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Thode, Henry; Michelangelo; Michelangelo [Contr.]
Michelangelo: kritische Untersuchungen über seine Werke; als Anhang zu dem Werke Michelangelo und das Ende der Renaissance (Band 2) — Berlin: Grote, 1908

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Die Bauten in Rom

di Santa Fiore, restata imperfetta per la morte di quel cardinale,
e di Michelagnolo e di Tiberio, che fu di quel giovane grandissimo
danno.
Der Kardinal war Ascanio Guido Sforza, camerlingo di Santa
Chiesa. Vollendet wurde die Kapelle — es ist die zweite im linken
Seitenschiff, jetzt Pallavicini-Sforza genannt — durch Giacomo della
Porta. Sie genoss im XVII. Jahrhundert als Schöpfung Michelangelos
eine grosse Berühmtheit, solange nämlich ihre Fassade erhalten war.
Joachim von Sandrart im „Anderen Theil des grossen Schauplatzes
von dem alten und neuen Rom", 1694, bildete ihren Prospekt und
eine Seite ab. (II, Tav. IX u. X.) Vgl. auch P. de Angelis: Basi-
licae S. M. Majoris descriptio et delineatio. Rom 1621.
Bottari in einem Briefe (Fanfani: Spigol. 90 f.) schreibt 1748:
sie sei nicht aus Marmor, sondern aus Travertin und zeige „una
semplicitä magnifica, una novitä bizzara, un grande, un terribile - —
sembra un' idea astratta e figurata col pensiero o veduta in sogno".
Sie sei aber vernachlässigt, weil die zwei anderen reich aus-
geschmückten Kapellen Sixtus' V. und Pauls V. den Blick auf sich
zögen. Die „superbissima facciata d'una maestä e sodezza am-
mirabile" mit einer „cancellata di ferro" wolle man jetzt bei der
Restauration wegnehmen, weil sie die Symmetrie der Kirche störe.
Kurze Zeit darauf, im Juni, ist diese Barbarei wirklich geschehen.
Bottari berichtet es am 20. Juli (a. a. O. S. 95) und sagt, er habe
vorher eine Zeichnung mit Maassangaben anfertigen lassen.
Dachte Michelangelo, als er sein Grabmal für S. Maria maggiore
bestimmte und hierfür die Pietä ausführte (Vasari VI, 189), an
diese Kapelle?
Die Anlage ist eine seltsame. Der Hauptraum besteht aus
einem kuppligen Gewölbe, das von vier schräggestellten, antikischen
Kompositsäulen getragen wird. Links und rechts schliesst sich in
flacher, segmentförmiger Rundung je eine Art Apsis an, und zwar
nicht in der Breite der Säulendistanz, sondern breiter: zwischen
der Vierungssäule und dem seitlichen Apsisabschluss tritt in die
Ecke vermittelnd eine Säule. Zwei Pilaster gliedern die Wand
der Apsis, die mit segmentförmigem Gewölbe versehen ist. Der
viereckige Chor ist mit einem Tonnengewölbe bedeckt. Die Mittel-
fenster der Apsiden zeigen Michelangeleske Formen: nach unten
sich verbreiternd (und zwar stärker wie in der Sakristei von
S. Lorenzo) sind sie mit einem Segmentgiebel, der einen spitzen
in sich schliesst, abgeschlossen. Der Spitzgiebel steht auf, dem
Rahmen entsprechend, schräg gestellten Konsolen mit seltsam ge-
formtem Zahnschnitt und Tropfen und ist mit einer geflügelten
Maske geschmückt. In den Apsiden befinden sich die Grabdenk-
mäler der Guido Ascanio Sforza und des Alessandro Sforza. Die
 
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