Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Thode, Henry; Michelangelo; Michelangelo [Mitarb.]
Michelangelo: kritische Untersuchungen über seine Werke; als Anhang zu dem Werke Michelangelo und das Ende der Renaissance (Band 3): Verzeichniss der Zeichnungen, Kartons und Modelle — Berlin: Grote, 1913

Zitierlink:
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/thode1913bd3/0173
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
London, British Museum, Malcolm Collection

157

gestreckten Armen; eine wie sitzend zurückgelehnte Figur mit
zurücksinkendem Haupte; eine Schulter mit erhobenem Arme;
zwei Sitzende (?). — Aus Sammi. Ottley, Lawrence. — Vgl. Bd. III,
582. Krit. Unt. II, 10. — Rob. 74. Ber. 1692. St. S. 606. Abb.
S.673 (giebt zu schwachen Eindruck). Loeser (Kopie). Jacobsen
S. 497. Frey 274. — Der Kopf ist von Ber. und St. ange-
zweifelt worden. Auch Frey nimmt die Hand eines Anderen
an, der aber nach einer originalen Studie gezeichnet habe.
Ich bleibe bei meiner Ansicht, dass sie ächt ist. Frey wirft
mir vor, keine Beweise gebracht zu haben. Ja, Beweise zu
bringen ist in einem solchen Falle wohl überhaupt unmög-
lich. Jedenfalls sind auch seine Aussetzungen keine Beweise.
Es handelt sich hier um eine Art Kartonzeichnung von brei-
testem Stile, für die wir kaum ein Vergleichungsobjekt äusser
eben in den Kartons heranziehen können. Diese aber (vor
Allem die Leda (s. u. N. 553) und die „Epiphanie" (s. u.
N. 552) berücksichtigt Frey nicht. Gerade sie aber er-
geben die Analogie in der Behandlung. Was wollen denn
Einwürfe, wie die von Frey erhobenen, bedeuten? Die
Technik sei „breit und von malerischer Weichheit". Dass sie
breit ist, versteht sich bei den Grössenverhältnissen von selbst,
und malerische Weichheit, sowie das Modelliren auf hell und
dunkel finden wir in den späten Studien M.s oft. Auch „das
Hineinsetzen von härteren Akzenten" ist geradezu charakte-
ristisch für diese. Und warum sollten uns die „gedrehten
Bartwellen" und die lang gezogenen Parallelstriche und die
„wenig bestimmten Konturen" stutzig machen? Was sagen
solche Argumente von übrigens sehr zweifelhafter Richtigkeit
gegenüber der gewaltigen Formenbestimmtheit — ich wieder-
hole: man betrachte das Blatt von einer gewissen Ferne —,
der einfachen Grösse der Zeichnung, der ungeheuren Macht
des Ausdruckes! Diese letzteren Eigenschaften, nicht tech-
nische Besonderheiten, obgleich ich auch in diesen überall M.
erkenne, sind hier beweisend. — Eine andere Frage ist es,
ob der Kopf für die Figur des h. Bartholomäus gedacht war;
diesem entspricht er weder in der Haltung noch im Bart
noch im Ausdruck. Mit bei weitem grösseren Recht könnte
man an Moses (der bärtige Mann ganz rechts am Rande
oben in der Gruppe der Patriarchen) denken. Ja, ich glaube
jetzt, nachdem ich in den Krit. Studien angenommen,
es sei keine Beziehung zu einem Kopfe im Fresko zu finden,
dass es sich um die für den Moses verwerthete Zeichnung
handelt. Die Züge, der Blick der Augen, der zottig gelockte
Bart stimmen ganz überein, nur hat der Schädel im Fresko
 
Annotationen