Entwurf für den Palast Julius' III.
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bauen beabsichtigte; ein Werk ganz ungewohnter und neuer Art, das
keinem Stil oder Gesetz weder der Antike noch der Moderne sich
fügt." Vasari erzählt: „Seine Heiligkeit liess ihn das Modell einer
Fassade für einen Palast machen, den Sie neben S. Rocco bauen
wollte, mit Verwerthung der anstossenden Mauern des Mausoleum
des Augustus; man kann als Fassadenentwurf nichts Mannigfaltigeres,
reicher Geschmücktes, in Stil und Anordnung gleich Ungewöhn-
liches sehen, wie es denn in allen seinen Werken sich zeigte dass
er niemals einem alten oder neuen Gesetze der Architektur sich
hat fügen wollen, als Einer, dessen Geist immer fähig war, neue
und lebendige, und wahrlich nicht minder schöne Dinge zu erfinden.
Dies Modell befindet sich heute im Besitz des Herzogs Cosimo
Medici, der es von Pius IV., als er nach Rom kam, geschenkt er-
hielt und es zu seinen theuersten Schätzen zählt."
Michelangelo hat das Modell von Bastiano Malenotti, der Ober-
aufseher an dem Bau von S. Pietro war, ausführen lassen im
Oktober 1551 (B. Podesta: Doc. inediti relativi a M. B. Il Buonarroti
April 1875).
In dem Nachlass des Meisters wird ein kleiner Karton: die
Fassade eines Palastes erwähnt; sehr wahrscheinlicher Weise die
für Julius angefertigte Zeichnung.
Vielleicht giebt uns eine bisher nicht beachtete Skizze im
Musee Wicar zu Lille (Nr. 90, Thode 273, Rückseite) eine Vor-
stellung von dem Entwürfe. Sie stellt die linke Hälfte eines Palastes
mit mächtigem Rustikaerdgeschoss und einem durch gekuppelte
Säulen gegliederten Obergeschoss dar. In der Mitte ein einfaches
rundbogiges Portal, über dem sitzende Figuren angebracht sind,
links über hohem Sockel eine Nische mit Segmentgiebel, in welcher
eine Statue angebracht ist. Oben in jedem Wandtheil ein grosses
Fenster zwischen zwei kleineren schmalen Nischen. — Condivis und
Vasaris Bemerkungen über das Neue und Eigenartige der Konzep-
tion würden dieser Zeichnung gegenüber berechtigt erscheinen.
Nur macht die Schmalheit der Fassade bedenklich, ob es sich hier
wirklich um den Palast des Papstes handelt, oder nicht vielmehr,
was auch denkbar ist, um einen Entwurf für den andern zu er-
wähnenden Palast des Kardinals von Santiquattro.
Eine Detailzeichnung für das eine Tabernakel mit einer Nische
ist uns möglicher Weise erhalten in Lille, Musee Wicar Nr. 94.
Thode 274. Tabernakel mit Segmentgiebel, darin die Statue
eines stehenden Mannes, der das rechte Bein über das linke setzt,
die erhobene Rechte, wie es scheint, hinter den etwas geneigten
Kopf legt und die Linke gesenkt hat. Die Zeichnung ist in
der Zeit der Beschäftigung mit der Peterskuppel (s. Rückseite) ent-
standen.
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bauen beabsichtigte; ein Werk ganz ungewohnter und neuer Art, das
keinem Stil oder Gesetz weder der Antike noch der Moderne sich
fügt." Vasari erzählt: „Seine Heiligkeit liess ihn das Modell einer
Fassade für einen Palast machen, den Sie neben S. Rocco bauen
wollte, mit Verwerthung der anstossenden Mauern des Mausoleum
des Augustus; man kann als Fassadenentwurf nichts Mannigfaltigeres,
reicher Geschmücktes, in Stil und Anordnung gleich Ungewöhn-
liches sehen, wie es denn in allen seinen Werken sich zeigte dass
er niemals einem alten oder neuen Gesetze der Architektur sich
hat fügen wollen, als Einer, dessen Geist immer fähig war, neue
und lebendige, und wahrlich nicht minder schöne Dinge zu erfinden.
Dies Modell befindet sich heute im Besitz des Herzogs Cosimo
Medici, der es von Pius IV., als er nach Rom kam, geschenkt er-
hielt und es zu seinen theuersten Schätzen zählt."
Michelangelo hat das Modell von Bastiano Malenotti, der Ober-
aufseher an dem Bau von S. Pietro war, ausführen lassen im
Oktober 1551 (B. Podesta: Doc. inediti relativi a M. B. Il Buonarroti
April 1875).
In dem Nachlass des Meisters wird ein kleiner Karton: die
Fassade eines Palastes erwähnt; sehr wahrscheinlicher Weise die
für Julius angefertigte Zeichnung.
Vielleicht giebt uns eine bisher nicht beachtete Skizze im
Musee Wicar zu Lille (Nr. 90, Thode 273, Rückseite) eine Vor-
stellung von dem Entwürfe. Sie stellt die linke Hälfte eines Palastes
mit mächtigem Rustikaerdgeschoss und einem durch gekuppelte
Säulen gegliederten Obergeschoss dar. In der Mitte ein einfaches
rundbogiges Portal, über dem sitzende Figuren angebracht sind,
links über hohem Sockel eine Nische mit Segmentgiebel, in welcher
eine Statue angebracht ist. Oben in jedem Wandtheil ein grosses
Fenster zwischen zwei kleineren schmalen Nischen. — Condivis und
Vasaris Bemerkungen über das Neue und Eigenartige der Konzep-
tion würden dieser Zeichnung gegenüber berechtigt erscheinen.
Nur macht die Schmalheit der Fassade bedenklich, ob es sich hier
wirklich um den Palast des Papstes handelt, oder nicht vielmehr,
was auch denkbar ist, um einen Entwurf für den andern zu er-
wähnenden Palast des Kardinals von Santiquattro.
Eine Detailzeichnung für das eine Tabernakel mit einer Nische
ist uns möglicher Weise erhalten in Lille, Musee Wicar Nr. 94.
Thode 274. Tabernakel mit Segmentgiebel, darin die Statue
eines stehenden Mannes, der das rechte Bein über das linke setzt,
die erhobene Rechte, wie es scheint, hinter den etwas geneigten
Kopf legt und die Linke gesenkt hat. Die Zeichnung ist in
der Zeit der Beschäftigung mit der Peterskuppel (s. Rückseite) ent-
standen.