Lünette der Sixtina.
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DIE AUFNAHME ANTIKEN GEISTES
1488—1494.
Als Malerlehrling hat Michelangelo, nachdem seines Vaters
Widerstand gegen die Wahl eines künstlerischen Berufes über-
wunden worden war, seine Laufbahn begonnen. Man hat das Auf-
fallende dieser Thatsache hervorgehoben. Der Künstler, der sein
Leben lang mit Nachdruck betonte, er sei kein Maler, sondern ein
Bildhauer, suchte seine erste Ausbildung nicht, wie so Viele im
Quattrocento und darunter auch Maler, in der Werkstatt eines
Goldschmiedes, erwählte nicht einen Bildhauer zu seinem Meister,
sondern ließ sich von Francesco Granacci zu Domenico Ghir-
landajo führen, der ihn am i. April 1488 in seine Bottega und
damit in den Kreis der an dem großen Freskenwerk im Chor von
S. Maria novella mitarbeitenden Zöglinge aufnahm. Verschiedenes,
was wir nicht mehr zu beurtheilen vermögen, wird diesen Entschluß
bestimmt haben, für den gewiß nicht eine ausgesprochene Neigung
des Knaben maaßgebend war, sondern Dessen Verlangen, seine Be-
gabung, die sich zunächst im Zeichnen äußerte, zu fördern. Ver-
muthlich auch der Wunsch des Vaters, denn Dieser, das Künstlerthum
Thode, Michelangelo III. c