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III. Basilica Aemilia.

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handelt, während es an der Konsole des Concordiatempels bereits durch tiefe Um-
bohrung wie losgelöst erscheint vom Grund. Die Seitenwangen werden von einer
Zwickelpalmette und einer Blütenranke nur zum Teil ausgefüllt. Das bekrönende lesbische
Kyma ist wieder nach römischer Art mit dem Kleeblattbogenmotiv dekoriert. Hier sind
die Ösen durch scharf vortretende Spitzen begrenzt, nicht durch weiche Übergänge wie
z.B. am Gebälk des Mars-Ultor-Tempels oder am dorischen Gesims (Augustusbogen)
vom Forum (Taf. II). Der Schnitt durch das Bogenprofil Sj ist in der Zeichnung F. Toebel-
manns nicht ganz deutlich, soll aber jedenfalls eine zarte Nute anzeigen, und dann ein
tiefes, aber nicht senkrecht zum Grund gerichtetes Zurückweichen des Profils, von dem
am oberen Rand ein Stück weggeschnitten wird. Der Grund selbst liegt ziemlich tief
(S3). Die an Stelle des Blattfleisches tretende stehende Blüte hat scharfen Umriß und
in der Gabelung zeigt sich ein kleines durch zwei Bohrlöcher losgetrenntes Mittelblatt.
,Der Eindruck des ganzen Ornaments hat etwas Preziöses. Auch der kleine Maßstab mag
dazu beitragen.

Schöne quadratische Kassetten füllen die Zwischenräume zwischen den Konsolen.
Der Kassettenrahmen wird durch ein zartes Eierstabprofil bereichert. Die Stege sind
ziemlieh breit im Verhältnis zur Eiform, und ohne Profil, der Maßstab ist dazu zu klein.
Sie sind auch mit den Zwischenblättern fest verwachsen. Weder diese noch die Eiform
hat man durch Umbohrung gelockert. Die Blattrose setzt sich aus vier breitlappigen
Akanthus- und vier glattrandigen Blättern zusammen; diese sind wie üblich hinter jene
gestellt. Also ein Wechsel der Umrißlinien, in dem man den Reiz der Form sucht. Aber
statt ziemlich oder ganz flach gelegter Blätter sind es jetzt mehr aufgerichtete, plastisch
entwickeltere Gebilde. Man vergleiche einmal hintereinander die Blattrosen von der Decke
des Rundtempels in Tivoli, vom Magna-Mater-Tempel, vom dorischen Gesims (Augustus-
bogen), vom Mars-Ultor-Tempel und vom Concordiatempel; die Entwickelungslinie liegt
klar: sie geht von der mehr zeichnerisch gesehenen Form allmählich über zum plastisch
reifen, raumfüllenden Gebilde. Unter dem glatten Stirnband, aus welchem die Konsolen
hervortreten, folgt auffallenderweise zunächst ein zarter Perlstab mit linsenförmigen Scheiben
und kurzen Perlen (D), nur wenig vom Grunde gelöst, in ein Hohlkehlprofil eingesetzt.
Darunter erst sitzt ohne Relation ein Eierstab, der sich von dem des Kassettenrahmens
nur durch größeren Maßstab und die tiefere Umbohrung der Eier und der Zwischenblätter
unterscheidet (S1 und S4). Ein hoher Zahnschnitt mit schmalen Zwischenräumen, deren
Grund gegen unten bauchig zurückgebogen ist, folgt. Ähnliche frühe Form findet sich
am Divus-Julius-Tempel. Das lesbische Kyma (E) leitet zum Fries über. Die Zeichnung
der Kleeblattbogen ist an der Öse womöglich noch spitziger als am Kyma der Konsole.
Die Randkanten sind steif und hart; durch eine Nut sind sie profiliert, und durch tiefe
Umbohrung losgelöst von den Blattkelchen und von den Zwischenblättern. Die Schnitte
Sx—S5 machen die Modellierung klar. Der normale Grund scheint als Hohlkehle hinter
dem Ornament durchzugehen.

Fries und Architrav bestehen aus einem Stück. Daß dieses nicht zu unserem Geison
sondern, wie Hebrard zeichnet, zur oberen Ordnung des Mittelschiffs gehört, ist wahr-
scheinlich, wie bereits gesagt worden ist. Unsere Tafel III gibt den Schnitt durch
das Profil; Abb. 36 die Ansicht. Über liegenden S-Linienstengeln erheben sich
abwechselnd größere oder kleinere Blütengebilde. Das Grundmotiv ist unverkennbar
der alte Lotos und Palmettenfries. Es ist eine Fantasie über das einfachere Thema. Neben
die Kelche, deren sonderbarer gelappter Umriß auffällt, treten beidseitig bewegte Halb-
palmetten, und an Stelle des Palmettenmotivs stehen Blattknospen, die von losen Blättern
umhüllt sind, und oben eine kleine Blüte tragen. Aus den Rankenstengeln, die geriefelt
sind, treten hier mit feinem Knoten abgesetzte Hüllblätter hervor, deren Spitzen sehr

Toebelmann, Gebülke.
 
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