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Zeichnungen
rechtfertigt; was Frey auch sagen mag, M. hat „öfters" seine
weiblichen Figuren zuerst nach männlichem Modell entworfen,
auch in der späteren Zeit, was Frey hier leugnet und doch an
anderer Stelle, gelegentlich der „Nacht", selbst geltend macht
(zu Tafel 146)! Wie kann Frey, mich belehrend, hier ausrufen:
„öfters geschah dies nun wohl nicht", wenn er selbst, wieder
anderswo S. 115 (zu Tafel 242), bemerkt: „Wie so oft hat
M. auch hier anscheinend nach einem männlichen Modelle
gezeichnet, dieses ins Weibliche übertragen." Was soll man
zu einer solchen Willkür der Kritik sagen? Aber abgesehen
hiervon: die Brust zeigt ja deutlich in einigen Strichen den
Hinweis auf weibliche Formen. Der künstliche Ausweg, den
Frey zu nehmen genöthigt ist: die Skizze sei weder zu Simson
und Dalila, noch zur Venus eine Studie, sondern eine dritte
Komposition, aus der sich dann jene beiden vielleicht ent-
wickelt hätten, ist unnöthig. Das Kind ist unzweifelhaft Amor,
der hier, freilich noch seitwärts stehend, seinen Auftrag er-
hält. (Wenn Frey äussert, dass ich gewissenhaft, nach Fagans
Vorgang, die Versionen und Kopieen aufgeführt habe, so muss
das Uneingeweihten den Eindruck erwecken, als habe ich im
Wesentlichen Fagan meine Darlegungen zu verdanken. Es
genügt wohl für Jeden ein auch nur flüchtiger Vergleich, um
hier, wie in allen Fällen, zu gewahren, wie irreführend und
unbillig solche Behauptungen sind.)
296. 1859—6—25—554. Eine Vase; sitzender männlicher Akt;
Hals- und Ohrstudie; Schrift. Die Vase: in derselben
Skizze zwei Formen: die eine mit breitem Halse, hohen, ohr-
förmigen Henkeln, die andere mit engerem Halse und Voluten-
henkeln. Der Leib ist einmal länglich oval, das andere Mal
kürzer abgerundet. — Der männliche Akt halb nach links ge-
wandt und etwas geneigt sitzend (Kopf, Brust, Arme, Unter-
schenkel nicht ausgeführt). — Gesicht einer Figur mit einigen
Strichen angedeutet, daneben etwas mehr ausgeführt: linkes
Ohr, Hals und Brustansatz. Die Schrift mit Absicht unleser-
lich gemacht. Ebenso die Schrift auch auf der Rückseite. —
Schwarze Kreide, der Akt mit Feder übergangen. — Fagan
XLIII. Ber. 1488. Frey 137 a. — Die Vase zeigt das Stu-
dium der Antike. Worauf Frey seine Meinung begründet,
dass zur Ausschmückung der Medicikapelle Vasen und Ge-
fässe als Dekor verwendet erscheinen, weiss ich nicht. Ber.
vermuthet, der Torso sei auf einen der Putten bei Gottvater
in der Erschaffung Adams zu beziehen. Ohne Grund. Auch
ist das Blatt, wie Frey richtig bemerkt, später anzusetzen.
Zeichnungen
rechtfertigt; was Frey auch sagen mag, M. hat „öfters" seine
weiblichen Figuren zuerst nach männlichem Modell entworfen,
auch in der späteren Zeit, was Frey hier leugnet und doch an
anderer Stelle, gelegentlich der „Nacht", selbst geltend macht
(zu Tafel 146)! Wie kann Frey, mich belehrend, hier ausrufen:
„öfters geschah dies nun wohl nicht", wenn er selbst, wieder
anderswo S. 115 (zu Tafel 242), bemerkt: „Wie so oft hat
M. auch hier anscheinend nach einem männlichen Modelle
gezeichnet, dieses ins Weibliche übertragen." Was soll man
zu einer solchen Willkür der Kritik sagen? Aber abgesehen
hiervon: die Brust zeigt ja deutlich in einigen Strichen den
Hinweis auf weibliche Formen. Der künstliche Ausweg, den
Frey zu nehmen genöthigt ist: die Skizze sei weder zu Simson
und Dalila, noch zur Venus eine Studie, sondern eine dritte
Komposition, aus der sich dann jene beiden vielleicht ent-
wickelt hätten, ist unnöthig. Das Kind ist unzweifelhaft Amor,
der hier, freilich noch seitwärts stehend, seinen Auftrag er-
hält. (Wenn Frey äussert, dass ich gewissenhaft, nach Fagans
Vorgang, die Versionen und Kopieen aufgeführt habe, so muss
das Uneingeweihten den Eindruck erwecken, als habe ich im
Wesentlichen Fagan meine Darlegungen zu verdanken. Es
genügt wohl für Jeden ein auch nur flüchtiger Vergleich, um
hier, wie in allen Fällen, zu gewahren, wie irreführend und
unbillig solche Behauptungen sind.)
296. 1859—6—25—554. Eine Vase; sitzender männlicher Akt;
Hals- und Ohrstudie; Schrift. Die Vase: in derselben
Skizze zwei Formen: die eine mit breitem Halse, hohen, ohr-
förmigen Henkeln, die andere mit engerem Halse und Voluten-
henkeln. Der Leib ist einmal länglich oval, das andere Mal
kürzer abgerundet. — Der männliche Akt halb nach links ge-
wandt und etwas geneigt sitzend (Kopf, Brust, Arme, Unter-
schenkel nicht ausgeführt). — Gesicht einer Figur mit einigen
Strichen angedeutet, daneben etwas mehr ausgeführt: linkes
Ohr, Hals und Brustansatz. Die Schrift mit Absicht unleser-
lich gemacht. Ebenso die Schrift auch auf der Rückseite. —
Schwarze Kreide, der Akt mit Feder übergangen. — Fagan
XLIII. Ber. 1488. Frey 137 a. — Die Vase zeigt das Stu-
dium der Antike. Worauf Frey seine Meinung begründet,
dass zur Ausschmückung der Medicikapelle Vasen und Ge-
fässe als Dekor verwendet erscheinen, weiss ich nicht. Ber.
vermuthet, der Torso sei auf einen der Putten bei Gottvater
in der Erschaffung Adams zu beziehen. Ohne Grund. Auch
ist das Blatt, wie Frey richtig bemerkt, später anzusetzen.