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Thode, Henry; Michelangelo; Michelangelo [Contr.]
Michelangelo: kritische Untersuchungen über seine Werke; als Anhang zu dem Werke Michelangelo und das Ende der Renaissance (Band 2) — Berlin: Grote, 1908

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362 Mythol. und allegor. Gemälde, Zeichnungen, Entwürfe

veranschaulichen, daran gedacht, die Verwandlung darzustellen
(Malcolm'sche Zeichnung), dann gab er dies, als unkünstlerisch, auf
und beschränkte sich auf die Klage. Auch in der Wiedergabe
der Klymene (Haarlem) zeigt sich Anfangs sein engeres Festhalten
an Ovids Schilderung, bald aber hat er die Figur fallen lassen;
und Kyknus, den er ursprünglich in menschlicher Gestalt gedacht
(Haarlem), verwandelt er, durch antike Vorbilder veranlasst, in den
Schwan. Der Knabe mit der Urne in Windsor ist eine aus dem
Bedürfniss von Raumausfüllung hervorgegangene Zuthat.
Der Kupferstich Beatrizets nach der Zeichnung in Windsor
(Dum. 31. B. 38 in gleichem Sinne) zeigt eine Landschaft mit
Meer und Bergen hinzugefügt und ist bez.: Mich. Ang. inv. N.Beatrizet
Lotar. restituit. — Eine Kopie des Stiches im Gegensinne von
Michele Luchesi, bez. ML. Egregius Michelangelus Bonarotus autor,
und zwei andere anonyme.
Zwei Plaketten von Giovanni Bernardi zeigen die Verwerthung
der Michelangelo'schen Komposition und zwar sowohl der Mal-
colm'schen, wie der Windsorzeichnung. 1. (Berlin : Italienische Bronzen
Taf. LXVIII, 1219. Molinier 327.) Phaeton in der Mitte oben
zwischen den Pferden, aber in anderer Haltung als in Venedig.
Der Flussgott und die eine der sich verwandelnden Heliaden nach
Zeichnung Malcolm, drei der Pferde (aber in anderer Anordnung)
nach Zeichnung in Windsor. 2. (Berlin LXIX, 1220.) Hier alle
drei Heliaden, der Flussgott, neben dessen Rücken links ein Putto
steht, und eines der Pferde nach der Malcolmzeichnung, zwei andere
Pferde nach der Zeichnung in Windsor. Auch hier der Phaeton
oberhalb der Pferde. In beiden Plaketten fehlt, aus Raumrück-
sichten, Zeus. — In fünf anderen Plaketten (Berlin LXIX, 1216.
XLI, 1217. XLI, 1218. XLI, 1222. 1221), knüpft Bernardi nicht
an Michelangelo, sondern an die Antike an. Der Bernardi'sche
Krystall wird von Hieron. Stampa ,,fra le gemme del Maffei"
(Taf. IV, p. 151) erwähnt.
Freie Verwerthung des Michelangelo'schen Werkes dürfte
auch sonst noch mehrfach, vermuthlich in Stichen, nachzuweisen
sein. Ich erwähne nur das der Schule Andrea Sansovino's an-
gehörige Relief im Berliner Kaiser Friedrich-Museum (Abb. in „Be-
schreibung der Bildwerke der christlichen Epoche" in den k. Museen
Taf. XII, 227).
Wickhoff erinnert an ein Sonett des Künstlers vom Jahre 1530
(Guasti XXXIX. Frey XXXIII. Thode II, 177):
Che non riporterä dal vivo soIe
Altro che morte? e non come fenice.
Ma poco giova: che chi cader vuole,
Non basta l'altrui man pront' e vittrice.
 
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