Zeichnungen
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ich gehabt, bin ich doch wieder zur Ansicht der Ächtheit gelangt.
Man urtheile nicht nach der Tafel bei Frey; das Original
wirkt viel kräftiger und energischer. Doch halte ich meine
Meinung, das Blatt sei schon zur Zeit der sixtinischen Decken-
malerei entstanden, nicht mehr aufrecht, sondern nehme jetzt
die der Beschäftigung mit den Medicigräbern an. Frey hat
nachgewiesen, dass die Ricordi mit einigen anderen vom
Jahre 1526 (Brit. Mus.), die er S. 94 publizirt und denen er
den Namen: Rafaello Mazzingi entnimmt, in Beziehung stehen.
Ich erinnere, was das Gegenständliche betrifft, daran, dass auf
einer Fortifikationsstudie in der Casa Buon. (s. o. N. 67) uns
auch ein dem Kriegsleben entnommenes Sujet begegnet.
388. N. 2. Ein Alter mit einer Kapuze; ein junger Mann
in einem Mantel; Kopf eines Mannes. Vorderseite:
Links im Profil gesehen, den mit einer Kapuze bedeckten
Kopf in tiefen Gedanken gesenkt, steht ein älterer Mann, der
ganz in einen mächtigen Mantel gehüllt ist und unter diesem
die Arme über der Brust kreuzt. Rechts en face, in leicht
bewegter Stellung (linkes Spielbein) ein junger Mann; er hat
jber einen bis zu den Knieen reichenden Rock einen Mantel
um den Oberleib geschlungen und stützt den von diesem
bedeckten rechten Arm in die Hüfte (der linke Arm nicht
zu sehen, da hier der Rand des Blattes). Der Kopf ist
etwas nach links gewandt, blickt aber nach rechts unten. —
Rückseite: Im Profil nacli links ein energischer bartloser Kopf
mit gebogener Nase, vorspringendem Kinn und ganz nach
rechts herausschielendem, böse wirkendem Auge. Auf dem
Haupte eine hohe dicke Tuchmütze, die sich in phrygischer
Art nach vorne vorwölbt. — Feder. — Aus Sammi. Ottley,
Lawrence. — Ottley 23 (Abb. beider Seiten). Rob. 2. Fisher II, 19.
Ber. 1 546. Br. 61. — Die gleiche Technik, wie auf dem vorher-
gehenden Blatte, so dass mit ihm auch dieses steht oder fällt.
Morelli und Frey konnten durch berechtigte Kritik der Vorder-
seite ihre Meinung entschieden bekräftigen, da angesichts der
beiden Figuren, die hauptsächlich der Gewandung wegen ent-
worfen sind, Zweifel an der Ächtheit unabweislich sich auf-
drängen. Für M. aber spricht andererseits nachdrücklich der
Kopf. Dieser ist 1610 in Kupfer gestochen worden (Exemplar
in Windsor); mit der Bez.: Bartholomei Coleoni effigies a
M. Ang. Bonaroto delineata. G. D. eadem lineamenta secutus
ine. 1610.
(388 a). N. 3. Studien nach einer Venus. Zwei im Profil
gesehen, eine en face. Nur bis zu den Oberschenkeln und
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ich gehabt, bin ich doch wieder zur Ansicht der Ächtheit gelangt.
Man urtheile nicht nach der Tafel bei Frey; das Original
wirkt viel kräftiger und energischer. Doch halte ich meine
Meinung, das Blatt sei schon zur Zeit der sixtinischen Decken-
malerei entstanden, nicht mehr aufrecht, sondern nehme jetzt
die der Beschäftigung mit den Medicigräbern an. Frey hat
nachgewiesen, dass die Ricordi mit einigen anderen vom
Jahre 1526 (Brit. Mus.), die er S. 94 publizirt und denen er
den Namen: Rafaello Mazzingi entnimmt, in Beziehung stehen.
Ich erinnere, was das Gegenständliche betrifft, daran, dass auf
einer Fortifikationsstudie in der Casa Buon. (s. o. N. 67) uns
auch ein dem Kriegsleben entnommenes Sujet begegnet.
388. N. 2. Ein Alter mit einer Kapuze; ein junger Mann
in einem Mantel; Kopf eines Mannes. Vorderseite:
Links im Profil gesehen, den mit einer Kapuze bedeckten
Kopf in tiefen Gedanken gesenkt, steht ein älterer Mann, der
ganz in einen mächtigen Mantel gehüllt ist und unter diesem
die Arme über der Brust kreuzt. Rechts en face, in leicht
bewegter Stellung (linkes Spielbein) ein junger Mann; er hat
jber einen bis zu den Knieen reichenden Rock einen Mantel
um den Oberleib geschlungen und stützt den von diesem
bedeckten rechten Arm in die Hüfte (der linke Arm nicht
zu sehen, da hier der Rand des Blattes). Der Kopf ist
etwas nach links gewandt, blickt aber nach rechts unten. —
Rückseite: Im Profil nacli links ein energischer bartloser Kopf
mit gebogener Nase, vorspringendem Kinn und ganz nach
rechts herausschielendem, böse wirkendem Auge. Auf dem
Haupte eine hohe dicke Tuchmütze, die sich in phrygischer
Art nach vorne vorwölbt. — Feder. — Aus Sammi. Ottley,
Lawrence. — Ottley 23 (Abb. beider Seiten). Rob. 2. Fisher II, 19.
Ber. 1 546. Br. 61. — Die gleiche Technik, wie auf dem vorher-
gehenden Blatte, so dass mit ihm auch dieses steht oder fällt.
Morelli und Frey konnten durch berechtigte Kritik der Vorder-
seite ihre Meinung entschieden bekräftigen, da angesichts der
beiden Figuren, die hauptsächlich der Gewandung wegen ent-
worfen sind, Zweifel an der Ächtheit unabweislich sich auf-
drängen. Für M. aber spricht andererseits nachdrücklich der
Kopf. Dieser ist 1610 in Kupfer gestochen worden (Exemplar
in Windsor); mit der Bez.: Bartholomei Coleoni effigies a
M. Ang. Bonaroto delineata. G. D. eadem lineamenta secutus
ine. 1610.
(388 a). N. 3. Studien nach einer Venus. Zwei im Profil
gesehen, eine en face. Nur bis zu den Oberschenkeln und