Der Sturz des Phaeton 361
III. Venedig, Akademie Nr. 180. Thode 518. Ber. 1601. Abb.
Frey 75. Kreide. Hier stürzt Phaeton nicht seitwärts, sondern
in der Mitte zwischen den Pferden herab, die, je zwei eine
geschlossene Gruppe bildend, alle mit dem Kopf nach unten
fallen. Zeus ist ähnlich, wie in II, aber ganz en face.
Eridanos, in der Mitte unten liegend, streckt, erregten Antheil
nehmend, die Arme empor und die Heliaden, eine links, zwei
rechts, sind stärker bewegt. Berenson sieht sich durch diese
Abweichungen veranlasst, das Blatt früher als das Malcolm'sche
anzusetzen. Die auch hier befindliche Inschrift liest Frey, wie
folgt: lo ritracto el meglio che o saputo io, pero vi rimando
il vostro perche ne son (?) servo vostro, che lo ritraga un
altra volta. Danach erklärt sich Michelangelo also bereit,
noch ein drittes Mal den Vorwurf zu gestalten. Dies wäre
dann geschehen in
IV. Windsor. Thode 542. Ber. 1617. Phot. Br. 107. Abb.
v. Marcuard: Die Zeichnungen Mich, in Haarlem zu Taf. XXI.
Ber. CXL. Frey 58 und öfters. Kreide. Die Komposition,
in einem hohen spitzen Dreieck sich aufbauend, hat hier volle
lineare Geschlossenheit erlangt. In der Höhe, in starker Be-
wegung des Oberkörpers nach hinten, Zeus auf dem Adler
den Blitz entsendend. In einer geschlossenen Gruppe ver-
bunden stürzen Phaeton und vier Pferde alle hinab; der zwei-
rädrige Wagen darüber ist lang, trogförmig gebildet. Links
unten die mächtige, wieder ruhig gelagerte Gestalt des alten
Eridanos, der den rechten Arm hoch auf eine Urne legt, hinter
ihm ein Putto, eine Urne tragend; die drei nackten Frauen
in jammernden Gebärden nach oben schauend, zwischen den
zwei rechts, grösser gebildet, Kyknus als Schwan. — Eine
Wiederholung dieser Zeichnung im Besitze des Herrn Charles
Newton Robinson (Thode 377b) hält deren Besitzer für das
Original, nach welchem diejenige in Windsor kopirt sei. Da
ich das Blatt nicht aus eigener Anschauung kenne, muss ich
mich des Urtheiles enthalten. Frey hält es für eine Kopie.
Drei andere, weniger gute Kopien, findet man in Paris (791,
792 und 829).
Verfolgen wir die Entwicklung, die sich in den Studien verräth,
so zeigen sich Veränderungen — von Gruppirung und Einzelmotiven
abgesehen — vornehmlich in dem unteren Theile der Komposition.
Bezüglich der Darstellung der Heliaden ergab Ovids Erzählung zwei
Möglichkeiten: die Wiedergabe des ersten Momentes, der Klage
der Schwestern, oder jene des folgenden, ihrer Verwandlung, mit
welcher die Klage zu verbinden war. Einen Augenblick hat der
Meister, im Bestreben möglichst alle Momente der Dichtung zu
III. Venedig, Akademie Nr. 180. Thode 518. Ber. 1601. Abb.
Frey 75. Kreide. Hier stürzt Phaeton nicht seitwärts, sondern
in der Mitte zwischen den Pferden herab, die, je zwei eine
geschlossene Gruppe bildend, alle mit dem Kopf nach unten
fallen. Zeus ist ähnlich, wie in II, aber ganz en face.
Eridanos, in der Mitte unten liegend, streckt, erregten Antheil
nehmend, die Arme empor und die Heliaden, eine links, zwei
rechts, sind stärker bewegt. Berenson sieht sich durch diese
Abweichungen veranlasst, das Blatt früher als das Malcolm'sche
anzusetzen. Die auch hier befindliche Inschrift liest Frey, wie
folgt: lo ritracto el meglio che o saputo io, pero vi rimando
il vostro perche ne son (?) servo vostro, che lo ritraga un
altra volta. Danach erklärt sich Michelangelo also bereit,
noch ein drittes Mal den Vorwurf zu gestalten. Dies wäre
dann geschehen in
IV. Windsor. Thode 542. Ber. 1617. Phot. Br. 107. Abb.
v. Marcuard: Die Zeichnungen Mich, in Haarlem zu Taf. XXI.
Ber. CXL. Frey 58 und öfters. Kreide. Die Komposition,
in einem hohen spitzen Dreieck sich aufbauend, hat hier volle
lineare Geschlossenheit erlangt. In der Höhe, in starker Be-
wegung des Oberkörpers nach hinten, Zeus auf dem Adler
den Blitz entsendend. In einer geschlossenen Gruppe ver-
bunden stürzen Phaeton und vier Pferde alle hinab; der zwei-
rädrige Wagen darüber ist lang, trogförmig gebildet. Links
unten die mächtige, wieder ruhig gelagerte Gestalt des alten
Eridanos, der den rechten Arm hoch auf eine Urne legt, hinter
ihm ein Putto, eine Urne tragend; die drei nackten Frauen
in jammernden Gebärden nach oben schauend, zwischen den
zwei rechts, grösser gebildet, Kyknus als Schwan. — Eine
Wiederholung dieser Zeichnung im Besitze des Herrn Charles
Newton Robinson (Thode 377b) hält deren Besitzer für das
Original, nach welchem diejenige in Windsor kopirt sei. Da
ich das Blatt nicht aus eigener Anschauung kenne, muss ich
mich des Urtheiles enthalten. Frey hält es für eine Kopie.
Drei andere, weniger gute Kopien, findet man in Paris (791,
792 und 829).
Verfolgen wir die Entwicklung, die sich in den Studien verräth,
so zeigen sich Veränderungen — von Gruppirung und Einzelmotiven
abgesehen — vornehmlich in dem unteren Theile der Komposition.
Bezüglich der Darstellung der Heliaden ergab Ovids Erzählung zwei
Möglichkeiten: die Wiedergabe des ersten Momentes, der Klage
der Schwestern, oder jene des folgenden, ihrer Verwandlung, mit
welcher die Klage zu verbinden war. Einen Augenblick hat der
Meister, im Bestreben möglichst alle Momente der Dichtung zu