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Das Schema der Athletenpaare.
gekennzeichnet werden kann, ist, allgemein betrachtet, auch für die
nackten Jünglinge verwerthet worden. Auch bei ihnen finden wir
eine Abmessung in drei Theile durch Horizontalen, deren untere
durch die obere Fläche der Sitze (Kniehöhe), deren obere durch die
innere Rahmenlinie der Historienbilder (Brusthöhe) gebildet wird,
auch bei ihnen ähnliche Dreiecksbildung. Doch zeigen sich hier
Modifikationen besonderer Art, welche durch andere Bedingungen
der Anordnung geboten waren. Die Figuren konnten nicht ver-
einzelt aufgefasst, sondern mussten paarweise mit einander und zu-
gleich mit dem zwischen ihnen befindlichen Medaillon in Beziehung
gesetzt werden. Sie befinden sich nicht in einem Gehäuse, wenn
auch die Gurtbögen hinter ihnen einen den Oberkörper einrahmen-
den Hintergrund bilden, sondern sitzen auf frei vorspringenden,
und zwar ziemlich kleinen Würfeln. Sie waren fast alle in mehr
oder minder ausgesprochener Profilstellung zu geben. Aus diesen
Umständen folgte erstens, dass die eintretende Grundgesetzmässig-
keit die der Symmetrie zwischen je zwei Gestalten war, von deren
strengerem Zwange der Künstler sich erst in den spätesten Paaren
an der Ostseite, und dies nicht zum Besten der einheitlichen Wirkung,
befreit; zweitens, dass die Rückenlinie sich der vertikalen Gränz-
linie des Gurtbogens anbequemen musste, da die Figuren sonst
störend in die Bildfläche der Historien Übergriffen, was übrigens
bei den freier bewegten Jünglingen im Osten mehrmals eintritt,
und drittens, dass die seitlichen Bewegungen der Beine im Hinblick
auf die ungehinderte Ansicht des Medaillons angeordnet werden
mussten. Die sich ergebende geometrische Grundform ist, in Kürze
charakterisirt, die einer Zinnenbekrönung der Throne, und zwar
einer solchen, die aus zwei in M-Form errichteten Dreiecken be-
steht. In der Breite der unteren horizontalen Dreieckseite zeigen
sich Verschiedenheiten.
Kompositionsnormen ganz besonderer Art hatte der Künstler
für die Lünetten zu finden. Da die der Bemalung sich darbieten-
den Flächen nicht ein volles Halbrund bilden, sondern der Fenster-
bogen dieses unten unterbricht, war es unmöglich, eine einheitliche,
in der Mitte gipfelnde Komposition in ihnen anzubringen. Es blieb
nichts übrig, als eine Gliederung in zwei Hälften vorzunehmen.
Michelangelo bewerkstelligte sie durch Inschrifttafeln, welche, mit
den Namen der Vorfahren Christi versehen, die Mitte ausfüllen.
Die Form der so gewonnenen Seitenfelder bedingte sitzende Figuren.
Das Schema der Athletenpaare.
gekennzeichnet werden kann, ist, allgemein betrachtet, auch für die
nackten Jünglinge verwerthet worden. Auch bei ihnen finden wir
eine Abmessung in drei Theile durch Horizontalen, deren untere
durch die obere Fläche der Sitze (Kniehöhe), deren obere durch die
innere Rahmenlinie der Historienbilder (Brusthöhe) gebildet wird,
auch bei ihnen ähnliche Dreiecksbildung. Doch zeigen sich hier
Modifikationen besonderer Art, welche durch andere Bedingungen
der Anordnung geboten waren. Die Figuren konnten nicht ver-
einzelt aufgefasst, sondern mussten paarweise mit einander und zu-
gleich mit dem zwischen ihnen befindlichen Medaillon in Beziehung
gesetzt werden. Sie befinden sich nicht in einem Gehäuse, wenn
auch die Gurtbögen hinter ihnen einen den Oberkörper einrahmen-
den Hintergrund bilden, sondern sitzen auf frei vorspringenden,
und zwar ziemlich kleinen Würfeln. Sie waren fast alle in mehr
oder minder ausgesprochener Profilstellung zu geben. Aus diesen
Umständen folgte erstens, dass die eintretende Grundgesetzmässig-
keit die der Symmetrie zwischen je zwei Gestalten war, von deren
strengerem Zwange der Künstler sich erst in den spätesten Paaren
an der Ostseite, und dies nicht zum Besten der einheitlichen Wirkung,
befreit; zweitens, dass die Rückenlinie sich der vertikalen Gränz-
linie des Gurtbogens anbequemen musste, da die Figuren sonst
störend in die Bildfläche der Historien Übergriffen, was übrigens
bei den freier bewegten Jünglingen im Osten mehrmals eintritt,
und drittens, dass die seitlichen Bewegungen der Beine im Hinblick
auf die ungehinderte Ansicht des Medaillons angeordnet werden
mussten. Die sich ergebende geometrische Grundform ist, in Kürze
charakterisirt, die einer Zinnenbekrönung der Throne, und zwar
einer solchen, die aus zwei in M-Form errichteten Dreiecken be-
steht. In der Breite der unteren horizontalen Dreieckseite zeigen
sich Verschiedenheiten.
Kompositionsnormen ganz besonderer Art hatte der Künstler
für die Lünetten zu finden. Da die der Bemalung sich darbieten-
den Flächen nicht ein volles Halbrund bilden, sondern der Fenster-
bogen dieses unten unterbricht, war es unmöglich, eine einheitliche,
in der Mitte gipfelnde Komposition in ihnen anzubringen. Es blieb
nichts übrig, als eine Gliederung in zwei Hälften vorzunehmen.
Michelangelo bewerkstelligte sie durch Inschrifttafeln, welche, mit
den Namen der Vorfahren Christi versehen, die Mitte ausfüllen.
Die Form der so gewonnenen Seitenfelder bedingte sitzende Figuren.