Florenz, Casa Buonarroti
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lirung und Formensprache des Oberleibes der Frau!) und von
solcher Ursprünglichkeit schnellen, sicheren Hinwerfens der
Einfälle, dass man von Übungen eines Schülers doch schwerlich
sprechen kann. Man vergleiche das Verblasene, Weichliche
in einem Minischen (?) Blatte, wie hier VII, 34 (s. o. 34), um
den ganzen Unterschied zwischen Meister- und Schülerhand zu
erkennen. — Was die nackte Frau betrifft, sieht es so aus,
als habe Michelangelo den herrlichen Torso nach einer Antike
skizzirt und ergänzt. — In der Herkulesgruppe verräth sich die
Kenntniss des Bildes von Pollajuolo (vgl. Bd. III, S.467). — Die
Szene des Schlafenden bereitet der Deutung Schwierigkeiten. Von
einem erotischen Symplegma, wie Frey fragend meint, ist doch
nicht die Rede. Die Handbewegung weist auf einen bedeutungs-
vollen Vorgang oder Entschluss hin. Am ersten, scheint mir,
könnte man an Simson und Delila denken. — Nach dem Her-
kules zu schliessen, wäre die Zeichnung um 1525 anzusetzen.
49. XI, 54. Studie eines Mannes für das Jüngste Ge-
richt. Er ist in knieender Stellung schwebend gedacht, vom
Rücken gesehen, und streckt die Arme etwas nach rechts in
die Höhe (Kopf nur konturirt). — Schwarze Kreide. — Vgl. Bd. III,
S. 595. Krit. Unt. II, 1 $. — St. S.607. Abb. 674. Album Michel-
angiolesco Taf. VI. Frey 276. — Die von Jacobsen und Frey
geäusserten Bedenken bezüglich der Ächtheit erscheinen mir
ganz ungerechtfertigt. Die Figur ist im Fresko nicht ver-
werthet worden. Sie war der Haltung der Arme nach offen-
bar für einen Erlösten bestimmt, dem sich helfende Arme
entgegenstreckten.
(50 ). XI, 55. Studie für einen Sieger; sitzende Figur.
Von der linken Seite gesehener Theil einer Figur, die mit
dem linken Bein wagrecht auf einem Unterworfenen (nicht an-
gegeben) knieend gedacht ist und den linken Arm erhebt. Die
sitzende Figur ist von vorne gesehen, senkt den rechten Arm
und wendet den Kopf nach rechts. — Röthel. — Vgl. Bd. III,
S. 278. Krit. Stud. I, 160. — Ber. 1665 (Mini). — Kopie einer
Originalzeichnung. Das Motiv der Beinhaltung, auf das es dem
Künstler ankam, ist der Statue im Bargello verwandt. All-
gemein wird man auch an eine Zeichnung im Louvre (N. 114,
siehe unten N. 466) erinnert.
50 a. XII, 56. Ein linkes Ohr. Kann sehr wohl von Michel-
angelos Hand sein. Eine ähnliche Ohrform findet sich öfters
in seinen Werken. — Alin. 1039.
51. XII, 57. Frauenkopf. Flüchtige Konturskizze. Im Profil.
Das Haar durch ein verschlungenes Kopftuch bedeckt, nur
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lirung und Formensprache des Oberleibes der Frau!) und von
solcher Ursprünglichkeit schnellen, sicheren Hinwerfens der
Einfälle, dass man von Übungen eines Schülers doch schwerlich
sprechen kann. Man vergleiche das Verblasene, Weichliche
in einem Minischen (?) Blatte, wie hier VII, 34 (s. o. 34), um
den ganzen Unterschied zwischen Meister- und Schülerhand zu
erkennen. — Was die nackte Frau betrifft, sieht es so aus,
als habe Michelangelo den herrlichen Torso nach einer Antike
skizzirt und ergänzt. — In der Herkulesgruppe verräth sich die
Kenntniss des Bildes von Pollajuolo (vgl. Bd. III, S.467). — Die
Szene des Schlafenden bereitet der Deutung Schwierigkeiten. Von
einem erotischen Symplegma, wie Frey fragend meint, ist doch
nicht die Rede. Die Handbewegung weist auf einen bedeutungs-
vollen Vorgang oder Entschluss hin. Am ersten, scheint mir,
könnte man an Simson und Delila denken. — Nach dem Her-
kules zu schliessen, wäre die Zeichnung um 1525 anzusetzen.
49. XI, 54. Studie eines Mannes für das Jüngste Ge-
richt. Er ist in knieender Stellung schwebend gedacht, vom
Rücken gesehen, und streckt die Arme etwas nach rechts in
die Höhe (Kopf nur konturirt). — Schwarze Kreide. — Vgl. Bd. III,
S. 595. Krit. Unt. II, 1 $. — St. S.607. Abb. 674. Album Michel-
angiolesco Taf. VI. Frey 276. — Die von Jacobsen und Frey
geäusserten Bedenken bezüglich der Ächtheit erscheinen mir
ganz ungerechtfertigt. Die Figur ist im Fresko nicht ver-
werthet worden. Sie war der Haltung der Arme nach offen-
bar für einen Erlösten bestimmt, dem sich helfende Arme
entgegenstreckten.
(50 ). XI, 55. Studie für einen Sieger; sitzende Figur.
Von der linken Seite gesehener Theil einer Figur, die mit
dem linken Bein wagrecht auf einem Unterworfenen (nicht an-
gegeben) knieend gedacht ist und den linken Arm erhebt. Die
sitzende Figur ist von vorne gesehen, senkt den rechten Arm
und wendet den Kopf nach rechts. — Röthel. — Vgl. Bd. III,
S. 278. Krit. Stud. I, 160. — Ber. 1665 (Mini). — Kopie einer
Originalzeichnung. Das Motiv der Beinhaltung, auf das es dem
Künstler ankam, ist der Statue im Bargello verwandt. All-
gemein wird man auch an eine Zeichnung im Louvre (N. 114,
siehe unten N. 466) erinnert.
50 a. XII, 56. Ein linkes Ohr. Kann sehr wohl von Michel-
angelos Hand sein. Eine ähnliche Ohrform findet sich öfters
in seinen Werken. — Alin. 1039.
51. XII, 57. Frauenkopf. Flüchtige Konturskizze. Im Profil.
Das Haar durch ein verschlungenes Kopftuch bedeckt, nur