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Thode, Henry; Thode, Henry [Editor]
Michelangelo und das Ende der Renaissance (Band 3,2): Der Künstler und seine Werke: Abth. 2 — Berlin: Grote, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.47069#0256
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San Giovanni dei Fiorentini.

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andern übertreffen solle, in Rom zu errichten. Jacopo Sansovino
entwarf einen Zentralbau mit vier Tribünen, dessen in den Tiber
vorgeschobene Fundamente von Antonio da San Gallo mit grosser
Kunst bis zur Höhe von einigen Ellen über dem Wasser ausgeführt
wurden. Der Sacco di Roma machte der Thätigkeit ein Ende.
Erst 1550 dachte man wieder an sie. Damals hatte Julius III. Vasari
den Auftrag auf die Grabdenkmäler seiner Verwandten de’ Monti
gegeben, für welche zunächst S. Pietro in montorio in Betracht
gezogen war. Bindo Altoviti legte ihm den Gedanken nahe, ob
nicht S. Giovanni dei Fiorentini in Aussicht genommen werden solle :
der Papst solle den Chor bauen, die Florentiner Kaufleute würden
sechs Kapellen errichten. Michelangelo, der die Oberleitung jener
Grabmäler übernommen hatte, schreibt am 1. August an Vasari:
„Gestern Morgen, als der Papst nach Montorio gegangen war,
sandte er nach mir. Ich kam nicht zur Zeit und traf ihn heim-
kehrend auf der Brücke. Ich hatte eine längere Verhandlung mit
ihm über die dort in Auftrag gegebenen Grabmäler, und zuletzt
sagte er mir, er wäre entschlossen, sie nicht dort oben zu errichten,
sondern in der Kirche der Florentiner, und bat mich um meine
Ansicht und um eine Zeichnung; und ich bestärkte ihn sehr darin,
in der Meinung, dass auf diesem Wege die Kirche zur Vollendung
kommen werde.“ Die Inangriffnahme des Baues scheiterte aber an
der Geldfrage.
1559 scheint diese durch Sammlungen der Kaufleute geregelt,
und die Konsuln und Räthe der „nazione“ bitten den Meister, sich
dem Bau zu widmen. Als er von Herzog Cosimo, der das Protek-
torat übernimmt, um ein Modell gebeten wird, erklärt er sich
bereit. Er hat fünf Zeichnungen gemacht, deren würdigste und
reichste, von Tiberio Calcagni sorgfältig ausgeführt, von den Pro-
kuratoren gewählt und mit Bewunderung von dem Herzog auf-
genommen wird. (Vergleiche die Entwürfe zu einem Centralbau
in der Casa Buonarroti, Verz. 170, 169, 73; auch 159 und 158.)
Michelangelo selbst sagt von ihr: niemals, auch zur Zeit der
Griechen und Römer nicht, sei dergleichen gemacht worden. Nach
Calcagnis Modell wird ein Holzmodell angefertigt. Cosimo äussert
sich: „Wir sind so verliebt in Eure Zeichnung für die Kirche der
Nation, dass Wir bedauern, sie nicht vollendet sehen zu können, zur
Zierde und zum Ruhme unserer Stadt, und auch zu Eurem ewigen
Gedächtniss, das Ihr wohl verdient; so helft, sie zu verwirklichen.“
 
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