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II. Dorisches Geison vom Forum Romanum.

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ornament länger war als es jetzt an dem untersuchten Architravfragment erhalten ist.
Der Stil des Ornaments ist dem der Palmetten am Geison (Abb. 17) durchaus entsprechend :
Weiche breitlappige Blätter, das Mittelblatt als dreikantige Schwertspitze geformt.

Nach dem oben gegebenen Verzeichnis von Architekturstücken gehören mit einiger
Wahrscheinlichkeit Reste von Säulen und Halbsäulen zu unserem Gesims. Nach Abb. 19
zeigen sie den nämlichen zarten, reichgezeichneten Dekorationsstil1; auch maßstäblich
passen sie gut, so daß sie als Teile ein und desselben Bauwerks angesprochen werden
dürfen.

Abb. 28 zeigt eine Anzahl von zusammengehäuften Baustücken. Rechts oben er-
kennen wir Reste unseres Gesimses; unten befindet sich das in Abb. 18 wiedergegebene
Pilasterkapitell, links darüber noch ein anderes kleineres Gesims, von dem im
Hintergrund noch ein zweites Fragment sichtbar wird. Gehörten auch diese Stücke zum
gleichen Bauwerk? Vergleichen kann man nur die lesbischen Kymatien unmittelbar.
Und diese sind etwas verschieden. Da aber auch am Mars Ultor-Tempel und späterhin
an ein- und demselben Bau Kymatien auftreten, deren Zeichnung verschieden ist, so kann
ohne genauere Untersuchung nicht gesagt werden, ob die Stücke zusammengehören oder
nicht. Altertümlich erscheint besonders das Pilasterkapitell (Abb. 18). Die Häufung der
Profile daran entspringt einer ältern künstlerischen Überlieferung; sie kann kaum gleich-
zeitig gedacht werden mit dem schönen Säulenkapitell (Abb. 19). Der steife stehende
Blattfries sieht altertümlich aus; noch mehr erinnert an ältere Terrakottaformen das Pfeifen-
ornament der Platte über dem Eierstab, wie wohl es ja sonst und besonders im ersten
Jahrhundert ein beliebtes Motiv zur Verzierung des Abakus ist. Bei dem Mangel an sorg-
fältigen Aufnahmen der gleichzeitigen Architektur ist leider ein endgültiges Urteil nicht
zu fällen.

Dasselbe gilt von dem kleinen Gesims, das auf Abb. 28 noch sichtbar ist.
Am Kyma sind die kleinen Bögen, die beiderseits von der Spitze des Zwischenblattes aus-
gehen und den Raum füllen, eigenartig — sie entsprechen aber genau den Formen am Kyma
unseres neu beobachteten Architravs.

Wir fragen aber nunmehr nach dem Bauwerk, dem das schöne dorische Geison
zugeteilt werden kann. Nachdem das Gebälk Taf. I mit Sicherheit jenem Bau mit dem
stumpfen Winkel, welche als die Regia erkannt ist (s. Abb. 2) angehört, ist unser Gesims
herrenlos. Denn zu den kleinen, wahrscheinlich unbedeutenden Nebenbauten der Regia
darf es kaum gezählt werden. Auch als Innenarchitektur der Regia kann es nicht gedient
haben; schon der Maßstab spricht dagegen. Eine Zugehörigkeit zu den benachbarten Tem-
peln des Divus Julius und der Castoren ist gleichfalls ausgeschlossen. Es bleibt nur ein
Monument in der Nähe, mit dem man die Stücke vermutungsweise zusammenbringen
könnte, der Triumphbogen des Augustus. F.

Daß neben dem Tempel des Caesar ein Triumphbogen stand, welcher dem Augustus
zum Andenken an die Wiedererlangung der im Partherkriege des Crassus (55 v. Chr.)
verlorenen Feldzeichen errichtet war, bezeugen die guten Veroneser Scholien zu Vergils
Aeneis VII, 605. Dort wird zu den Worten des Dichters Parthosque reposcere signa be-
merkt (p. 98 ed. Keil): quae Licinio Crasso interfecto interceperant Parthi; haec recepit Au-
gustus. Huius facti nicae repraesentantur in arcu, qui est iuxta aedem divi Iuli. Desselben
Monuments gedenkt Cassius Dio LIV, 8 (z. J. 734/20 v. Chr.): nach Wiedererlangung der
Feldzeichen (AuY0U(ITrj?) x:Xy)to<; ic, t/)v 7ioXi,v savjXaas, xal äiJjiSi TpoTraiorpopw stij/.tj&t) (andere
Stellen, welche die Tatsache berichten, ohne des Bogens zu erwähnen, verzeichnet

1 Zu vergleichen ist auch die bei Dürrn a. 0. gegebene Figur 405 (nach Photogr.), aus der die Feinheit der Ausbildung
wohl zu entnehmen ist.
 
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