Entwurf zu einer Petrusstatue in S. Pietro
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VI
Entwurf zu einer Petrusstatue in S. Pietro
In dem Inventar der Hinterlassenschaft des Meisters wird er-
wähnt: „una statua principiata per uno santo Pietro, sbozzata et
non finita." Daniele in seinem Briefe vom 17. März 1564 (Gotti II,
S. 358) führt sie gleichfalls an: „un San Pietro in abito di Papa,
in sul quale" (hier fehlt offenbar Etwas im Text oder bezieht sich
dies auf die gleich darauf erwähnte Pietä Rondanini, die danach
oberhalb des Petrus im Studio angebracht gewesen wäre?).
Sie kam in den Besitz Lionardos, und Dieser gab bei seiner
Abreise von Rom den Freunden den Auftrag, sie zu verkaufen.
Dies geht aus einem Briefe des Giacomo del Duca an Lionardo vom
14. Februar 1566 hervor. Er hat vom Papste Pius V. den Auftrag
erhalten, eine Zeichnung für das Grabmal Pauls IV zu machen
und beabsichtigt, die angefangene Statue Michelangelos für die des
sitzenden Papstes zu verwerthen. Im Falle Lionardo hiermit ein-
verstanden sei, sollen zwei Sachverständige den Preis festsetzen.
Am 9. März berichtet Diomede Leoni, es sei noch Nichts darüber
festgestellt, ob die Statue für das Grabmal Pauls IV. oder für ein
anderes bestimmt werde; aber man behalte die Sache im Auge,
sowohl im Hinblick darauf, dass die Figur verdiene ans Licht ge-
zogen zu werden, als auch im Interesse Lionardos. Für dieses
würden Jacopo und Daniele sorgen (Daelli Nr. 39. 40). Am
28. März wiederholt er, dass er für die Statue bedacht sein werde,
wie für sein Eigenthum, Er hoffe, Pius V. werde an seinem Ent-
schlusse, sie zu verwerthen, festhalten (Steinmann und Pogatscher
S. 409). Noch 1572 ist sie aber nicht verkauft, denn Vasari
schreibt am 18. Januar aus Rom an Lionardo: „noch habe ich
keinen Weg für den Verkauf Eures, in Marmor abozzirten Papstes
gefunden: ich werde aber nicht vergessen, daran zu denken" (Va-
sari VIII, 465).
Ich habe in den Annalen die Frage aufgeworfen, ob diese
Statue die am 24. Juni 1508 erwähnte „Statue Seiner Heiligkeit",
nämlich Julius' II., die aus dem Groben zugehauen war, sei. Sie
wurde damals mit drei anderen Statuen von Carrara nach Rom
gesandt. Die Frage ist schwerlich zu bejahen. Man muss doch
annehmen, dass mit der „Statue Julius' II." nur die liegende Sar-
kophagfigur gemeint sein könne, da wir von einer sitzenden Papst-
statue am Juliusdenkmal (I. Entwurf) Nichts wissen.
Für welchen Zweck ist aber dann jene in der Hinterlassenschaft
Michelangelos gefundene Papststatue bestimmt gewesen, deren end-
gültiges Schicksal uns unbekannt bleibt? Stellte sie doch einen
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Entwurf zu einer Petrusstatue in S. Pietro
In dem Inventar der Hinterlassenschaft des Meisters wird er-
wähnt: „una statua principiata per uno santo Pietro, sbozzata et
non finita." Daniele in seinem Briefe vom 17. März 1564 (Gotti II,
S. 358) führt sie gleichfalls an: „un San Pietro in abito di Papa,
in sul quale" (hier fehlt offenbar Etwas im Text oder bezieht sich
dies auf die gleich darauf erwähnte Pietä Rondanini, die danach
oberhalb des Petrus im Studio angebracht gewesen wäre?).
Sie kam in den Besitz Lionardos, und Dieser gab bei seiner
Abreise von Rom den Freunden den Auftrag, sie zu verkaufen.
Dies geht aus einem Briefe des Giacomo del Duca an Lionardo vom
14. Februar 1566 hervor. Er hat vom Papste Pius V. den Auftrag
erhalten, eine Zeichnung für das Grabmal Pauls IV zu machen
und beabsichtigt, die angefangene Statue Michelangelos für die des
sitzenden Papstes zu verwerthen. Im Falle Lionardo hiermit ein-
verstanden sei, sollen zwei Sachverständige den Preis festsetzen.
Am 9. März berichtet Diomede Leoni, es sei noch Nichts darüber
festgestellt, ob die Statue für das Grabmal Pauls IV. oder für ein
anderes bestimmt werde; aber man behalte die Sache im Auge,
sowohl im Hinblick darauf, dass die Figur verdiene ans Licht ge-
zogen zu werden, als auch im Interesse Lionardos. Für dieses
würden Jacopo und Daniele sorgen (Daelli Nr. 39. 40). Am
28. März wiederholt er, dass er für die Statue bedacht sein werde,
wie für sein Eigenthum, Er hoffe, Pius V. werde an seinem Ent-
schlusse, sie zu verwerthen, festhalten (Steinmann und Pogatscher
S. 409). Noch 1572 ist sie aber nicht verkauft, denn Vasari
schreibt am 18. Januar aus Rom an Lionardo: „noch habe ich
keinen Weg für den Verkauf Eures, in Marmor abozzirten Papstes
gefunden: ich werde aber nicht vergessen, daran zu denken" (Va-
sari VIII, 465).
Ich habe in den Annalen die Frage aufgeworfen, ob diese
Statue die am 24. Juni 1508 erwähnte „Statue Seiner Heiligkeit",
nämlich Julius' II., die aus dem Groben zugehauen war, sei. Sie
wurde damals mit drei anderen Statuen von Carrara nach Rom
gesandt. Die Frage ist schwerlich zu bejahen. Man muss doch
annehmen, dass mit der „Statue Julius' II." nur die liegende Sar-
kophagfigur gemeint sein könne, da wir von einer sitzenden Papst-
statue am Juliusdenkmal (I. Entwurf) Nichts wissen.
Für welchen Zweck ist aber dann jene in der Hinterlassenschaft
Michelangelos gefundene Papststatue bestimmt gewesen, deren end-
gültiges Schicksal uns unbekannt bleibt? Stellte sie doch einen