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Der zweite Entwurf von 1513.
steht ein Postament, dessen Vorderseite mit einem Putto in Relief
verziert ist — vielleicht waren diese Postamente schon im Plane
von 1505 enthalten und als Träger von Kandelabern gedacht. Der
stufenförmige Katafalkaufsatz mit der Bahre ist verschwunden: an
seiner Stelle steht (auf vier Füssen) der Sarkophag. Vor diesem
zu den Füssen des Papstes sitzen zwei Putten mit Fackeln, zwei
grosse Engel stützen von hinten den Leichnam.
Eine bedeutende Erweiterung erhält nunmehr aber das Denk-
mal durch eine grosse Wanddekoration (Capelletta), die sich hinten,
8,75 m. hoch, über dem Bau erhebt. Sie ist triumphbogenartig
und wird oben in der Mitte durch eine Lünette- bekrönt. Zwei
Säulen schliessen das breite Mittelfeld ein, in dem in der Höhe,
also über dem Papst, gleichsam schwebend die Kolossalstatue der
Maria gedacht war; in den je zwei Nischen der schmalen doppelt-
geschossigen Seitentheile waren Statuen, also im Ganzen vier, an-
gebracht, von denen zwei als Prophet und Sibylle aufzufassen sind.
Zwei Zeichnungen, in Berlin (Verz. N. 5) und in den Uffizien (Verz. 209),
die den definitiven Entwurf von 1513 vorbereiten, geben uns von
dem Ganzen eine ungefähre Vorstellung (vergl. Krit. Unt. I, 146f.,
173 ff-)
Die Gesammtzahl der Statuen beträgt jetzt 40 (gegen 39 im
ersten Entwurf) und die neu hinzugefügten: die zwei sitzenden
Kolossalgestalten, die Madonna, die vier Figuren der Wanddekora-
tion und die zwei Putten am Sarkophag bedeuten gegen die weg-
gelassenen : die vier Sklaven, zwei Viktorien und zwei Unterworfene,
eitle nicht unerhebliche Steigerung des figürlichen Schmuckes.
Ausgeführt wurden in den folgenden Jahren der Moses, zwei
Sklaven und die architektonischen, ornamentirten Theile der vor-
deren Front des Grabbaues, die später ihre Verwendung an dem
Denkmal in S. Pietro in Vincoli fanden.
Dass für die allgemeine Anlage des Freibaues mit seiner Grabcella
die Idee antiker römischer Sepulkralbauten maassgebend geworden
ist, wie besonders Justi nachwies, dürfte keinem Zweifel begegnen,
wie gewiss auch für den Schmuck: die Hermen, die Viktorien, die
Sklaven, die thronenden Statuen Anregungen, die Michelangelo
antiken Denkmälern, vor Allem den Triumphbogen, entnahm, mit-
bestimmend geworden sind. Aber doch eben nur mitbestimmend,
denn ebenso unbestritten ist die Beziehung zu christlichen Grab-
monumenten der mittelalterlichen und Renaissancezeit. Ja gerade
Der zweite Entwurf von 1513.
steht ein Postament, dessen Vorderseite mit einem Putto in Relief
verziert ist — vielleicht waren diese Postamente schon im Plane
von 1505 enthalten und als Träger von Kandelabern gedacht. Der
stufenförmige Katafalkaufsatz mit der Bahre ist verschwunden: an
seiner Stelle steht (auf vier Füssen) der Sarkophag. Vor diesem
zu den Füssen des Papstes sitzen zwei Putten mit Fackeln, zwei
grosse Engel stützen von hinten den Leichnam.
Eine bedeutende Erweiterung erhält nunmehr aber das Denk-
mal durch eine grosse Wanddekoration (Capelletta), die sich hinten,
8,75 m. hoch, über dem Bau erhebt. Sie ist triumphbogenartig
und wird oben in der Mitte durch eine Lünette- bekrönt. Zwei
Säulen schliessen das breite Mittelfeld ein, in dem in der Höhe,
also über dem Papst, gleichsam schwebend die Kolossalstatue der
Maria gedacht war; in den je zwei Nischen der schmalen doppelt-
geschossigen Seitentheile waren Statuen, also im Ganzen vier, an-
gebracht, von denen zwei als Prophet und Sibylle aufzufassen sind.
Zwei Zeichnungen, in Berlin (Verz. N. 5) und in den Uffizien (Verz. 209),
die den definitiven Entwurf von 1513 vorbereiten, geben uns von
dem Ganzen eine ungefähre Vorstellung (vergl. Krit. Unt. I, 146f.,
173 ff-)
Die Gesammtzahl der Statuen beträgt jetzt 40 (gegen 39 im
ersten Entwurf) und die neu hinzugefügten: die zwei sitzenden
Kolossalgestalten, die Madonna, die vier Figuren der Wanddekora-
tion und die zwei Putten am Sarkophag bedeuten gegen die weg-
gelassenen : die vier Sklaven, zwei Viktorien und zwei Unterworfene,
eitle nicht unerhebliche Steigerung des figürlichen Schmuckes.
Ausgeführt wurden in den folgenden Jahren der Moses, zwei
Sklaven und die architektonischen, ornamentirten Theile der vor-
deren Front des Grabbaues, die später ihre Verwendung an dem
Denkmal in S. Pietro in Vincoli fanden.
Dass für die allgemeine Anlage des Freibaues mit seiner Grabcella
die Idee antiker römischer Sepulkralbauten maassgebend geworden
ist, wie besonders Justi nachwies, dürfte keinem Zweifel begegnen,
wie gewiss auch für den Schmuck: die Hermen, die Viktorien, die
Sklaven, die thronenden Statuen Anregungen, die Michelangelo
antiken Denkmälern, vor Allem den Triumphbogen, entnahm, mit-
bestimmend geworden sind. Aber doch eben nur mitbestimmend,
denn ebenso unbestritten ist die Beziehung zu christlichen Grab-
monumenten der mittelalterlichen und Renaissancezeit. Ja gerade