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ten Knöpfen, alles auf dünnster Schnur aufgereiht, bildet ein sehr selbständiges Zier-
g] ierl.

Das Hauptstück der Bekrönung ist die eigentliche Sima B, die ziemlich steif
und steil gehalten ist. Als Ornament ist auf den Grund flach aufgelegt ein Lotosblüten-
und Palmettenfries; die Kelche sind durch liegende S-Linien miteinander verbunden.
Dasselbe Motiv kehrt in sehr gesteigerter und bereicherter Form im Fries wieder, da-
gegen strenger an die klassischen Vorbilder anschließend an der Sima des oberen Geis ns
(Abb. 36). " -

Die Überleitung zur Corona bildet ein lesbisches Kyma mit Perlstab. Wieder kommen
hier wie an den vorhergehenden Bauten mehrere verschiedene Kymatiendekorationen
nebeneinander vor. Hier hat das leicht gehöhlte Hauptblatt eine Mittelrippe, die ein-
gekerbt ist und sich oben gabelt. Die Zwischenblätter sind flach gewölbt, nach unten
mit schwach angedeutetem Grat. Die Zeichnung ist von der klassischen weit entfernt;
eine Öse ist nicht vorhanden, da der Umriß der Hauptblätter die übliche Schwingung
nicht hat. Weikert nennt diese Art: das naturalistische Schema1.

Der folgende Perlstab ist genau so wie der vorige, nur etwas flacher gebildet.

Die nach unten vorlaufende Corona schließt mit kräftiger Wassernase und tritt
dann schräg unterschnitten weit zurück. Hier sitzen in engen Abständen Sparren-Kon-
solen mit geschweifter Unterseite. Über die Konsolengesimse hat Delbrück gehandelt2,
im Anschluß an ihn dann Weigand3. Was Delbrück vorbringt ist mehr nur eine Zusammen-
stellung verschiedener Formen und ein völlig unbewiesener Versuch, den Konsolen-
gesimsen syrischen Ursprung unterzuschieben, womit das. Problem der Entstehung nur
verschoben, nicht gelöst ist. Weigands Ansicht tritt nicht klar hervor. Vermutlich sind
drei verschiedene Grundformen — also auch Ursprungsquellen — anzunehmen: 1. die
Sparrenkonsole, die aus der Übertragung des Sparrenendes in das Steingebälk über-
nommen worden ist, und am wahrscheinlichsten italisches Gut ist. 2. Die Blockkon-
sole, die vortretenden horizontalen Balkenenden entspricht, also vom ebenen Dachtypus
herrührt, und aus dem Osten: Ägypten und Kleinasien stammen kann. 3. Die Mutulus-
konsole, die eine Abwandlung des dorischen Mutulus im Sinne einer horizontalen BaJken-
kopfkonsole bedeutet. — Über die Konsolen soll zusammenhängend später gehandelt
werden. Hier handelt es sich also um Sparrenkonsolen, für die kennzeichnend die ge-
neigte Stellung ist, wie sie gerade an unserem Gesims vorkommt, und ihre beliebig wellen-
linig oder sonst geschweifte Unterseite, die an die Ausschnitte am hölzernen Sparrenkopf
erinnert. Eine Zusammenstellung solcher und ähnlicher Formen wird ebenfalls später
versucht werden. Vorwegzunehmen ist hier von dem Ergebnis nur so viel, als zum
Verständnis der Form nötig ist. Die Schrägstellung der Konsolen im Steingebälk ist
ein Zeichen für frühe Zeit; in der spätem augusteischen Epoche sind ohne Ausnahme
die Konsolen horizontal gelegt. Die Unterseite bekommt erst am Concordiatempel,
soweit wir sehen können, die von da an kanonische S-Linienform, vorher wechseln
verschiedene Bildungen. Unsere Konsole gehört also zu den frühen Beispielen. Der
Knauf an ihrem vorderen Ende weist auf die Endform bereits hin. Die Unterseite selbst
ist reicher profiliert als bei frühern Konsolen : ein Flechtband liegt hier in der Mitte auf
erhabener Leiste; an älteren Konsolen fand es sich in einer Einkerbung; ähnlich aber
kommt es auch vor an der Konsole des oberen Gebälkes (s. Abb. 36), des Mars-UItor- und
des Concordia-Tempels. Später ist es nicht mehr üblich, da sich dann das Akanthus-
stützblatt unter die Konsole legt. Hier ist das Flechtband noch als Flachornament be-

1 Weickert. Das lesbische Kymation. Diss. München 1913, S. 101.

2 a. 0. II, S. i64ff. :1 Jahrbuch 1914, S. 54.
 
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