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Thode, Henry; Michelangelo; Michelangelo [Contr.]
Michelangelo: kritische Untersuchungen über seine Werke; als Anhang zu dem Werke Michelangelo und das Ende der Renaissance (Band 2) — Berlin: Grote, 1908

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Die Auferstehung Christi

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und Hände die allernächste Verwandtschaft zeigen. (S. oben II, 169.)
Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass es Entwürfe für den
Karton: „Christi Abschied von der Mutter" sind (s. unten).
In einem Gemälde des Louvre hat Angelo Bronzino das „Noli
me tangere" dargestellt. Es wäre wohl möglich, dass er an Pon-
tormos Bild angeknüpft und die Hauptmotive übernommen hat.
Sehen wir von manieristischer Übertreibung ab, erscheinen die Be-
wegungen Michelangelesk.
XII
Die Auferstehung Christi
Auf das Eingehendste hat sich Michelangelo im Anfang und
Mitte der dreissiger Jahre und dann später mit einer figurenreichen
Darstellung der Auferstehung beschäftigt. Die wichtigsten Studien
in Paris, London und Windsor sind schon von Springer, dann von
Berenson zusammengestellt worden. Zwei Gruppen, und in jeder
zwei Varianten, möchte ich unterscheiden. Für die erste ist der
dem Grab entsteigende, für die zweite der schwebende Christus
charakteristisch.
Erste Gruppe: der demGrabentsteigende Christus.
A. Christus tritt auf den Boden.
I. Paris, Louvre 112. Thode 464. Ber. 1580. Abb. Frey 40.
Phot. Br. 51. Giraudon 86. Röthel. Christus in grosser, sich
drehender Bewegung des Oberkörpers nach links, die Arme
gen Himmel streckend und nach oben schauend, steigt, von
dem Leichentuch umflattert, aus einem niedrigen Sarkophage.
Mit dem rechten Beine ist er herausgetreten, das linke ist
noch im Grabe. Auf dem Sarkophagdeckel lag ein Wächter (a),
der nun, da jener sich von selbst hebt, fallend an ihn sich
klammert, das linke Bein über ihn erhoben. Vorne liegt
ein zweiter (b), mit den Armen aufgestützt, und schaut, aus
dem Schlaf erwachend, erstaunt zu Christus empor. Neben
ihm flüchtet ein dritter, weit ausschreitend, nach hinten (c).
Links von Christus sitzt gekauert schlafend der vierte (d) und
hinter ihm richtet sich der fünfte (e) auf. Zwei andere Figuren
sind hinter dem Grab nur allgemein angedeutet.
Diese flüchtige, aber geistvolle und energische Skizze wird in
der folgenden Zeichnung weiter ausgebildet und gelangt zu einer
so sorgfältigen, vollkommenen Ausführung, wie die Cavalieri-
zeichnungen.
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