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Thode, Henry; Michelangelo; Michelangelo [Mitarb.]
Michelangelo: kritische Untersuchungen über seine Werke; als Anhang zu dem Werke Michelangelo und das Ende der Renaissance (Band 2) — Berlin: Grote, 1908

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Der hl. Hieronymus

503

schütternde Stelle in einer Predigt Savonarolas (Prediche sopra Job
fatte in Firenze 1494. Vendig 1545. p. 375) zitirt, ist uns keine
Spur erhalten.
Oder sollten wir die zwei, von Berenson und Frey fälschlich
auf das „Noli me tangere" bezogenen Skizzen im Besitze des Herrn
G. T. Clough in London (Thode 367. Ber. 1539. Abb. Frey 77
und 78, s. oben II, S. 448) als Studien für den Karton auffassen
dürfen? Die Bewegung Christi liesse sich eher mit diesem Vorwurf
in Einklang setzen, als mit jenem: das Fortstrebende, das Hinweisen
nach der Seite (auf den Leidensweg), die deutende Bewegung der
Hand. Ich glaube die Vermuthung aufstellen zu dürfen.
XXIV
Der hl. Hieronymus
Da alte Angaben auf Stichen Michelangelo als Erfinder von
Darstellungen des hl. Hieronymus bezeichnen, wollen diese genannt
sein. Es handelt sich um zwei verschiedene Entwürfe.
A. Der hl. Hieronymus in Meditation über das
Kreuz.
I. Sebastiano a Regibus. Bez. M. Ang. in. Marcel, pin. Seb.
a Reg. Clo. incid. Romae MDLVII con privilegio. Ant. Lafrerj.
Der Heilige sitzt bei einem Felsen und stellt seine Betrach-
tungen über ein Kreuz an, das er in den Händen hält. Der
Kardinalshut und zwei Bücher liegen vor seinen Füssen. Links
der Kopf und die Vorderpfote des Löwen. (Heinecken I,
396. Passerini S. 231.)
Da dieser Stich noch bei Lebzeiten des Meisters erschien, ver-
dienen seine Angaben Glauben. Nun befand sich ein Gemälde
Marcello Venustis, den hl. Hieronymus darstellend, auf dem Altar
der Mignanelli in S. Maria della Pace in Rom, und Titi in der
„Descrizione" von 1763 (S. 417) bemerkt: Einige glauben, es sei
nach einer Zeichnung von Michelangelo gemacht.
2. Cherubino Alberti (B. 54). Bez. Michel Angelus inven. Cum
privilegio Summi pontificis. Romae 1575. Die gleiche Dar-
stellung. Wir haben anzunehmen, dass Venusti eine Skizze
des Meisters vorlag.
Eine Zeichnung, die den knieenden Hieronymus vor der Höhle,
in der erhobenen Rechten das Kreuz, in der gesenkten Linken einen
Stein, darstellt, wird im Louvre (Nr. 705) Michelangelo zugeschrieben,
ist aber nicht von ihm.
 
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