben.
Plons Meinung, das Monument sei verändert worden durch
Hinweglassung eines im Modell vorgesehenen Postamentes, ist mit
entscheidenden Gründen von Beltrami entkräftet worden. Letzterer
hat seinerseits die Vermuthung ausgesprochen, dass der Sarkophag
vor dem mittleren, jetzt leeren Felde der Attika hatte angebracht
werden sollen, dieser Gedanke aber in Folge der Bestimmungen des
Konzils von Trient „de sepulturis" (1564) aufgegeben wurde. Hier-
für spricht die Erwähnung eines Sarkophages auf Bronzelöwenfüssen
im Kontrakt und die Aussage des Giussano in der Vita di S. Carlo
Borromeo (Rom 1610 p. 91): „volle nondimeno che fosse levata
l'arca o sia deposito di bronzo del Marchese di Melegnano, suo zio,
fratello di Pio IV, e ciö per dar buon esempio in questa parte."
Denken wir uns den Sarkophag an jener Stelle, so zeigt sich in
dem Ganzen eine dem Juliusdenkmal in S. Pietro in Vincoli ver-
wandte Anlage.
Vgl. von neuerer Literatur: Gaetano Franchetti: II duomo di
Milano. Mailand 1821. — Bertolotti: Artisti Lombardi a Roma.
Mailand 1881. p. 261—269; 298—301. — Carlo Casati: Ricerche
intorno a Leone Leoni. Mailand 1884 (hier der Kontrakt). —
Eugene Plon: Leone et Pompeo Leoni. Paris 1887. — Carlo del-
l'Acqua: Del luogo di nascita di Leone Leoni. Arch. stor. dell' arte
1889. II, 77. — - Luca Beltrami: II monumento funerario di G. Gia-
como Medici in der Rassegna d'Arte 1904, IV, S. I ff.
XIII
Die fälschlich dem Michelangelo zugeschriebenen Epitaphien
Pius' IV. und des Kardinals
Giov. Antonio Serbelloni in S. Maria degli Angeli
Titi in seiner Descrizione bemerkt: si dicono disegno dal Bonar-
roti. Es sind reich mit Anwendung verschiedenfarbigen Marmors
gerahmte Inschrifttafeln. Die Motive des Rahmens (Konsolen,
Voluten, Lisenen, Wappen) sind Michelangelesk. Ein dem Meister
nahestehender Künstler muss sie entworfen haben. Das Epitaph
Pius' IV. ist laut Umschrift von Serbelloni und Anderen nach dem
Tode des Papstes (1565) gestiftet worden. Das Epitaph des Ser-
belloni ward nach dessen Tode 1591 als eine Kopie des anderen
ausgeführt.
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Zeit. Nur die Form der oben in menschlicher Gestalt endigenden
Voluten scheint mir mehr auf Leone als auf Michelangelo hin-
zuweisen. Hier dürfte Leone eine blosse Andeutung des Meisters
selbständig gestaltet haben.
Plons Meinung, das Monument sei verändert worden durch
Hinweglassung eines im Modell vorgesehenen Postamentes, ist mit
entscheidenden Gründen von Beltrami entkräftet worden. Letzterer
hat seinerseits die Vermuthung ausgesprochen, dass der Sarkophag
vor dem mittleren, jetzt leeren Felde der Attika hatte angebracht
werden sollen, dieser Gedanke aber in Folge der Bestimmungen des
Konzils von Trient „de sepulturis" (1564) aufgegeben wurde. Hier-
für spricht die Erwähnung eines Sarkophages auf Bronzelöwenfüssen
im Kontrakt und die Aussage des Giussano in der Vita di S. Carlo
Borromeo (Rom 1610 p. 91): „volle nondimeno che fosse levata
l'arca o sia deposito di bronzo del Marchese di Melegnano, suo zio,
fratello di Pio IV, e ciö per dar buon esempio in questa parte."
Denken wir uns den Sarkophag an jener Stelle, so zeigt sich in
dem Ganzen eine dem Juliusdenkmal in S. Pietro in Vincoli ver-
wandte Anlage.
Vgl. von neuerer Literatur: Gaetano Franchetti: II duomo di
Milano. Mailand 1821. — Bertolotti: Artisti Lombardi a Roma.
Mailand 1881. p. 261—269; 298—301. — Carlo Casati: Ricerche
intorno a Leone Leoni. Mailand 1884 (hier der Kontrakt). —
Eugene Plon: Leone et Pompeo Leoni. Paris 1887. — Carlo del-
l'Acqua: Del luogo di nascita di Leone Leoni. Arch. stor. dell' arte
1889. II, 77. — - Luca Beltrami: II monumento funerario di G. Gia-
como Medici in der Rassegna d'Arte 1904, IV, S. I ff.
XIII
Die fälschlich dem Michelangelo zugeschriebenen Epitaphien
Pius' IV. und des Kardinals
Giov. Antonio Serbelloni in S. Maria degli Angeli
Titi in seiner Descrizione bemerkt: si dicono disegno dal Bonar-
roti. Es sind reich mit Anwendung verschiedenfarbigen Marmors
gerahmte Inschrifttafeln. Die Motive des Rahmens (Konsolen,
Voluten, Lisenen, Wappen) sind Michelangelesk. Ein dem Meister
nahestehender Künstler muss sie entworfen haben. Das Epitaph
Pius' IV. ist laut Umschrift von Serbelloni und Anderen nach dem
Tode des Papstes (1565) gestiftet worden. Das Epitaph des Ser-
belloni ward nach dessen Tode 1591 als eine Kopie des anderen
ausgeführt.
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