360 Mythol. und allegor. Gemälde, Zeichnungen, Entwürfe
in Lawrence Gall. 24, dann Galichon: Gaz. d. b. a., 1874, II,
S. 201 ff. Frey 57.) In der Höhe Zeus auf dem Adler, en
face, den Blitz nach rechts zu herabschleudernd. Darunter
der Wagen (in Form eines einfachen zweirädrigen Karrens),
von dem Phaeton nach links kopfüber hinabstürzt, indessen
drei der Pferde, in radialer Anordnung, aus einander fahren,
das vierte rechts kopfüber stürzt. Unten links Eridanos, auf
seine Urne gestützt, die Linke auf dem aufgestützten linken
Knie, ruhig nach oben schauend, neben ihm rechts zunächst
Phaetusa, deren Beine zum Stamme werden, dann Lampetie,
gleichfalls unten schon verwandelt, die Arme ausstreckend,
die sich in Äste verwandeln, und weiter die dritte Schwester,
ihr (zu Laub werdendes) Haar fassend — die beiden ersten
jammernd empor-, die dritte zur Seite schauend. Zwischen
Phaetusa und Lampetie ist, in sehr kleinen Verhältnissen —
wie er auch auf dem antiken geschnittenen Stein erscheint —
der Schwan skizzirt. War links von Eridanos noch eine kleine
Figur gegeben — etwa der Knabe, den wir auf Bernardis einer
Plakette (s. unten) gewahren? Oder war ein Baumstumpf ge-
meint? — Die Bezeichnung unten ist sehr verwischt und
wäre ohne die Aufzeichnung Mariettes (Observ. 76), der einst
das Blatt besass, schwerlich mehr zu entziffern. Mariette las:
ser Tommaso se questo schizzo non vi piace ditelo a Urbino
a cio ch'io abbi tempo da averne facto un altro .... come
vi promessi e se vi piace e vogliate ch'io lo finisca. Frey,
dessen im Lesen der Michelangelo'schen Handschrift geübtem
Auge besonders zu vertrauen ist: er (messer) tomao se questo
scizzo non vi piace, ditelo a Urbino, accio ehe io abbi tempo
daverne facto un altro domandassera, .... e (come) vi pro-
messi; e se vi piace e vogliate, ehe io lo finisca, ditelo (oder
diretelo ?) — Ob nun Cavalieri etwas auszusetzen hatte oder
der Meister selbst empfand, dass die Komposition der Ge-
schlossenheit ermangelte, es entstand ein neuer Entwurf, ver-
muthlich, wie auch Frey annimmt, der folgende. — Ähnlich
dem untersten Pferde erscheint neben anderen Studien ein
stürzendes Pferd auf einer Zeichnung in Oxford (Nr. 20.
Thode 404. Ber. 1701), die sicher nicht von Michelangelo
ist und von Berenson dem Raffaello da Montelupo zuge-
schrieben wird. Hinter dem Pferde sieht man ein zweites
und einen Wagenlenker, sie geisselnd, angedeutet. Berenson
erkannte die Ähnlichkeit und vermuthete, es könne hier die
Kopie einer verlorenen frühen Studie zum Phaeton vorliegen.
Ich möchte eher annehmen, dass die Skizze eine blosse Be-
nutzung der Komposition Michelangelos zeigt.
in Lawrence Gall. 24, dann Galichon: Gaz. d. b. a., 1874, II,
S. 201 ff. Frey 57.) In der Höhe Zeus auf dem Adler, en
face, den Blitz nach rechts zu herabschleudernd. Darunter
der Wagen (in Form eines einfachen zweirädrigen Karrens),
von dem Phaeton nach links kopfüber hinabstürzt, indessen
drei der Pferde, in radialer Anordnung, aus einander fahren,
das vierte rechts kopfüber stürzt. Unten links Eridanos, auf
seine Urne gestützt, die Linke auf dem aufgestützten linken
Knie, ruhig nach oben schauend, neben ihm rechts zunächst
Phaetusa, deren Beine zum Stamme werden, dann Lampetie,
gleichfalls unten schon verwandelt, die Arme ausstreckend,
die sich in Äste verwandeln, und weiter die dritte Schwester,
ihr (zu Laub werdendes) Haar fassend — die beiden ersten
jammernd empor-, die dritte zur Seite schauend. Zwischen
Phaetusa und Lampetie ist, in sehr kleinen Verhältnissen —
wie er auch auf dem antiken geschnittenen Stein erscheint —
der Schwan skizzirt. War links von Eridanos noch eine kleine
Figur gegeben — etwa der Knabe, den wir auf Bernardis einer
Plakette (s. unten) gewahren? Oder war ein Baumstumpf ge-
meint? — Die Bezeichnung unten ist sehr verwischt und
wäre ohne die Aufzeichnung Mariettes (Observ. 76), der einst
das Blatt besass, schwerlich mehr zu entziffern. Mariette las:
ser Tommaso se questo schizzo non vi piace ditelo a Urbino
a cio ch'io abbi tempo da averne facto un altro .... come
vi promessi e se vi piace e vogliate ch'io lo finisca. Frey,
dessen im Lesen der Michelangelo'schen Handschrift geübtem
Auge besonders zu vertrauen ist: er (messer) tomao se questo
scizzo non vi piace, ditelo a Urbino, accio ehe io abbi tempo
daverne facto un altro domandassera, .... e (come) vi pro-
messi; e se vi piace e vogliate, ehe io lo finisca, ditelo (oder
diretelo ?) — Ob nun Cavalieri etwas auszusetzen hatte oder
der Meister selbst empfand, dass die Komposition der Ge-
schlossenheit ermangelte, es entstand ein neuer Entwurf, ver-
muthlich, wie auch Frey annimmt, der folgende. — Ähnlich
dem untersten Pferde erscheint neben anderen Studien ein
stürzendes Pferd auf einer Zeichnung in Oxford (Nr. 20.
Thode 404. Ber. 1701), die sicher nicht von Michelangelo
ist und von Berenson dem Raffaello da Montelupo zuge-
schrieben wird. Hinter dem Pferde sieht man ein zweites
und einen Wagenlenker, sie geisselnd, angedeutet. Berenson
erkannte die Ähnlichkeit und vermuthete, es könne hier die
Kopie einer verlorenen frühen Studie zum Phaeton vorliegen.
Ich möchte eher annehmen, dass die Skizze eine blosse Be-
nutzung der Komposition Michelangelos zeigt.