Die Michelangelo zugeschriebene Fortuna
349
VII
Die Michelangelo zugeschriebene Fortuna
Eine in drei kleinen Gemälden und einer Zeichnung erscheinende
Komposition einer Fortuna auf dem Rade wird traditionell als
Schöpfung Michelangelos bezeichnet.
I. Zeichnung in den Uffizien 146, 609. Kreide. Ber. 1633. Phot.
Br. 200. Abb. Ricci S. 107. Links und rechts beschnitten,
so dass der halbe rechte Unterarm und die halbe linke Hand
nicht mehr zu sehen sind. Der Körper sorgfältig ausgeführt,
auch das Gewand, aber in breiterer Schattirung vollendet,
die Flügel und Haare nur allgemein angelegt. Die Zeichnung
wirkt nicht wie ein Originalentwurf, sondern wie die Kopie
eines bedeutenderen Originales. An Michelangelo zu denken,
wird man durch Nichts veranlasst, wenn auch der nackte Leib
als michelangelesk in den Formen zu bezeichnen ist. Viel-
mehr wird man an Angelo Bronzino gemahnt. Dies findet
auch Berenson, der das Blatt einem Nachfolger Bronzinos
zuschreibt.
II. Gemälde in der Galerie Corsini zu Florenz. Nr. 182. Michel-
angelo zugeschrieben.
III. Gemälde in der K. K. Galerie zu Wien. Nr. 102 (früher
Nr. 307), gen.: Nach Michelangelo. Nach der Anmerkung
im Ed. von Engerth'schen Katalog 1882, I, S. 215 stammt das
Bild aus der Sammlung des Erzherzogs Leopold Wilhelm.
Das Inventar von 1659 (Nr. 410) nennt es eine Kopie nach
Giulio Romano. Mechel, 1783, S. 84 schreibt es dem van
Veen zu. „Die Komposition zu diesem Bilde ist bekannt als
von Michelangelo herrührend und soll noch vor ein paar Jahr-
zehnten in Florenz in der Villa Candia fuori di porta S. Gallo
als Freske zu sehen gewesen sein. Ferner soll auch ein Öl-
bild nach England gegangen sein." v. Engerth hielt es für
eine italienische Kopie, v. Frimmel (Galeriestudien III. Folge
S. 374) für eine deutsche.
IV. Gemälde, jetzt in England? Figur in halber Lebensgrösse.
Es ward 1843 von Vincenzo Botti in Florenz von einem
Händler gekauft und nach der Restaurirung für ein Original-
werk Michelangelos gehalten. In einem Aufsätze (Ricoglitore
Fiorentino 1846, Nr. II und 12) besprach Paolo Emiliani-
Giudici es ausführlich und stellte die Behauptung auf, Dantes
Verse über die Fortuna im VII. Canto des Inferno hätten
Michelangelo inspirirt. Die beiden letzten Terzinen der
Schilderung lauten:
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Die Michelangelo zugeschriebene Fortuna
Eine in drei kleinen Gemälden und einer Zeichnung erscheinende
Komposition einer Fortuna auf dem Rade wird traditionell als
Schöpfung Michelangelos bezeichnet.
I. Zeichnung in den Uffizien 146, 609. Kreide. Ber. 1633. Phot.
Br. 200. Abb. Ricci S. 107. Links und rechts beschnitten,
so dass der halbe rechte Unterarm und die halbe linke Hand
nicht mehr zu sehen sind. Der Körper sorgfältig ausgeführt,
auch das Gewand, aber in breiterer Schattirung vollendet,
die Flügel und Haare nur allgemein angelegt. Die Zeichnung
wirkt nicht wie ein Originalentwurf, sondern wie die Kopie
eines bedeutenderen Originales. An Michelangelo zu denken,
wird man durch Nichts veranlasst, wenn auch der nackte Leib
als michelangelesk in den Formen zu bezeichnen ist. Viel-
mehr wird man an Angelo Bronzino gemahnt. Dies findet
auch Berenson, der das Blatt einem Nachfolger Bronzinos
zuschreibt.
II. Gemälde in der Galerie Corsini zu Florenz. Nr. 182. Michel-
angelo zugeschrieben.
III. Gemälde in der K. K. Galerie zu Wien. Nr. 102 (früher
Nr. 307), gen.: Nach Michelangelo. Nach der Anmerkung
im Ed. von Engerth'schen Katalog 1882, I, S. 215 stammt das
Bild aus der Sammlung des Erzherzogs Leopold Wilhelm.
Das Inventar von 1659 (Nr. 410) nennt es eine Kopie nach
Giulio Romano. Mechel, 1783, S. 84 schreibt es dem van
Veen zu. „Die Komposition zu diesem Bilde ist bekannt als
von Michelangelo herrührend und soll noch vor ein paar Jahr-
zehnten in Florenz in der Villa Candia fuori di porta S. Gallo
als Freske zu sehen gewesen sein. Ferner soll auch ein Öl-
bild nach England gegangen sein." v. Engerth hielt es für
eine italienische Kopie, v. Frimmel (Galeriestudien III. Folge
S. 374) für eine deutsche.
IV. Gemälde, jetzt in England? Figur in halber Lebensgrösse.
Es ward 1843 von Vincenzo Botti in Florenz von einem
Händler gekauft und nach der Restaurirung für ein Original-
werk Michelangelos gehalten. In einem Aufsätze (Ricoglitore
Fiorentino 1846, Nr. II und 12) besprach Paolo Emiliani-
Giudici es ausführlich und stellte die Behauptung auf, Dantes
Verse über die Fortuna im VII. Canto des Inferno hätten
Michelangelo inspirirt. Die beiden letzten Terzinen der
Schilderung lauten: