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Dürer, Albrecht [Ill.]; Tietze, Hans [Bearb.]; Tietze-Conrat, Erica [Bearb.]
Kritisches Verzeichnis der Werke Albrecht Dürers (1): Der junge Dürer: Verzeichnis der Werke bis zur venezianischen Reise im Jahre 1505 — Augsburg: Benno Filser Verlag G.M.B.H., 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.55259#0323
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Anbetung der Könige. Basel, Kunsthalle


mecum des wandernden jungen Künstlers gleichfalls belastet worden ist, gehören
jedoch weder ihm noch dem Basler Genossen; es sind Arbeiten sehr verschiedener
Künstler, die da und dort an irgendeinen Zug des führenden Meisters der Jahrhun-
dertwende anknüpfen; gewöhnlich scheidet sie schon der grobe an der Praxis des Holz-
schnittreißers geschulte Strich von Dürers stets intensiver und empfundener Hand-
schrift. Zu diesen äußerlichen Nachbildern Dürers, die innere Schwächen durch
scheinbare Forschheit verdecken, zählt der Berliner Beiisar und das dortige Abend- Nr. A 54
mahl, das wir für eine Kopie von Schäuffelein nach einer Wolgemutschen Werk- ^r‘ 56
Stattvorlage halten, der Sebastian und Rochus der Sammlung Lahmann, die beiden Nr. A 147
Troßbuben in München, das letztere Blatt ein besonders charakteristisches Beispiel
einer falschen Genialität, die man Dürer zumutet, ja die man als besondere Qualität
anpreist. »Wenn nicht nach der Natur, so doch mit unmittelbarem Stallgeruch!« Wohl
eher als eine Studie die Kopie nach einem in den Werkstätten sehr geläufigen Typus,
in allen struktiven und körperhaften Teilen völlig sinnlos. Mit der Vorstellung des
jungen Dürer, der sich auf dem Lemberger Blatt mit der Form der sieben Kissen zer- Nr. 32. 33
quält, ist die - sogar beinahe gleichzeitige - Gestaltung eines Pferdes unvereinbar, das
beide Füße der gleichen Seite in der Höhe hat, also nicht stehen kann. Die Zeichnung
ist ein richtiger Blender, der im Sturmschritt über die Schwierigkeiten hinweggeht,
also ungefähr der schärfste Gegensatz zu dem, was als Wesensart des jungen und
ebenso auch des späteren Dürer zu bezeichnen ist.
Ebensowenig wie mit Dürer hat das Blatt aber mit den Basler Illustrationen zu tun,
die ja gleichfalls ausgeprägte, wenngleich nicht völlig bis zur Individualität verdichtete

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