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Thode, Henry; Thode, Henry [Editor]
Michelangelo und das Ende der Renaissance (Band 3,1): Der Künstler und seine Werke: Abth. 1 — Berlin: Grote, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.47068#0075
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Die Vorherrschaft der Malerei in der Renaissance.

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gäbe nicht zu, daß die Plastik neben der Malerei des Cinquecento
kaum genannt zu werden verdient, daß selbst die innere Kraft, die
sie kurz vorher noch besessen, in dem Augenblicke erloschen ist,
da sie sich erst zur Plöhe aufschwingen sollte — das deutlichste
Zeichen dafür, daß sie nie wirklich lebensfähig war 1
Aber Michelangelo 1 Ein Einziger tritt uns vor Augen, der
gleichsam die Aufgabe einer ganzen Zeit auf sich allein genommen
hat, der, allen tief innerlich im Wesen der christlichen Kunst be-
gründeten Hemmnissen zum Trotz, höchste, ewige Schönheit ge-
stalten und die Plastik der Renaissance jener der Griechen eben-
bürtig zur Seite stellen will! Wir haben jetzt den Standpunkt
gewonnen, von dem uns das Problem seiner Kunst als das Problem
der christlichen Plastik überhaupt verständlich wird. Das Problem,
das nun — ohne Befürchten eines Mißverständnisses — durch die
Antithesen: Leib und Seele, Mythus und Mystik, Typus und
Charakteristik, Stil und Naturalismus, Schönheit und Ausdruck ge-
kennzeichnet werden darf.

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