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San Giovanni dei Fiorentini.
Aber Michelangelos Plan kam aus Mangel an Mitteln nicht zu
Stande. Giacomo della Porta hat sie später, 1588, nach einem
anderen gebaut.
Jenes Modell ist zu Grunde gegangen, aber der vermuth-
lich definitive Entwurf — Grundriss, Schnitt und Fassade —
ist uns in Sandrarts Teutscher Akademie erhalten. Es ist ein
Zentralbau, in dessen Diagonalaxen an den Ecken vier runde (etwas
ovale) Tribünen angeordnet sind. Deren jede enthält fünf, für Altäre
bestimmte Wandnischen. In den Hauptaxen, zwischen den Tribünen,
befinden sich, nach aussen vortretend, oblonge rechteckige Räume,
in deren Schmalseiten je eine Wandnische eingelassen ist. Drei von
ihnen haben in der Mitte einen Eingang, die vierte: der Chorraum,
ist geschlossen. Die Mauern der Kapelle verbreitern sich an den
Ecken, wo Tribuna und Rechteck Zusammenstössen zu Pfeilern, die,
durch Nischen belebt und mit zwei Säulen belegt, die Kuppel tragen.
Der Schnitt zeigt im unteren Geschosse toskanische Ordnung:
die Säulen und Pilaster, welche die Kapellenwände gliedern, stehen
auf Sockeln. Das fortlaufende Gebälk dient als Kämpfer für die
Arkaden. Die Gewölbe sind Tonnen. Die Nischen haben Rahmen
mit Spitzgiebeln. Das zweite Geschoss, den Rhythmus der grösseren
und kleineren Intervalle fortsetzend, dient als Tambour. Die Säulen
vor den Pfeilern sind jonisch; sie schliessen von Segmentgiebeln
bekrönte Fenster mit oberer Lichtzufuhr ein. Das untere Geschoss
greift durch seine Arkaden, über denen oblonge Füllungen an-
gebracht sind, in den Tambour ein. Darüber erhebt sich, von einer
Laterne bekrönt, die genau halbrunde Kuppel; ihre Gliederung in
schmälere und breitere Streifen entspricht derjenigen des unteren
Geschosses und des Tambours.
Das Charakteristische des Aufbaues liegt darin, dass die Kuppel
sich gleichsam von unten erhebt, da alle Linien durchgeführt sind.
Man darf sich fragen, wie dieser, fast als gothisch zu bezeichnende
Gedanke, ästhetisch gewirkt haben würde! Das Ganze zeigt ent-
schiedene Verwandtschaft mit Serlios Zentralbauten.
Das Äussere hat dorische Wandpilaster, im unteren Geschosse
Fenster mit geradem Gesims und mit einer in Ohren ausbiegenden
Rahmung. Die Portale tragen spitze Giebel. Der Tambour setzt
begreiflicher Weise in grösserer Höhe, über den Arkaden und
Tribünengewölben, an und erhebt sich, durch ein Gesims ab-
geschlossen und vermittelst zweier Stufen darüber in die Kuppel
San Giovanni dei Fiorentini.
Aber Michelangelos Plan kam aus Mangel an Mitteln nicht zu
Stande. Giacomo della Porta hat sie später, 1588, nach einem
anderen gebaut.
Jenes Modell ist zu Grunde gegangen, aber der vermuth-
lich definitive Entwurf — Grundriss, Schnitt und Fassade —
ist uns in Sandrarts Teutscher Akademie erhalten. Es ist ein
Zentralbau, in dessen Diagonalaxen an den Ecken vier runde (etwas
ovale) Tribünen angeordnet sind. Deren jede enthält fünf, für Altäre
bestimmte Wandnischen. In den Hauptaxen, zwischen den Tribünen,
befinden sich, nach aussen vortretend, oblonge rechteckige Räume,
in deren Schmalseiten je eine Wandnische eingelassen ist. Drei von
ihnen haben in der Mitte einen Eingang, die vierte: der Chorraum,
ist geschlossen. Die Mauern der Kapelle verbreitern sich an den
Ecken, wo Tribuna und Rechteck Zusammenstössen zu Pfeilern, die,
durch Nischen belebt und mit zwei Säulen belegt, die Kuppel tragen.
Der Schnitt zeigt im unteren Geschosse toskanische Ordnung:
die Säulen und Pilaster, welche die Kapellenwände gliedern, stehen
auf Sockeln. Das fortlaufende Gebälk dient als Kämpfer für die
Arkaden. Die Gewölbe sind Tonnen. Die Nischen haben Rahmen
mit Spitzgiebeln. Das zweite Geschoss, den Rhythmus der grösseren
und kleineren Intervalle fortsetzend, dient als Tambour. Die Säulen
vor den Pfeilern sind jonisch; sie schliessen von Segmentgiebeln
bekrönte Fenster mit oberer Lichtzufuhr ein. Das untere Geschoss
greift durch seine Arkaden, über denen oblonge Füllungen an-
gebracht sind, in den Tambour ein. Darüber erhebt sich, von einer
Laterne bekrönt, die genau halbrunde Kuppel; ihre Gliederung in
schmälere und breitere Streifen entspricht derjenigen des unteren
Geschosses und des Tambours.
Das Charakteristische des Aufbaues liegt darin, dass die Kuppel
sich gleichsam von unten erhebt, da alle Linien durchgeführt sind.
Man darf sich fragen, wie dieser, fast als gothisch zu bezeichnende
Gedanke, ästhetisch gewirkt haben würde! Das Ganze zeigt ent-
schiedene Verwandtschaft mit Serlios Zentralbauten.
Das Äussere hat dorische Wandpilaster, im unteren Geschosse
Fenster mit geradem Gesims und mit einer in Ohren ausbiegenden
Rahmung. Die Portale tragen spitze Giebel. Der Tambour setzt
begreiflicher Weise in grösserer Höhe, über den Arkaden und
Tribünengewölben, an und erhebt sich, durch ein Gesims ab-
geschlossen und vermittelst zweier Stufen darüber in die Kuppel