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Thode, Henry; Michelangelo; Michelangelo [Contr.]
Michelangelo: kritische Untersuchungen über seine Werke; als Anhang zu dem Werke Michelangelo und das Ende der Renaissance (Band 2) — Berlin: Grote, 1908

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Der Sturz des Phaeton

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Ganymed und Tityos, für die Farnese'sche Kassette verwendet
werden sollte, dann aber nicht an ihr angebracht worden ist. Von
einem bei Lafreri erschienenen Stiche spricht Vasari (V, 431), welcher
auch erwähnt, dass F. Salviati den Phaeton in Farben ausgeführt
hat (VII, 17).
Ovids Schilderung (Met. II, 304—380) liegt der Darstellung
zu Grunde: Zeus zerschmettert mit dem Blitz den Wagen, von dem
Phaeton, des Lebens beraubt, „kopfüber" hinabfällt zur Erde, zum
Strom Eridanos; in einen Schwan wird Kyknus, des Helios Töchter,
„die Brust mit den Händen sich schlagend", werden in Bäume ver-
wandelt: die eine fühlt ihr Haar zu Laub werden, Lampetie die
Arme zu Ästen, Phaetusa die Beine zum Stamm. Dass der Künstler
auch antike Kunstwerke gekannt und von ihnen einige Anregung
(namentlich für die abstürzende Figur des Phaeton) gewonnen, ist
sicher. Wickhoff (Mitth. des österr. Inst, für Gesch. II, S. 435) machte
auf den Sarkophag der Uffizien (im Quattrocento in Araceli), neben
dem auch noch andere genannt werden könnten, aufmerksam; auch
Frey erwähnt ihn; daneben kommt ein Cameo in Sardonix in
Betracht (Furtwängler: Die antiken Gemmen LVIII, 2). Kannte
Michelangelo vielleicht auch die Plakette des Moderno (Berlin: Die
ital. Bronzen, LIII, 759, 760)? Zu Agostino Venezianos Stich
(B. 298) findet sich keine Beziehung. Aber solche Anlehnungen
wollen wenig bedeuten, ist doch die gesamte Konzeption eine neue
und originelle.
Die erhaltenen Studien zu der Darstellung sind in neuerer
Zeit öfters, zuletzt und ausführlich von Berenson und Frey, be-
sprochen worden. Man kann in ihnen die Herausgestaltung der Kom-
position in Windsor einigermaassen verfolgen.
I. Haarlem, Teyler Museum. (Thode 267. Ber. 1471. Abb.
v. Marcuard Taf. XXIa.) Eine Röthelskizze, die v. Marcuard
mit Recht als Entwurf für Phaeton erkannte. Nur der untere
Theil der Komposition ist skizzirt, und zwar in einer von den
folgenden Zeichnungen abweichenden Weise. Eridanos liegt
hier rechts, links stehen die drei Heliaden in Bewegungen
des Schreckens und der Klage. Hinter Eridanos sind noch
zwei Figuren angedeutet (was Frey entging): die eine kauernd
gebeugt, die andere knieend, erschreckt nach oben schauend.
Mit ihnen können nur, Ovid entsprechend, des Gestürzten
Mutter Klymene und Kyknus, noch nicht in den Schwan ver-
wandelt, gemeint sein. Vermuthlich handelt es sich hier,
wie auch Frey meint, um einen, den folgenden vorangehenden
Entwurf.
II. London, British Museum 1895—9—15—517. Malcolm, Nr. 79.
Kreide. (Thode 363. Ber. 1535. Phot Br. 71. Abb. zuerst
 
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