204 Die Bauten in Rom
Eine Verwechslung dieses Projektes mit einem anderen des
Papstes Julius II. gab Anlass zu einer der Darstellungen aus dem
Leben Michelangelos in der Casa Buonarroti, die der jüngere
Michelangelo anbringen liess. Ein von Fabrizio Boschi ausgeführtes
Gemälde wird bezeichnet: Romanae Curiae formam Julio III ostendit,
ad cujus latus, ceteris stantibus, sedit, id honoris clarissimae virtutis,
clarissimo exemplo praebente Pontifice (vgl. auch Baldinucci Ausg.
Mailand X, S. 147). Die „Curia Romana", auch Palazzo della Ruota,
oder (von Vasari) Palast bei S. Biagio genannt, war das päpstliche
Gerichtsgebäude, das Julius II. von Bramante erbauen lassen wollte
und dessen Sockel, in mächtigen Rustikaquadern nur wenig über
die Erde emporgeführt, noch heute im Erdgeschoss von Häusern
der Via Giulia zu gewahren ist. Statt Curia Romana müsste es
also in jener Inschrift heissen: palatium Julii III.
V
Kleine Kapellenfassade im Castel S. Angelo
H. v. Geymüller (S. 38) hat auf eine Zeichnung des Battista
da San Gallo im Musee Wicar zu Lille (Skizzenbuch Nr. 435) auf-
merksam gemacht, welche die Bezeichnung trägt: Queste in chastello
di Roma, di mano di michelagnolo di traverti... Dargestellt ist
eine Brunnenschale vor einer Wandarchitektur. Die letztere, nur
in der Form der oberen Fensteröffnungen (in der Zeichnung rund,
in Wirklichkeit viereckig) abweichend, ist heute noch in dem kleinen,
nach dem Vatikan zu gelegenen Hof oben auf dem Castello, dem
cortile delle Palle, erhalten (Abb. Ricci: Michelangelo S. 197).
Toskanische Pilaster gliedern sie in einen breiten Mitteltheil, zwei
schmale Seitentheile. Ersterer enthält, von toskanischen Halbsäulen,
die über Gebälk und Fries einen breitlagernden Spitzgiebel tragen,
gerahmt ein viergetheiltes Fenster oder besser gesagt vier Fenster,
die unteren durch einen Pilaster, die oberen durch eine Konsole
getrennt. In den unteren sind überaus schlanke dünne Baluster.
In den Seitentheilen je eine Rundnische, darüber eine Tafel, von
einem Löwenkopf getragen. Im Giebel der Mediciring mit durch-
gezogenen Bändern. — Eine besonders harmonische architektonische
Schöpfung des Meisters, die er unter Leo X. ausgeführt hat, dessen
Wappen im Innern der Kapelle zu sehen ist.
VI
Entwurf zum Collegio della Sapienza
Authentische alte Nachrichten über Michelangelos Entwurf zu
diesem Bau besitzen wir nicht. Alexander VI. hatte den Neubau
der Universität begonnen:
Eine Verwechslung dieses Projektes mit einem anderen des
Papstes Julius II. gab Anlass zu einer der Darstellungen aus dem
Leben Michelangelos in der Casa Buonarroti, die der jüngere
Michelangelo anbringen liess. Ein von Fabrizio Boschi ausgeführtes
Gemälde wird bezeichnet: Romanae Curiae formam Julio III ostendit,
ad cujus latus, ceteris stantibus, sedit, id honoris clarissimae virtutis,
clarissimo exemplo praebente Pontifice (vgl. auch Baldinucci Ausg.
Mailand X, S. 147). Die „Curia Romana", auch Palazzo della Ruota,
oder (von Vasari) Palast bei S. Biagio genannt, war das päpstliche
Gerichtsgebäude, das Julius II. von Bramante erbauen lassen wollte
und dessen Sockel, in mächtigen Rustikaquadern nur wenig über
die Erde emporgeführt, noch heute im Erdgeschoss von Häusern
der Via Giulia zu gewahren ist. Statt Curia Romana müsste es
also in jener Inschrift heissen: palatium Julii III.
V
Kleine Kapellenfassade im Castel S. Angelo
H. v. Geymüller (S. 38) hat auf eine Zeichnung des Battista
da San Gallo im Musee Wicar zu Lille (Skizzenbuch Nr. 435) auf-
merksam gemacht, welche die Bezeichnung trägt: Queste in chastello
di Roma, di mano di michelagnolo di traverti... Dargestellt ist
eine Brunnenschale vor einer Wandarchitektur. Die letztere, nur
in der Form der oberen Fensteröffnungen (in der Zeichnung rund,
in Wirklichkeit viereckig) abweichend, ist heute noch in dem kleinen,
nach dem Vatikan zu gelegenen Hof oben auf dem Castello, dem
cortile delle Palle, erhalten (Abb. Ricci: Michelangelo S. 197).
Toskanische Pilaster gliedern sie in einen breiten Mitteltheil, zwei
schmale Seitentheile. Ersterer enthält, von toskanischen Halbsäulen,
die über Gebälk und Fries einen breitlagernden Spitzgiebel tragen,
gerahmt ein viergetheiltes Fenster oder besser gesagt vier Fenster,
die unteren durch einen Pilaster, die oberen durch eine Konsole
getrennt. In den unteren sind überaus schlanke dünne Baluster.
In den Seitentheilen je eine Rundnische, darüber eine Tafel, von
einem Löwenkopf getragen. Im Giebel der Mediciring mit durch-
gezogenen Bändern. — Eine besonders harmonische architektonische
Schöpfung des Meisters, die er unter Leo X. ausgeführt hat, dessen
Wappen im Innern der Kapelle zu sehen ist.
VI
Entwurf zum Collegio della Sapienza
Authentische alte Nachrichten über Michelangelos Entwurf zu
diesem Bau besitzen wir nicht. Alexander VI. hatte den Neubau
der Universität begonnen: