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F. Toebelmann : Römische Gebälke.

anderen sicher vom Trajansforum stammenden steht, wird man annehmen dürfen, daß
auch der ersten Zeichnung ein Stück vom Forum, nicht vom Saturntempel als Vorlage
gedient hat. Eine andere Zeichnung ohne Ortsangabe, aber auch nicht mit dem Saturn-
tempel zusammenzubringen, findet sich im Conerschen Skizzenbuche f. 95. H.

Unser Gebälkstück ist einer der gesichertesten Reste von den Bauten Trajans. Es ist
auf dem Forumsplatz aufgebänkt. Ein schönes Stück des Frieses mit der anschließenden
Architravtaenia befindet sich, als Platte zugehauen im Lateran-Museum (s. Abb. 55).
Da gerade von ornamentalen Architekturstücken eine große Zahl unter der Marke „vom
Trajansforum" läuft, ist es wertvoll, den Charakter sicherer Teile trajanischer Architektur
in Rom fest zu umreißen.

Daß das Geison mit dem Architrav- mit Friesstück unserer Tafel ursprünglich ein
Gebälk bildete, ist nicht sicher. Da beide vom Trajansforum stammen, und stilistisch
unbedingt zusammengehören, und da sie auch maßstäblich ziemlich gut zusammen-
passen, ist ihre Zusammenstellung aber wohl geeignet, ein Bild von einem der kleineren
Gebälke der Forumsbauten abzugeben. Die große Unstimmigkeit über die Zusammen-
gehörigkeit der verschiedenen Gebälkreste vom Forum des Trajan wird Veranlassung
geben, in einem kleinen Exkurs an Hand der stilistischen Merkmale und der sicheren Ver-
hältnisse, eine geordnete Übersicht zu versuchen, in der dann auch die Teile des Gebälkes
von Tafel X ihren richtigen Platz bekommen sollen.

A. Eine glatte Sima, kräftig geschwungen und weit ausladend, bildet die oberste
Bekrönung. Unter ihr folgt ein lesbisches Kyma, getrennt durch ein kleines Plättchen.
Es ist steil gestellt; tief sind die Blätter gespalten, so daß die ganze Mitte als Grund zurück-
liegt. Die Außenränder und die Kolben der Zwischenblätter sind senkrecht umbohrt.
Es entstehen also innerhalb des Ornaments schwarze Umrißlinien, die nur nach unten
verschwinden, weil sich der Blattrand hier nur wenig vom Grund abhebt. Hart und klar
ist der Charakter der Zeichnung. Die Hängeplatte ist vorn und unten glatt. Konsolen
fehlen. Als Unterglieder folgen lediglich Eierstab, Zahnschnitt und Kyma. Es ist die
einfache jonische hellenistische Profilfolge.

B. Der Eierstab zeigt breite Ränder mit scharfkantigem tiefen Canalisprofil, eine sehr
tiefe Umbohrung des Eies, aber weniger Unterschneidung als am flavischen Gebälk (Taf .VIII).
Das Zwischenblatt ist ein schmaler Steg, dessen Mittelrippe scharf geschnitten ist. Die
flavische Pfeilform ist wieder verschwunden. Alles ist klar und knapp umrissen. Schön-
heit der Linie und Klarheit der körperlichen Form erscheinen als das
künstlerische Ziel der trajanischen Kunst.

C. Ein glattes Plättchen —■ es ist bezeichnend, daß kein Perlstab nach griechischem
Muster folgt — vermittelt den Übergang zum Zahnschnitt. Die Vorderseite zeigt die
Form des stehenden Rechtecks; in den ziemlich breiten Zwischenräumen ist der Grund
bis auf die volle Tiefe des Zahnes herausgeholt; vorne verbindet ein schwacher Steg, ein
letzter Rest der flavischen Zwischenglieder, die Zähne.

D. Straff gespannt und steil gestellt ist das abschließende Kyma. Die Kleeblatt-
bogenform ist fast wie ein Hufeisenbogen verzogen. Hoch und eng gereiht sind die Motive.
Scharf geschnitten ist der Rand der Bögen, wie am Eierstab als Canalis geformt. Das ist
gegenüber früher eine neue Art der Bildung. An Stelle des Hauptblattes erhebt sich auf
kurzem Stiel eine tulpenartige Blüte. Die Zweiteilung erinnert noch an die alte gabelige
Spaltung der Blattrippe des ursprünglichen Hauptblattes. Die Zwischenblätter haben
jedoch ihre alte grätige Form behalten. Durch die Umbildung des Hauptblattes, das
durch eine selbständige Blüte ersetzt wird, erscheint das Ornament aufgelöst in ein geo-
 
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